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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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einen großen Handlungsbedarf.
    Hier eine breit gestützte wissenschaftliche Erkenntnis: Was in den ersten drei bis fünf Lebensjahren nicht an Kleinkinder im normalen Lebensalltag herangetragen wird, ist kaum oder nur äußerst schwierig ›nachzuliefern‹. Denn es ist sowohl vom Lernprozess her einfacher und volkswirtschaftlich sinnvoller, dem gesellschaftlichen Nachwuchs wichtige Stärkungsmittel ›in die Kinderschuhe‹ zu geben, als dies mit einem immensen Kraft-, Zeit- bzw. Geldaufwand und begrenzter Erfolgsaussicht im fortgeschrittenen Alter zu versuchen. Die my way-Stiftung hat unter der Überschrift »Professionelle Elternschaft« die Formel 9 + 36 = 90 entwickelt. Das heißt: 9 Monate Schwangerschaft und die ersten 36 Monate nach der Geburt machen 90 Prozent von dem aus, was unsere Kinder und Jugendlichen im weiteren Leben – ob unter positivem oder negativem Vorzeichen – prägt. Dabei haben die Eltern als Garanten des Wachstums von Urvertrauen und Selbstsicherheit durch die Gewährleistung einer verlässlichen Mutter-/Vater-Kind-Beziehung die größte Handlungs-Verantwortung und Wirk-Bedeutung. Der Leitsatz der Bindungsforschung in diesem Zusammenhang lautet: Bindung ist die Basis von Erziehung und Bildung; oder umgekehrt: Ohne Bindung keine Bildung! Wenn dann in einer Langzeitstudie festgestellt wird, dass »mehr als ein Viertel aller Eltern von Neugeborenen bei der Erziehung unsicher oder völlig überfordert« sind und ›schon drei Monate nach der Geburt in jeder zehnten Familie der leibliche Vater nicht mehr im Familienhaushalt lebt‹, 4 wird der große Handlungsbedarf zur Stabilisierung von Eltern überdeutlich.
    Auch wenn schon Sokrates vor mehr als 2 400 Jahren deutliche Worte zu offensichtlichen Jugendproblemen fand (»Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer«), müssen alle erzieherisch Verantwortlichen in ihrer Zeit auf offensichtliche Defizite bzw. Fehlentwicklungen im Umgang mit dem Nachwuchs eingehen. So hat jede Gesellschaftsform ihre eigenen Erziehungs-Leitlinien und auch ihre eigenen Probleme.
    Da sich das Leben in einer Spaß- und Konsumgesellschaft an der leicht erreichbaren Annehmlichkeit bzw. einer ›Jetzt und sofort‹-Mentalität orientiert, wirkt sich dies auch auf den Umgang mit Kindern aus. Im Leitsatz ›Lernen muss Spaß machen‹ präsentiert sich die Handlungsmaxime einer Spaßpädagogik. ›Genuss pur‹, ›Immer locker bleiben‹, und ›Mithalten‹ heißt dieses Lebensmotto. Die Lebenserfahrung ›Ohne Fleiß (und Anstrengung) kein Preis‹ wurde in diesem Zusammenhang weitestgehend aus dem Lebensalltag verbannt. Aber: ›Was Hänschen nicht lernt, lernt Johanna immer schwerer‹. Das wirkt sich auch negativ auf die Eltern aus, da deren Zeit, Kraft und Nerven so beeinträchtigt werden. Gleichzeitig wird das Wohlbefinden innerhalb der Partnerschaft reduziert. Dazu ein aus der langjährigen Beratungsarbeit entwickelter Leitsatz, welcher in meinem Buch zur Beziehungs-Auffrischung An welcher Schraube Sie drehen können, damit Ihre Beziehung rundläuft. Boxenstopp für Paare konkretisiert wurde: »Erziehungsprobleme schaffen Beziehungsprobleme, Beziehungsprobleme schaffen Erziehungsprobleme.«
    Ein guter Nährboden ist die Voraussetzung für das Gedeihen jeglicher Pflanzen. Mangelt es hier an Sorgfalt und Können, wird dies das weitere Wachstum massiv beeinträchtigen. Ob Pflegeintervalle, Nahrungsgaben oder Lichtverhältnisse, alles hat massive Auswirkungen. Auch bei der Aufzucht von Tieren sind ähnliche Grundsätze zu beachten. Aber bei den Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen scheinen die Gütekriterien und Voraussetzungen für ein förderliches bzw. optimales Erwachsenwerden immer umfangreicher aus dem Blickfeld zu verschwinden oder gezielt verdrängt zu werden. Denn jeglicher Wollensäußerung im Moment zu entsprechen heißt auch, Auseinandersetzung zu vermeiden und Anspruchsdenken zu fördern. Wo ist denn das Übungsfeld fürs weitere Leben, wenn mal wirklich eine Durststrecke ansteht, Mühe bei einer Zielerreichung gefordert ist? Solche in dauernder Bedürfnisbefriedigung
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