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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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heranwachsende Kinder werden panikartig auf ein Ausbleiben entsprechender Unterstützung reagieren. Dies wird dann als persönlicher Angriff erlebt, dem sofort Aggression entgegengesetzt wird. Ein Blick in die Welt von Schule und Berufsausbildung zeigt deutlich, wie wenig belastbar zu viele Kinder und Jugendliche sind, kaum noch fähig, das Einbringen von Kraft und Ausdauer als Voraussetzung für Erfolg – und daraus resultierender Zufriedenheit – zu sehen.
    Ein Grund für diese Entwicklung liegt in der Scheu vieler Eltern, eine Autorität zu sein, weil sie dies mit autoritärem Verhalten verwechseln. Aber fehlende Orientierungsvorgaben führen zu Unsicherheiten bei der Selbsteinschätzung mit der Folge eines unterentwickelten oder ins Unermessliche gesteigerten Ego. Wird Menschen nichts zugetraut, erleben sie sich als Nichts, wird ihnen dauernd alles nachgetragen, müssen sie sich als Mittelpunkt der Welt fühlen. Mit Aggressionen ist zu rechnen, wenn andere diese Rolle nicht anerkennen oder sogar mit demselben Anspruch auftreten. Die abwiegelnden Hinweise, dass die aufgezeigten Probleme nicht neu und deshalb zu vernachlässigen seien, sind ein klarer Beleg dafür, die anstehenden Aufgaben nicht aufgreifen zu wollen. Mit dem Scheinargument ›Das gab’s schon immer‹ eine anstehende Grundsatzdiskussion verhindern zu wollen, ist grob fahrlässig. Denn Kriege beispielsweise gibt es auch schon seit Menschengedenken. Trotzdem ist immer wieder neu nach Wegen zu suchen, dass auftretende Streitigkeiten nicht zum gegenseitigen Schädel-Einhauen führen.
    »Wir müssen lernen, Schritte zu tun, die groß genug sind, um anstrengend zu sein, aber nicht so groß, dass sie entmutigen.«
    Karlheinz Wolfgang
    Jede leicht gemachte Annehmlichkeit, jedes Anstelle-Handeln be- oder verhindert das eigenständige Handeln. Jede Über-Fürsorge behindert die Selbst-Sorge. Jedes ›In-Watte-Packen‹ vereitelt die Entwicklung von Selbstwirksamkeit. Mit dem nett klingenden Satz ›Ich mach das schon für dich‹ geraten Sie mitten in die Verwöhnungsfalle. Werden Kinder nicht oder zu wenig altersgemäß herausgefordert, sind damit meist alle Bereiche betroffen. Wer sich beispielsweise zu wenig bewegt, wird bald übergewichtig sein, was wiederum die Entwicklung der Anstrengungs-Motivation reduziert. Wird ein Kind körperlich zu wenig gefördert bzw. herausgefordert, hat dies auch Auswirkungen auf die geistige Entwicklung. Erhält ein Kleinkind zulange Brei oder Fertignahrung, wird nicht nur das Kauen-Lernen und die Geschmacks-Entwicklung reduziert, sondern es können sich auch der Kiefer und Mundbereich nicht so entwickeln, wie dies als Resonanz-Raum für die Lautbildung nötig wäre. Diese jeweiligen Wechselwirkungen liegen nicht nur an einem aus sich heraus wirkenden Automatismus beim Kind, sondern auch daran, dass die Hauptbezugspersonen in der Regel nach demselben Grundmuster – dem leichtesten Weg – handeln. Denn wer die Herausforderung meidet, sich in Trägheit hüllt, Inkonsequenz walten lässt, Konflikte nicht zulässt bzw. sie in überbordendem Harmoniestreben ertränkt, wird diese Grundhaltung in allen Bereichen offenbaren. Alles hat Auswirkung auf alles.
    Auch süßes Gift hat katastrophale Wirkung
    Es wird offenkundig: Verwöhnung hat einen hohen, meist erst nach einiger Zeit zu zahlenden Preis. Denn die Erziehung zur Abhängigkeit lähmt jegliche eigenständige Entwicklung, behindert die Entstehung sozialer Kompetenz und verhindert die Bildung von Verantwortungsbewusstsein. Aber weshalb verwöhnen Eltern ihre Kinder, Frauen ihre Männer oder umgekehrt? Ein zentraler Aspekt liegt in der – meist unbewussten – Absicht, die eigene Position dadurch sichern zu wollen und andere von sich abhängig zu machen. Im Grunde eine Bestechungsvariante. Ich verwöhne dich durch … und du bist mir dafür als Preis ewige … schuldig. Funktioniert dies, wird Widerspruch zur Rarität. Der Satz ›Mein Kind ist mein Ein und Alles‹ legt überdeutlich offen, wo Veränderung einzusetzen hat. Denn in der Erziehung zu einem mündigen Menschen geht es nicht um ›mein Ein und Alles‹, sondern um die Befähigung der uns anvertrauten Kinder zu einem eigenständigen Leben. So entlarvt sich ein wie liebevolle Zuwendung aussehender Vorgang als Eigenliebe. Das Kind wird zum kuscheligen Schoßhund, zum eingekauften Seelenbeistand, vielleicht zum Ersatz nicht vorhandenen Partnerglücks. Ein Seminarleiter verdeutlicht: »Verwöhnung wirkt wie süßes
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