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Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Titel: Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
Autoren: Stella Brightley
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seltsam unkoordiniert. War er etwa betrunken? Sie fuhr in der Wanne hoch.
    »Ich wollte dir nur sagen, ich fand unser Treffen heute sehr«, er suchte nach dem passenden Wort, »sehr unbefriedigend. Ich möchte, dass wir uns noch mal sehen. Auf jeden Fall! Noch einmal! So wie das gelaufen ist heute, das hätte Margaret nicht gefallen!«
    Der Apparat piepte. Alex hatte aufgelegt.
    Emma ließ sich wieder ins Wasser gleiten. Sie verstand die Welt nicht mehr. Natürlich hatte er Recht. Ihrer Mutter hätte diese Begegnung mit Alex nicht gefallen. Sie hatte sich das bestimmt anders vorgestellt. Aber wieso war Alex betrunken? Er trank nie über das Maß. Und warum wollte er sich wieder mit ihr treffen? Hatte er immer noch nicht genug? Die Frage bereitete ihr Kopfschmerzen und sie verschob auch hier die Antwort auf den morgigen Tag. Als sie die Augen schloss, empfing sie endlich der lang ersehnte Schlaf.

    Emma träumte. Sie lief einen dunklen Gang entlang. Rechts und links unzählige Türen. Eine Tür war offen. Laute Musik dröhnte auf den Gang. Emma trat ein. Im Raum tanzten Menschen. Junge Menschen, Anfang Zwanzig. Ekstatisch bewegten sie sich zu den heftigen Rhythmen. Mit dem Rücken zu Emma tanzte ein junges Mädchen. Sie war nur spärlich gekleidet und hatte eine phantastische Figur. Um sie herum Männer, die sie mit ihren Blicken verschlangen.
    »Hey, da ist ja dein Double!«
    Einer der Männer hatte Emma entdeckt und tanzte auf sie zu. Die Frau drehte sich um. Es war Tatjana.
    »Das ist nur meine Schwester! Wenn du dich nicht langweilen willst, sprich sie einfach nicht an.«
    »Deine Schwester? Wow! Hallo Schwester!«
    Einer der Männer packte Emma und zog sie an sich. Sie riss sich los. Da wurde sie von hinten von einem zweiten Mann gepackt.
    »Die Schwester ist wohl etwas widerspenstig, was?«
    Der Mann zog Emma auf ein Bett. Sie riss sich los und lief unter dem lauten Gelächter der Männer zurück in den Gang.
    Dann war sie plötzlich an einem See. Vor ihr saß Alex. Er starrte aufs Wasser, das in einem tiefen Blau den Himmel widerspiegelte. Ein Bild voller Harmonie. Emma war unsicher. Sollte sie Alex ansprechen? Ein Schatten glitt durch das Wasser. Eine wunderschöne Frau erhob sich aus den Wellen. Sie lächelte sanft. Alex beugte sich zu ihr. Emma wurde nervös. Etwas lag in der Luft. Gefahr! Plötzlich schnellt die Frau nach vorn und zog ihn ins Wasser. Er versuchte sich zu befreien, doch die Frau hatte Bärenkräfte. Mit einem hilflosen Blick versank er in der Tiefe. Emma zögerte keine Sekunde. Sie sprang ihm nach und griff nach seiner Hand. Verzweifelt versuchte sie ihn an die Wasseroberfläche zu ziehen, aber die Kraft, die nach unten zog, war stärker. Emma wollte ihn nicht loslassen und zusammen mit ihm versank sie in der Tiefe. Sie rang nach Luft und das Wasser, das in ihre Lungen drang, verkündete ihr den Tod.

    Emma fuhr hoch und schnappte nach Luft. Keuchend saß sie in der Badewanne. Sie war eingeschlafen und mit dem Kopf unter Wasser geraten. Hustend und schluchzend rannte sie ins Schlafzimmer und glitt nass wie sie war, ins Bett. Dort kauerte sie sich zusammen und wimmernd versuchte sie den Alptraum loszuwerden, der sich immer und immer wieder in ihrem Kopf abspielte: Tatjana als böse Schwester, Nymphe, Verführerin?
    War das die Tatjana, die sie kannte? Nein! Ihre Schwester war stürmisch, überschwänglich, impulsiv und tierlieb. Sie hatte ein Pferd besessen, dem ihre ganze Leidenschaft galt. Jede freie Minute verbrachte sie im Sattel. Tatjana liebte das Risiko. Sie war übermütig und frech und hatte ein loses Mundwerk. Aber bösartig? Niemals!
    Emma wollte darüber nicht nachdenken und zog sich die Decke über den Kopf. Doch immer wieder schreckte sie hoch. Tatjanas Gesicht, das aus den Wellen auftauchte und Alex unter Wasser zog, gönnte ihr keine Ruhe. Stunden später fiel sie endlich in einen unruhigen Schlaf.

    Am Morgen weckte sie das Telefon. Es stand direkt neben dem Bett. Sie griff nach dem Hörer.
    »Hallo?«
    Am Apparat war Henry Dillingham.
    »Guten Morgen Emma! Na, wie war´s gestern bei Mr. Landon?«
    Emma war schlagartig hellwach.
    »Furchtbar! Er findet mich furchtbar! Ich bin nach zehn Minuten gegangen!«
    »Du meinst, die Stunde hat gar nicht stattgefunden?«
    »Na ja, er hat mich mitten drin sitzen lassen und ich habe meine Sachen gepackt. Wie ich schon sagte, er will nicht mit mir musizieren!«
    »Tatsächlich? Mir hat er erzählt, er wolle sich noch mal mit dir
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