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Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms

Titel: Die Wälder am Fluss - Lansdale, J: Wälder am Fluss - The Bottoms
Autoren: Joe R. Lansdale
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war, ging er zu Miss Maggie. Vielleicht hoffte er, sie würde sagen, alles sei nur ein schlechter Scherz gewesen oder etwas in der Art – wir werden es nie herausfinden. Oder vielleicht hatte Red auch beschlossen, die einzige Person aus dem Weg zu räumen, die mit Sicherheit wusste, dass er nicht weiß war.
    Wie gesagt: Wir werden’s nie wissen. Aber das Bewusstsein dessen, was er war und was er getan hatte, trieb ihn dazu, sich mit einer wüsten Tätowierung quer über die Brust, mit heißem Teer und mit einem qualvollen Erstickungstod zu foltern.
    Vielleicht hatte das auch der Klan gemacht. Vielleicht war rausgekommen, dass Red schwarz war und eine Tätowierung mit den Namen von nahezu einem Dutzend weißer Frauen hatte. Oder sie hatten es getan, weil sie Wind bekommen hatten von Reds Versuch, Mose zu retten.
    Man kann es nicht mit Sicherheit sagen. Das Leben ist nicht so. Es ist nicht wie eine von Grandmas Kriminalgeschichten; nicht alles löst sich säuberlich auf.
    Wie auch die Sache mit dem Bildchen in Moses alter Hütte, das mit einem Bleistift koloriert worden war.
    Was hatte es damit auf sich?
    Hatte Mose das gemacht?
    Er hatte kein Bild von seinem Sohn besessen; hatte er sich also eins gemacht, um es zu dem seiner Frau zu stellen, die er vor langer Zeit verloren hatte? Hatte er einfach irgendeines angemalt, das ihn an seinen Sohn erinnerte?
    Oder hatte Cecil es dort hingestellt?
    Er hatte es gemocht, zusammengerollte Zeitungsfetzen in seine Opfer zu stecken, und er hatte Bildchen aus dem Sears & Roebuck aufgehängt – aus welchem Grund auch immer. Er hatte seine Opfer damit ausgestattet. Dachte er, in gewisser Weise sei auch Mose sein Opfer, weil Mose wegen Cecils Verbrechen hingerichtet worden war? Er hatte keine Gelegenheit, das Bild in Moses Körper zu tun – hatte er es deshalb in die Hütte gebracht?
    Und was war auf den anderen zusammengerollten Papierchen gewesen? Bilder von Frauen? Gab er diesen Bildern die Schuld für das, was er tat? Für die Lust und den Mord?
    Hier im Seniorenheim lebte bis er abging ein pensionierter Psychiater; ich habe ihm meine Geschichte erzählt und ihn gefragt, was er über diese Papierchen dachte. Genaues konnte er nicht sagen, vermutete aber, dass die Papierfetzen vielleicht aus Artikeln stammen, in denen es um Frauen ging, vielleicht um Verbrechen, die mit Frauen zu tun hatten.
    Viele Dinge könnten dahinter stecken, sagte er, aber keines davon war eine Antwort.
    Damals wusste ich nicht, was es damit auf sich hatte; und jetzt weiß ich es immer noch nicht.
    Es gibt nicht mehr viel zu erzählen. Nur noch ein paar allgemeine Sachen. Für kurze Zeit war ich ein Held, dann beruhigte sich alles wieder, und wir widmeten uns den Dingen, denen sich alle widmeten. Und schließlich hat die Schule doch noch eine Lehrerin aufgetrieben, und dann waren es sogar mehrere, und wir gingen regelmäßig hin. Ich kam bis zur zehnten Klasse. Tom hat bis zum Schluss durchgehalten, und ein paar Jahre später ist sie sogar aufs College gegangen.
    Grandma hat sich von der Nacht in den Wäldern am Fluss nie wieder ganz erholt. Es war, als habe die Angst, die sie in dieser Nacht überfallen hatte, ihr die letzte Kraft genommen; sie machte sie alt und ihr Herz kaputt. Ab und zu sah sie noch Mr. Groon, aber das half auch nichts. Sie wurde krank, hütete ungefähr ein Jahr lang das Bett, und dann, eines Morgens, wachte sie nicht mehr auf.
    Zu der Zeit lebten wir schon in einem neuen Haus in der Stadt, Daddy hatte dort fünf Morgen Land gekauft. Hinten gab es einen kleinen Friedhof mit der Grabstätte einer längst vergessenen Familie, die die Leute, die vorher hier lebten, respektvoll gepflegt hatten. Wir taten das ebenfalls. Grandma wurde dort beerdigt, unter einer großen Eiche, die dort immer noch steht – wenigstens stand sie vor zehn Jahren noch, als ich dort war, als ich mich noch bewegen konnte. Das Grab sieht man nicht mehr; es ist eins geworden mit der es umgebenden Erde. Das ist genau das, was Grandma immer gewollt hatte: von den Würmern verzehrt und dadurch über ganz Texas verteilt werden.
    Auch Toby liegt irgendwo dort.
    Nach den Geschehnissen, von denen ich erzählt habe, lebte er noch ganze fünf Jahre. Er hatte das neue Grundstück gemocht, und jetzt durfte er auch offiziell ins Haus. Eines Morgens ließ Daddy ihn heraus, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Er humpelte die Stufen herunter und verschwand. Als der Abend dämmerte, war er immer noch nicht zurück. Am
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