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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung
Autoren: David Baldacci
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weißt, daß du es willst«, zischte er ihr zu.
    LuAnns Augen traten aus den Höhlen. Jeden Moment mußte ihr die Lunge platzen. Sie hatte das Gefühl, tief unter Wasser zu sein. Sie hätte alles darum gegeben, nur einen einzigen Atemzug tun zu können, ein einziges Mal tief Luft holen. Sie hörte die höhnischen Worte und wurde viele Jahre in der Zeit zurückversetzt: Auf den Friedhof, an das Grab mit der kleinen Messingplatte. Jetzt war sie auf dem Weg dorthin. Tu es für Big Daddy. Es ist ganz leicht. Komm und besuche Big Daddy. Du weißt, daß du es willst.
    Aus dem Winkel ihres blutunterlaufenen rechten Auges konnte sie Lisa gerade noch sehen. Das kleine Mädchen schrie stumm nach der Mutter, über den Abgrund hinweg, der in wenigen Sekunden ein Abgrund der Ewigkeit sein würde.
    In diesem Moment jagte aus einer Tiefe in ihrem Inneren, von der LuAnn nie geahnt hatte, daß es sie gab, ein Kraftstoß empor – so unglaublich stark, daß es sie fast von den Beinen riß. Sie warf den Kopf zurück; dann bückte sie sich blitzschnell und riß den überraschten Jackson mit sich, so daß er den Boden unter den Füßen verlor und auf LuAnns Rücken zu liegen kam. Sie schlang die Arme um seine Beine, machte einen riesigen Satz nach vorn und schleuderte Jackson gegen die schwere Eichenkommode an der Wand. Die scharfe Kante traf genau seine Wirbelsäule.
    Er stieß einen Schmerzensschrei aus, ließ die Schnur um LuAnns Hals aber nicht los. LuAnn grub ihre Fingernägel in die frische Wunde an Jacksons Hand, die noch vom Kampf im Cottage herrührte, und riß den Schnitt weiter auf. Wieder schrie Jackson auf, und diesmal ließ er die Schnur los. Kaum spürte LuAnn, daß die Schlinge sich gelockert hatte, bückte sie sich erneut, so daß Jackson in hohem Bogen über ihre Schultern flog und in dem großen Wandspiegel landete.
    Wie betrunken taumelte LuAnn in der Mitte des Schlafzimmers umher und sog tief die Luft ein. Dann richtete sie die Blicke auf den Mann.
    Jackson preßte die Hand auf den verletzten Rücken und wollte aufstehen. Doch dazu kam er nicht mehr. Mit einem heiseren Schrei warf LuAnn sich auf ihn und preßte ihn zu Boden. Ihre Beine legten sich wie Schraubstöcke um seinen Körper, so daß er sich nicht rühren konnte. Dann drückte sie ihm mit beiden Händen die Kehle zu, daß sein Gesicht blaurot anlief. Dieser Würgegriff war zehnmal so kräftig wie damals auf der Veranda des Cottage.
    Jackson starrte in LuAnns blutunterlaufene Augen. Die Kapillargefäße waren geplatzt, als er sie beinahe erwürgt hatte. Er wußte, daß er sich nie aus ihrem Würgegriff würde befreien können. Seine Hände tasteten auf dem Fußboden umher, während LuAnn weiter das Leben aus ihm herauspreßte. Auch vor Jacksons Augen stiegen nun Visionen auf, Bilder aus der Vergangenheit, doch sie wurden von keinem Kraftstoß begleitet. Sein Körper wurde schlaff. Seine Augen rollten in den Höhlen nach oben, und jeden Moment drohten seine Halswirbel zu brechen.
    In diesem Augenblick schlossen seine Finger sich um eine Scherbe des zerbrochenen Spiegels. Er hob die Hand und schnitt LuAnn durch die Kleidung tief in den Arm. Doch sie lockerte den Griff nicht. Noch einmal schnitt Jackson sie. Wieder reagierte sie nicht. LuAnn war jenseits aller Schmerzempfindung und ließ nicht mehr los.
    Mit allerletzter Kraftanstrengung drückte Jackson ihr die Finger in die Achselhöhle, so fest er konnte. Plötzlich wurde LuAnns Arm taub, da Jackson genau den neuralgischen Punkt gefunden hatte. Abrupt lockerte sich ihr Griff. Blitzschnell stieß Jackson sie von sich und stürmte durchs Zimmer, wobei er keuchend nach Atem rang.
    Entsetzt sah LuAnn, wie Jackson Lisas Stuhl packte und zum Fenster zerrte. Sie rannte zu ihm. Sie wußte genau, was er vorhatte, aber sie würde es verhindern – oder sterben. Jackson hob den Stuhl mit Lisa in die Höhe. LuAnn machte einen Satz und erwischte Lisa in dem Moment am Fußknöchel, als der Stuhl gegen die Scheibe des Fensters knallte, das sich über der zehn Meter tiefer gelegenen Terrasse befand. Inmitten der Glasscherben fiel LuAnn mit ihrer Tochter auf den Boden.
    Jackson wollte sich ihre Pistole greifen, doch LuAnn war ihm einen Schritt voraus. Sie trat Jackson, der ihr zu nahe gekommen war, genau zwischen die Beine. Stöhnend krümmte er sich. Sofort versetzte sie ihm einen wuchtigen Kinnhaken mit der Rechten. Jackson stürzte zu Boden und blieb liegen.
    In der Ferne hörte LuAnn Polizeisirenen. Jackson fluchte vor
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