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Die Wächter Edens

Die Wächter Edens

Titel: Die Wächter Edens
Autoren: Stephan Bellem
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Selbstmord?«, fragte sie, während sie zu ihm aufschloss.
    Tom zuckte mit den Schultern. »Das Opfer war wohl ein Obdachloser – interessiert sich überhaupt jemand dafür?«
    »Ich schon«, hielt sie dagegen.
    Tom seufzte. »Ed hat bereits so was durchscheinen lassen.«
    »Was denn?«
    »Dass du Ärger bedeutest«, sagte Tom unumwunden. Arienne stutzte für einen kurzen Moment und Tom fuhr fort. »Schau mal, Ari. Der Tote ist ein mittelloser Penner. Einer, den niemand bemerkte, als er am Straßenrand saß. Wofür die Mühe?« Sie verließen den Treppenaufgang und Tom steuerte zielsicher eine winzige Bäckerei an, die direkt daneben lag. »Die Polizei wird ermitteln, wir werden darüber schreiben – und übermorgen hat man es wieder vergessen.«
    Die Tür schwang auf, begleitet von einem leisen Glockenspiel und die Verkäuferin blickte mit freundlichem Lächeln auf. »Grüß Gott.«
    »Zwei Milchkaffee, eine Mohnschnecke und …«, er sah Arienne fragend an. »Möchtest du noch was?«
    »Eine Kirschtasche.«
    Tom nickte der Frau hinter dem Tresen zu, bezahlte und sie stellten sich an einen wackeligen Stehtisch. Er riss immer kleine Stücke der Schnecke ab und tunkte sie dann in den Kaffeebecher. Schon bald schwamm in dem hellbraunen Gesöff eine nicht unbedeutende Menge Mohn, was Tom allerdings nicht im Geringsten zu stören schien.
    Arienne hatte lange geschwiegen, da ihr auf seine einfache und harte Wahrheit keine schlaue Erwiderung einfallen wollte, doch schließlich machte sie einen Versuch. »Und wenn wir beweisen könnten, dass es Mord war?«
    Tom zuckte erneut die Achseln. »Und was wäre damit gewonnen? Dann bleibt das Opfer noch immer ein Penner, den niemand vermisst.«
    Arienne nickte langsam. »Aber wenn wir eine Verbindung zu anderen …«
    »Halt!«, unterbrach er sie. »Zieh mich nicht in deine fixe Idee der Mordserie mit rein.«
    »Aber findest du die Ähnlichkeit nicht auch seltsam?«, fragte sie ihn direkt.
    Tom dachte einen Moment über ihre Worte nach. »Zwei Brandopfer, die beide stark alkoholisiert waren, Ari, das ist vielleicht ungewöhnlich, aber noch lange nicht verdächtig.«
    »Okay, aber was, wenn ich dir beweisen kann, dass der Tote nicht allein in der U-Bahn-Station war?«
    »Wie?«, fragte Tom, doch sein Ton klang schon viel weniger abweisend und deutlich interessierter.
    »Die Überwachungskameras!«, sagte Arienne triumphierend. »Die haben sicherlich alles aufgezeichnet.«
    Tom lächelte. »Denkst du wirklich, ich wäre nicht schon auf dieselbe Idee gekommen? Da unten gibt es keine Kameras, weil die Station kaum genutzt wird. Es gibt nur ’ne Notrufsäule.« Er nahm den letzten Schluck aus dem Kaffeebecher. »Du verrennst dich da in was, glaub mir. Aber so waren wir alle mal am Anfang.«
    Arienne seufzte resigniert. »Vielleicht hast du recht.«
    »Gehen wir in die Redaktion«, sagte Tom versöhnlich. »Den Mist hier abtippen.«
    Vor der Tür der Bäckerei hielt Tom noch einmal kurzinne und kontrollierte den Inhalt seines Portemonnaies. »Warte, ich muss noch Geld holen«, raunte er in Gedanken.
    Arienne deutete auf die Fassade neben der Bäckerei. »Tut’s der hier?«
    Tom blickte in die Richtung, in die sie zeigte, und schüttelte verblüfft den Kopf. »Der Geldautomat ist mir gar nicht aufgefallen«, lachte er.
    »Ja, der ist auch ziemlich unscheinbar«, pflichtete Arienne bei. »Aber es ist ganz praktisch, den so nah …« Sie verstummte, starrte wie vom Blitz getroffen auf den Automaten. »Das ist es!«, rief sie aus, blickte sich dann aber gleich verstohlen um.
    »Was ist was?«
    Sie lächelte triumphierend. »Sieh dir den Kasten mal genau an.«
    Tom untersuchte das Gerät und verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. »Nicht schlecht. Aus dir wird ja doch noch eine gute Reporterin!«
    Über dem Geldautomat saß eine kleine Kamera, deren Objektiv sie anzustarren schien.
    Tom ging zum Automaten hinüber, drehte ihm den Rücken zu und taxierte den Kamerawinkel. »Könnte knapp werden«, stellte er fest. »Vielleicht nur ein Eck der Treppe – wenn überhaupt.«
    »Zu welcher Filiale gehört er?«, fragte Arienne.
    Tom prüfte das Informationsschildchen. »Nicht weit von hier«, sagte er. »Vielleicht zehn Minuten zu Fuß.«
    »Dann schauen wir uns mal das Band von letzter Nacht an.«
     
    Als sie in der Bank eintrafen – einer kleineren Filiale des größten Kreditinstituts der Stadt –, rieb Arienne sich voller Tatendrang die Hände. »Wie kommen wir jetzt an
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