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Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Titel: Die vollkommene Kämpferin (German Edition)
Autoren: Aimée Carter
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Kämpfer, nicht so, wie Lux es offensichtlich war. Konnten Götter andere Götter verletzen? Ich hatte keine Ahnung.
    In einem Anfall von Verzweiflung packte ich Lux am Pferdeschwanz und zog ihn ruckartig zurück. Es reichte, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und fluchend rappelte er sich wieder auf die Füße.
    Jetzt kam er auf mich zu, und ich stolperte rückwärts. Fantastisch. Mr. „Freier Oberkörper“ kämpfte nicht nur gern, er hatte außerdem offensichtlich kein Problem damit, Mädchen zu schlagen. Was ja so weit in Ordnung gewesen wäre, hätte nicht meine einzige Selbstverteidigungstechnik darin bestanden, dem Angreifer das Knie in die Weichteile zu rammen und dann so schnell zu laufen, wie ich konnte.
    „Lux“, erklang plötzlich eine leise Stimme. Sie schien zwischen den Bäumen hervorzudringen, als würde der Wind sie zu uns tragen, und Lux blieb wie angewurzelt stehen. Allerdings wandte er den Blick keine Sekunde lang von mir ab, und wäre er nicht kurz davor gewesen, mir eine zu verpassen, hätte ich gar nicht unbedingt etwas dagegen gehabt. Seine Augen hatten einen wunderschönen Braunton. Was für eine Schande, dass er so jähzornig war.
    „Ich hab dir gesagt, du sollst da bleiben“, presste Lux zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Geh zurück ins Haus.“
    „Sie sind nicht hier, um uns zu schaden.“ Ein zweiter junger Mann trat zwischen den Bäumen hervor, und ich musste zweimal hinsehen. Er und Lux waren quasi identisch, bis hin zu ihren abgewetzten Jeans und der Abneigung gegen Oberteile. „Lass sie gehen.“
    Prüfend hielt Lux meinen Blick fest, als sei er sich sicher, er würde irgendeine Art von böswilliger Absicht entdecken, wenn er mich nur intensiv genug anstarrte. Allerdings suchte James sich genau diesen Moment aus, um sich stöhnend aufzusetzen, und Lux stob von mir fort, um sich schützend zwischen James und seinen Bruder zu stellen. So bedrohlich war ich dann offenbar doch nicht. „Sie sollten nicht hier sein.“
    „Genauso wenig wie ihr“, nuschelte James. Mühsam rappelte er sich auf, aber zu meiner Erleichterung sah er unverletzt aus. Bloß ein bisschen benommen. „Was macht ihr zwei wieder in Griechenland?“
    Der Bruder, der James nicht zu Brei geschlagen hatte, zuckte mit den Schultern. „Du weißt doch, was man sagt: Versteck dich da, wo sie als Letztes suchen würden. Wir sind sowieso nur auf der Durchreise.“
    „Und brechen augenblicklich auf.“ Lux ergriff seinen Bruder beim Arm, doch der blieb stehen, weigerte sich mitzugehen. „Casey, lass uns verschwinden.“
    James stieß einen verächtlichen Laut aus. „Casey und Lux? Na, ihr gebt euch ja richtig Mühe, eure Identität zu verschleiern.“
    Zornig starrte Lux ihn an, und ich schob meine Hand in James’ Armbeuge. „Mach ihn nicht wütend“, warnte ich ihn leise. „Lass uns einfach abhauen, okay?“
    „Das Verhalten meines Bruders tut mir wirklich sehr leid“, wandte sich Casey an uns. „Unsere Begegnungen mit den anderen Ratsmitgliedern waren nicht gerade angenehm, aber James war immer gut zu uns. Bitte – es ist kurz vor Einbruch der Nacht. Bleibt heute bei uns. Als Wiedergutmachung.“
    „Ich dachte, ihr müsstet los“, meinte James, als Lux herumwirbelte, um seinen Bruder anzusehen. Doch bevor er den Mund aufmachen konnte, brachte Casey ihn mit einem stählernen Blick zum Schweigen.
    „Wir waren gerade dabei, mit dem Essen anzufangen, als Lux gespürt hat, dass ihr kommt. Solange die anderen Ratsmitglieder nicht bei euch sind, können wir es riskieren, diese Nacht über hierzubleiben, so wie wir es vorhatten.“
    Ich warf einen Blick zum dämmrig-violetten Himmel hinauf. „Wie weit ist es bis Athen?“
    „Einen halben Tagesmarsch“, antwortete Casey, und ich stöhnte.
    „ James. Du hast versprochen, es wäre nicht mehr weit.“
    „Er wusste, dass wir hier sind“, murmelte Lux. „Darum hat er dich so weit hier rausgeschleppt. Um uns zu kontrollieren.“
    Empört wandte ich mich zu James um. „Du hast mich mitten ins Nirgendwo geschleift, um nach zwei Leuten zu suchen, die offensichtlich nichts mit dir zu tun haben wollen? Und die keine Skrupel haben, dir das Hirn rauszuprügeln?“
    Verlegen hob James die Schultern. „Ist ’ne Weile her. Ich wollte sehen, wie es ihnen geht.“
    In der Ferne erklang das Heulen eines Wolfs, und wir alle vier wandten uns gleichzeitig in dieselbe Richtung. Es wäre fast lustig gewesen, hätten Lux und Casey nicht so entsetzt
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