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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe
Autoren: Jason Dark
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sind gewissermaßen beruflich hier eingeladen.«
    »Hatte ich mir fast gedacht.« Er gab mir den Schein zurück. »Hier, Monsieur, wir kleinen Leute müssen zusammenhalten.« Bevor ich ihn nehmen konnte, hatte er ihn schon in meiner Jackettasche verschwinden lassen. »Um noch mal auf die Surenuse zu sprechen zu kommen. Sie hat Geld, sie ist eine Witwe, und alle hier nehmen an, daß sie das Vermögen ihres verstorbenen Mannes nun verpraßt. In den Klatschgazetten stand etwas von einhundert Millionen Dollar.«
    »Das ist eine Menge.«
    »Klar, dafür muß eine alte Frau lange stricken.«
    Suko wollte wissen, wann er zurückkäme, um die Gäste wieder abzuholen.
    Der Bootsführer schaute auf seine Uhr. »Ich fahre erst mal zurück zur Anlegestelle, dann komm' ich wieder und werde hier festmachen. Ich warte praktisch darauf, daß die Fete zu Ende ist. Der Kollege mit dem zweiten Boot kommt auch nachher wieder.«
    »Übernachten auch welche?«
    Der Mann grinste Suko an. »Was man so übernachten nennt. Die Pärchen, die nicht aus den Betten kommen, bleiben dann auch die Nacht über und zischen am nächsten Mittag wieder ab. C'est la vie, mes amis. Wir leben hier locker und lässig.«
    »Das haben wir auch schon festgestellt.«
    »Es wird Zeit für Sie, an Bord zu gehen.«
    Wir nickten ihm zu. »Und danke für die guten Tips.«
    Er winkte ab. »War ja froh, mal mit normalen Menschen reden zu können. Aber Reporter sind Sie nicht — oder?« Sein Gesicht zeigte einen mißtrauischen Ausdruck.
    »Nein, keine Sorge.«
    Über die Reling hinweg beugten sich zwei Männer, die zur Besatzung der Yacht gehörten. Sie winkten uns zu, denn wir waren die letzten. Suko ging vor. Als ich ihm folgen wollte, bekam ich noch eine letzte Information. »Dieser verstorbene Mann der Surenuse war kein Franzose, nicht einmal Europäer. Der stammte aus der Karibik, und den Tick hat sie behalten. Die Frau steht irre auf die Karibik.«
    »Inwiefern?«
    »Werden Sie rasch merken. Die macht doch hier eine Karibik-Party…«
    Der Mann tippte gegen seine Stirn, dann ließ er mich gehen. Suko stand bereits an Deck, wo noch einmal seine Karte kontrolliert wurde. Mit mir machte man dasselbe. Ein bärtiger Seemann in weißer Operettenuniform kümmerte sich darum, war zufrieden und wünschte mir anschließend viel Spaß.
    Wir waren noch zu früh gekommen, denn die Zeremonie der Begrüßung war noch nicht beendet.
    Und wie sie das machte! Da kamen wirklich alle Vorurteile zusammen. Jeder Gast wurde von ihr willkommen geheißen, als wäre gerade er der beste Freund der Witwe. Und all dies geschah mit einem Überschwang, der schon unnatürlich wirkte.
    Aber das wollte man hier, das war man gewöhnt, das verlangte man. Wäre es anders gewesen, hätte die Gastgeberin ihre Fete wohl allein feiern können.
    Sie war dabei, ihre Küßchen zu verteilen wie ein umherstreunender Straßenköter seine Flöhe.
    Die Schmatzer klatschten links und rechts auf die Wangen der Gäste, die Stimmen schrillten überfröhlich, und mir schwante bereits Übles, als ich daran dachte.
    Aus dem Hintergrund erklang Musik. Es waren tatsächlich karibische Rhythmen, die locker über das festlich beleuchtete Deck der Yacht flössen.
    Das Schiff war so groß, daß ein Pool bequem Platz hatte. Seine Fläche war allerdings noch abgedeckt, wahrscheinlich konnten die Gäste dort tanzen. Ich ging davon aus, daß der Pool zu fortgeschrittener Stunde geöffnet wurde.
    Suko stand noch immer vor mir. Als er dies ändern wollte, schüttelte ich den Kopf. »Nein, nein, bleib mal da, wo du bist. Du bekommst schon deine Küßchen.«
    »Kameradenschwein!« flüsterte er mir zu.
    »Du hast dich auch vorgedrängt.«
    Die Schlange vor uns wurde kürzer. Ich konnte die Frau jetzt besser sehen.
    Tja, wie sollte man sie beschreiben? Okay, sie war eine Frau, nicht zu übersehen, gleichzeitig aber auch ein Ereignis. Das hatte mit der Körpergröße nichts zu tun, obwohl sie für eine Frau sehr groß war. Ihr Haar war füllig und trotzdem kurz geschnitten. Das Licht warf rötliche Reflexe auf den Kopf und verfing sich in den mahagonifarbenen Strähnen. Sie war eine Weiße. Ich schätzte sie auf ungefähr fünfunddreißig. Ihr Gesicht war schmal geschnitten, perfekt geschminkt mit großen, dunklen Augen. Sie trug ein enges, knallrotes Kleid, natürlich schulterfrei, wobei der Stoff sich in Höhe der Knie glockenförmig ausbreitete. Schmuck bedeckte den Hals bis zum Ansatz der halb freiliegenden Brüste, und alles an
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