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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe
Autoren: Jason Dark
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sein sollte.
    »Das brauchst du nicht mehr zu wissen. Du bist tot, Boque, ja, du bist tot, und ich rede schon mit einem Toten, auch wenn du noch atmen kannst. Aber nicht mehr lange, mein Freund. Wirklich nicht mehr lange, das verspreche ich dir.«
    »Nein, verdammt…«
    »Wie der Page, der den Kopf brachte. Auch er mußte sterben, denn ich mag keine Zeugen.«
    »Verdammt!«
    »Du hast geredet, Boque. Du bist ein Schwätzer, ein verdammter Schwätzer, ein toter Schwätzer.«
    Nach diesen Worten hob der Häuter sein verfluchtes Messer an. Boque merkte, daß der Druck nicht mehr vorhanden war. Er hob den Blick, er wollte sehen, was mit der Klinge geschah.
    Die hatte der Mann gekantet…
    Jetzt zeigte die geschärfte Seite nach unten. Auf ihr brach sich das Licht und huschte wie ein Reflex über Boques Gesicht. Es war das letzte, was er in seinem Leben sah.
    Der Häuter schlug zu.
    Ein Hieb reichte aus, dann aber warf er die Leiche zu Boden und machte sich an sein eigentliches Werk…
    ***
    Wir legten an!
    Es war zwar ein Schiff, trotzdem kam es mir vor wie ein beleuchtetes, schwimmendes Kunstwerk, das auf dem dunklen Wogenteppich schaukelte und dessen farbige Lampions wie Sterne wirkten, die es im weiten All nicht mehr ausgehalten hatten und wesentlich tiefer gefallen waren, um über der Wasserfläche stehenzubleiben.
    Ich hörte die Stimmen, die Musik und das Gelächter oben an Bord der Esmeralda und mußte zugeben, daß diese Yacht nicht gerade zu den billigsten gehörte.
    Sie war ein langgestrecktes, schnittiges Schiff, weiß angestrichen, sicherlich mit allem Komfort ausgestattet und natürlich auch mit einem Fallreep, das von Bord aus nach unten gelassen wurde, sich automatisch einhakte und nun von den Passagieren aus dem Boot als Gang benutzt werden konnte.
    An Deck knallten die Champagnerkorken. Karibische Musik wehte über das Wasser. Tänze stampften über die Planken. Mambo, Limbo, selbst der Lambada wurde später noch hervorgeholt.
    Suko und ich ließen den anderen den Vortritt. Manche von ihnen benahmen sich wie kleine Kinder. Da gebärdeten sich die Herren im Silberhaar schlimmer als die Schuljungen. Jeder wollte als erster an Deck sein und sich unter die Gäste mischen.
    Unser Steuermann verzog verächtlich die Lippen. Als er sah, daß wir ihn dabei beobachtet hatten, grinste er und fragte, ob wir wirklich an Deck gehen wollten.
    »Sicher.«
    »Aber Sie passen nicht dazu.«
    »Wir werden es schon lernen«, sagte ich und wollte dann mehr über Surenuse wissen. Um ihm die Antworten schmackhaft zu machen, lockte ich mit einem Geldschein.
    »Die Frau ist etwas Besonderes, selbst hier in diesem verrückten Monte Carlo.«
    »Wieso? Weil sie Witwe ist?«
    »Nein, das nicht.«
    »Sondern?«
    Er schabte über sein Kurzhaar. »Ist schwer zu sagen, wissen Sie. Wenn die Surenuse einlädt, dann kommt man eben. Die hat Macht, die hat Einfluß, die kennt jeden.«
    »Und sie hat Geld.«
    »Und ob.«
    »Wie verdient sie es denn?« wollte Suko wissen, der neben mir stand und den Gästen zuschaute, die hochkletterten und an Deck von Helfern in Empfang genommen wurden.
    Der Mann fing an zu lachen. Er stand uns nicht mehr so distanziert gegenüber und hatte herausgefunden, daß wir nicht zu den angeblichen ›Promis‹ zählten. »So etwas dürfen Sie mich nicht fragen. Hier in Monaco ist alles anders. Man hat die Kohle, man spricht nicht darüber, man lächelt höchstens, trinkt auf den Fiskus, dem man entwischt ist, und verwandelt sein Leben in ein Spiel. Monaco ist ein einziges Fest aus überschäumender Freude und Depressionen oder Tränen. Nicht grundlos wird es Gambling-City oder Las Vegas sur mer genannt. Das Knistern der Geldscheine übertönt hier das Plätschern der Wellen.«
    »Was gefällt Ihnen denn an Las Vegas sur mer?« fragte ich den Bootsfahrer amüsiert.
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Wäre nicht schlecht.«
    Wir hatten noch etwas Zeit, denn die Gäste kletterten auch weiterhin an Deck.
    »Ich bin Monegasse«, erwiderte er. »Monaco ist ein Dorf, eine Stadt und ein Land. Für mich ist das Hafenviertel Condamine mein Monaco. Da gibt es noch die kleinen Gassen und den täglichen Markt auf der Place d'Armes.«
    »Nicht der Fürst und seine Familie?«
    Der Mann winkte ab. »Die thronen nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes hoch oben. Ist alles zu weit weg, wissen Sie. Genau wie diese Gesellschaft hier.« Er biß sich auf die Zunge, weil wir ja auch dazugehörten.
    Ich lachte nur. »Keine Sorge, wir
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