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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Myra McEntire
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darauf, dabei zu sein, wenn Lily sie über die neuesten Geschehnisse in Kenntnis setzen würde.
    »Das hier ist etwas zwischen dir und deinen Eltern. Aber ich bleibe in der Nähe, bete und drücke dir sämtliche Daumen.« Sie drückte noch einmal meine Hand.
    »Bist du so weit?«, fragte Dad.
    Ich nickte.
    Lily lehnte sich an die Wand und wartete.
    Wir gingen ins Zimmer. Mom hatte abgenommen, seit sie ins Koma gefallen war. Durch ihr schwarzes Haar zogen sich jetzt silbrige Strähnen. Ich war gespannt, wie sie nach dem Aufwachen darauf reagieren würde. Falls sie aufwachte. Trotz ihrer Schönheit war sie niemals eitel gewesen, doch ich ahnte, dass die grauen Haare ein Schock für sie sein würden, und zwar nicht der einzige.
    Was würde sie wohl zu ihrem tätowierten und gepiercten Sohn sagen?
    Dad zog die Tür hinter uns zu. »Bist du bereit?«
    »Ja.«
    »Selbst wenn du sie wieder zum Leben erweckst, musst du damit rechnen, dass viele ihrer Erinnerungen möglicherweise bruchstückhaft sein werden.«
    »Ein Teil von ihr ist besser als nichts.«
    »Da stimme ich dir zu. Kaleb?«
    »Ja?«
    »Du und deine Mutter, ihr seid für mich das Wichtigste auf der Welt. Wenn dir gestern irgendetwas zugestoßen wäre …«
    »Ist es aber nicht.«
    »Was auch immer gleich geschieht – du sollst wissen, dass ich dich liebe.« Er legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Ich liebe dich auch, Dad.«
    Ich zog den Sessel, in dem er immer geschlafen hatte, neben ihr Bett. Es war derselbe, auf dem ich gesessen hatte, als ich versucht hatte, ihr die Schmerzen zu nehmen – zu halbherzig, zu spät. Diesmal würde es anders sein, weil ich diesmal ihre Lebensfreude wiederherstellen würde.
    Ich nahm ihre beiden Hände in meine und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Während ich die Augen schloss, konzentrierte ich mich darauf, ihre wertvollsten Erinnerungen und Gefühle zu bündeln.
    Und dann begann ich zu pressen.
    Ich presste mit all meiner Liebe und Entschlossenheit und konzentrierte mich darauf, ihr die einzelnen Erinnerungen in chronologischer Reihenfolge zurückzugeben, soweit es mir bei den Dingen, die ich nicht persönlich miterlebt hatte, möglich war – eine Erinnerung nach der anderen. Nach dem Versuch, sie zurückzuholen, hatte Klarheit die höchste Priorität.
    Ihre Haut fühlte sich wärmer an, ihr Atem ging schwerer. Ich endete mit den Erinnerungen, die ich nicht verstand, hielt weiterhin ihre Hände, mochte vor Angst kaum die Augen öffnen.
    Ihr Herzschlag, der von einem Apparat aufgezeichnet wurde, beschleunigte sich, und von einem anderen Gerät wurde ein Alarm ausgelöst.
    »Dad?« Ich stand auf und trat zurück, den Blick auf ihn gerichtet statt auf sie, ohne ihre Hände loszulassen.
    Zorn. Furcht. Verzweiflung. Schmerz.
    Die geballte Ladung der Gefühle raubte mir fast das Bewusstsein. Ich wäre in die Knie gegangen, wenn nicht Liebe, Dankbarkeit, Freude und Erleichterung gefolgt wären.
    Ihre blauen Augen, ein Ebenbild meiner eigenen, öffneten sich. Sie lächelte.
    »Mama?« Ich sprach sie an, wie ich es als Kind getan hatte, und meine Stimme brach. Ich vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, fühlte ihren Puls, stark und regelmäßig. »Geht es … geht es dir gut?«
    »Ich wusste, du würdest es schaffen.« Ihre Stimme war schwach, dann fing sie an zu weinen.
    Ich berührte ihr Gesicht, hielt ihre Hände, spürte, wie die überwältigende Liebe, die Dad für uns beide empfand, mich umspülte wie heilendes Wasser.
    »Ich konnte es hören. Ich wusste, dass du versucht hast, mich zu retten. Wie du dir Vorwürfe gemacht hast, und ich habe es gemerkt, wie dein Vater zurückgekehrt ist. Ich habe einfach nicht aufgegeben.«
    Dann erblickte sie meinen Dad, der hinter mir stand.
    »Liam?«
    Er eilte an mir vorbei, schloss sie in die Arme und küsste sie.
    Alle Glühbirnen und sämtliche Elektrogeräte im Zimmer versagten gleichzeitig ihre Dienste.
    Ich wollte mich davonschleichen, um den beiden Zeit zu geben, sich wiederzufinden, doch meine Mutter rief mir nach.
    »Kaleb?«
    Ich drehte mich herum.
    »Wo ist Lily?«
    »Wie bitte?«, fragte ich ungläubig.
    »Sie ist ein zauberhaftes Mädchen.« Mom lächelte, als hätte sie ein kleines Geheimnis.
    Was mich nicht gewundert hätte.

55. KAPITEL
    L ily und ich flohen auf die Veranda.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie und legte mir die Hand auf die Schulter. Ich griff danach wie nach einer Rettungsleine.
    »Ich weiß nicht. Mom und Dad. Es ist unglaublich.« Ich starrte auf
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