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Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)
Autoren: Sarah Arnold
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stellte er sich mit höflicher Stimme vor.
    „Meinen Namen kennen sie ja bereits, Sir Lideon“, entgegnete sie
beiläufig.
    „Nennen sie mich George.“ Er lachte freundlich. Sie spürte sein
fortgeschrittenes Alter in der rauen Stimme, was alles vertrauter wirken ließ.
Sie schätzte ihn grob auf 50 Jahre, so um den Dreh. Doch sie blieb auf Abstand.
Sie wusste noch nicht, wie sie ihn einschätzen sollte.
    „So gut kenne ich sie nicht, Sir Lideon.“ 
    „Nun gut, wie sie meinen, Miss.“
    Er nippte an seiner Tasse. Der feine Geruch von Minztee stieg ihr in
die Nase und sie inhalierte fast das wohltuende Aroma. Als er das
Porzellanstück mit der heißen Flüssigkeit wieder auf das Silbertablett auf dem
kleinen Tisch sinken ließ, erhob sich seine Stimme erneut:
    „Zu ihrer Frage, Miss: Sie sind hier, weil ich gern mehr über sie
erfahren würde.“ Er klang ernst und fordernd.
    „Ich wüsste nicht, was das bringen sollte“, zischte sie misstrauisch.
    Wenn er Spielchen spielen will, dann werde ich mit Vergnügen mit von
der Partie sein!, dachte sie entschlossen.
    „Nun, Miss Nish. Ich würde ihnen ausdrücklich ans Herz legen zu
kooperieren.“ Das Vertraute in seiner Stimme war einem harten, unbarmherzigen
Ton gewichen, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    „Und ich würde ihnen ans Herz legen, mir zu erklären warum ich hier
bin, das würde uns beiden die Sache erheblich erleichtern, Sir“, zischte sie
zurück.
    „Nun, sie stellen ziemlich viele Fragen, Miss. Doch Antworten geben sie
mir keine. Aber ich will ihnen etwas erklären: Es geht hierbei um ein ziemlich
großes Projekt, ein bedeutendes, wichtiges Projekt, eine Mission, nennen wir es
so. Sie wurden ausgewählt, uns eventuell an dieser Mission zu helfen. Sagen wir
es offen heraus: Wir wollen, dass sie unserem Team beitreten.“
    Sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Sie hatten mit so
ziemlich allem gerechnet, aber mit so etwas? Wofür sollte man sie brauchen?
    „Wer sind wir ?“ fragte sie kühl.
    „Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, was vorhin im Wald passiert ist,
Miss. Erzählen sie mir davon.“
    „Ich wüsste nicht, was ich ihnen erzählen sollte, was sie nicht schon
wissen, Sir“, entgegnete sie ruhig. Sie erkannte seine Stimme endlich wieder,
das Getuschel, die Stimmen, die sie im Wald gehört hatte, er war dabei gewesen.
    „Wie bitte?“ er klang sichtlich verwundert.
    „Nun,…“ imitierte sie ihn. „Sie waren anwesend, sie und ein anderer
Mann haben meine Gruppe und mich die ganze Zeit beobachtet.“
    „Sie sind gut, Miss.“ Anerkennung und eine für sie unerklärliche Freude
schwangen mit seinen Worten mit. „Wirklich gut.“
    Sie hatte nicht gemerkt, dass sie ihre Finger so in die Stuhllehne
gekrallt hatte, doch jetzt wurde ihr das bewusst und so löste sie sofort ihren
Klammergriff und ließ sich noch tiefer in den Sessel sinken. Sie war ihm
überlegen, im Moment zumindest.
    „Was ist, wenn ich ihr Angebot ablehne?“ forderte sie ihn heraus.
    „Nun Miss, ich will mich so ausdrücken, das war kein Angebot, es ist
alles schon beschlossen, alles ist entschieden, sie werden beitreten!“ erklärte
er kühl und streng.
    „Was, wenn ich mich weigere?“ bohrte sie weiter.
    „Miss Nish, sie sind nicht die Einzige, auch andere aus ihrer Gruppe
werden wahrscheinlich beitreten, doch nicht alle, und wir wollen doch nicht,
dass es ihren Freunden hier im Dorf schlecht geht, oder?“ zischte er wie eine
Schlange, seine Mundwinkel zuckten kurz. So schnell hatte sich das Blatt
gewendet und er dominierte klar das Gespräch.
    „Das wagen sie nicht!“, entfuhr es ihr.
    „Miss Nish, sie brauchen sich überhaupt keine Gedanken zu machen.
Kooperieren sie einfach und hier wird niemandem ein Haar gekrümmt.“
    Diese Ansage war klar, mit ihm war nicht zu spaßen, er war gefährlich,
mächtig.
    „Erzählen sie mir mehr über dieses Projekt.“, hakte sie nach, versuchte
ihre glühende Wut so gut wie möglich zu verbergen und unberührt zu klingen.
    „Nun, viel kann ich ihnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklären…“,
begann er ruhig und langsam.
    „Ich muss ja wohl wissen, um was es geht!“, schnaubte sie empört.
„Sagen sie mir eins, Sir Lideon, für wen arbeiten sie?“ Sie bemühte sich um
eine harte ernste Stimme, was ihr sichtlich gut gelang.
    „Interessante Frage, Miss Nish. Ich arbeite in einem Rat, ich bin der
Leiter des Verbindungsrates. Eine Organisation, die zwischen den Reservaten und
der
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