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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)
Autoren: Frank Wittig
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Das Buch beinhaltet Aussagen von Experten, von Insidern, persönliche Schicksale von (Beinahe-)Opfern und weitere »Geschichten«, auf die ich bei meinen Recherchen gestoßen bin. All das, um das Wirken der weißen Mafia in unserem Gesundheitssystem möglichst vielschichtig darzustellen.
    Am Ende des Buches stehen Tipps für Sie, wie Sie Ihr Risiko, Opfer der weißen Mafia zu werden, verringern können. Und einige Vorschläge für Änderungen in unserem Gesundheitssystem. Änderungen, die es der weißen Mafia in Zukunft schwerer machen könnten, uns auszubeuten und uns mit überflüssiger Medizin zu schaden. Und ganz am Ende werde ich Sie um Ihre Hilfe bitten, die Debatte über die Medizinwende in unserem Land anzuschieben.

1. Meister der Überversorgung
Der Klassiker: Orthopädie
    Eine Operation, die in Deutschland jedes Jahr 70 000-mal durchgeführt wird: ein Nonsenseingriff? An sich vollkommen wirkungslos. Der Ertrag – etwas weniger Knieschmerzen – nur ein Placeboeffekt? Das hört sich krass an. Ist aber durch eine exzellente Studie belegt. Eine Studie, über die schon häufiger in den Medien berichtet wurde. Vielleicht haben auch Sie schon davon gehört. Die Studie von Bruce Moseley. 1 In Fachkreisen kennt sie jeder. Obwohl sich die Orthopäden immer noch hartnäckig weigern, Konsequenzen für ihr medizinisches Handeln daraus zu ziehen. Schließlich macht die Zunft mit diesem Eingriff etwa 150 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Ein prima Geschäft. Das lässt man sich nicht gerne kaputt machen. Die Rede ist von der endoskopischen Knorpelglättung im Knie.
    Die Knorpelglättung ist ein Eingriff, der mit einem plausiblen Konzept aufwartet: Knorpelflächen im Knie sind Gleitschichten, die für die Beweglichkeit des Kniegelenks eine wichtige Rolle spielen. Optimalerweise sind diese Gleitflächen so glatt wie ein frisch gepelltes Ei. Doch bei uns Zweibeinern werden diese nur wenige Quadratzentimeter großen Gleitlager arg strapaziert. Arthrose im Kniegelenk, also der Verschleiß des Knorpels, ist daher ein weitverbreitetes Problem. Es beginnt damit, dass die Oberfläche der Knorpelschichten rau wird. Und wenn Sie Knieschmerzen haben und Ihr Orthopäde Ihnen erzählt, dass die Knieschmerzen durch die beschädigte Knorpelschicht verursacht werden, dann glauben Sie ihm das. Das mechanische Konzept leuchtet sofort ein. Und warum sollte Ihr Orthopäde Ihnen etwas anderes erzählen als die medizinische Wahrheit?
Auf Tauchstation im Knie
    Die Standardtherapie, wie sie auch in den medizinischen Leitlinien der zuständigen Fachgesellschaft vorgeschrieben ist (DGOOC, Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie), lautet: Glätten und Spülen. Und zwar mit Hightechmedizin. Das Glätten wird sehr elegant mit einem Endoskop vorgenommen: Das nur dreieinhalb Millimeter dünne Endoskop mit einer Fräse an der Spitze wird in das Gelenk geschoben. Die Fräse raspelt über die Oberfläche, entfernt Unebenheiten und glättet das Gleitlager. Mit einer Endoskopkamera – das Bild erscheint auf einem Monitor über dem OP-Tisch – überwacht der Orthopäde seinen Eingriff. Anschließend wird gespült, um freien Knorpel aus dem Gelenk zu entfernen. Am Ende zeugen nur noch zwei kleine Einschnitte am Knie von der Prozedur. Und viele Patienten haben weniger Schmerzen. Klasse, oder?
    Ein Mann hat dieser beliebten Methode den Nimbus genommen: Dr. Bruce Moseley. In seiner Zunft ein angesehener Mann. Er war Orthopäde der amerikanischen Basketball-Nationalmannschaft. Wahrscheinlich die höchste Position, die man in seiner Fachdisziplin auf unserem Globus erklimmen kann. Er hat seine epochale Studie am Baylor College of Medicine in Houston durchgeführt. Veröffentlicht hat er sie im New England Journal of Medicine , einer der drei bedeutendsten medizinischen Fachzeitschriften der Welt. Er wollte in seiner Studie prüfen, wie viel vom offensichtlichen Erfolg der Therapie jeweils auf das Konto des Glättens oder Spülens geht. Vielleicht käme man ja auch nur mit einer der beiden Prozeduren aus. Spülen ohne vorheriges Fräsen zum Beispiel könnte durchaus Sinn machen, wenn die Schmerzen nur von freien Knorpelstückchen im Gelenk verursacht würden. Also sollte die Studie zwei »Arme« haben: Spülen und Glätten. Die Idee, die zwei Jahre später Orthopäden rund um den Globus in Angst und Schrecken versetzen sollte, kam von Moseleys Assistentin. Sie sagte: »Warum machen wir nicht auch gleich einen Placeboarm?« Ihr Chef fand
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