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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen
Autoren: Brian Keene
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erfolgreicher, gehobener Läden für Graphic Novels. Man kann wirklich nicht sagen, dass wir mit dem Geld nichts Vernünftiges angefangen hätten. Ich fand es nur komisch, dass Troy als Erstes eine Million für ein Wohnmobil rausgehauen hat.«
    »Und was war mit der Glasvitrine für seine Baseballkappe?«
    Jerry kicherte. »Er ist schon ein komischer Kauz, aber ich liebe ihn von Herzen.«
    Becka streckte sich ein weiteres Mal. »Die Leute müssen uns drei für ziemlich exzentrisch halten.«
    »Warum?«
    »Da gibt es verschiedene Gründe. Vielleicht, weil wir uns alle weigern, einen Fernseher anzuschaffen.«
    »Scheiß drauf. Wen interessiert schon, was die Leute denken?«
    Wenige Tage nach ihrer Rettung, während sie sich noch auf der Krankenstation des Schiffes von den Strapazen erholten, waren Vertreter des Senders gekommen, um sich mit Jerry, Becka und Troy zu treffen. Auf der Insel war ein Videoband gefunden worden, dessen Bilder belegten, dass Matthew Mitglied
der Söhne der Verfassung gewesen war und Jesse kaltblütig umgebracht hatte. Man ging davon aus, dass er mit Mark dasselbe gemacht hatte. Sie zeigten den dreien das Video und erwähnten die Möglichkeit, dass die anderen Kandidaten doch das gleiche Schicksal ereilt haben könnte. Dann erklärten sie Becka, Jerry und Troy, wie gewinnbringend es in finanzieller Hinsicht für sie sein könnte, wenn sie dieser Version zustimmten. Sie hatten Verträge mitgebracht, die nur wenige Stunden, nachdem das Massaker entdeckt worden war, von den Anwälten des Senders aufgesetzt worden waren. Darin wurde eine Summe genannt, die wesentlich höher war als das, was sie im Falle eines Spielsieges bekommen hätten. Sie forderten mehr - und bekamen es. Außerdem bestanden sie darauf, dass die Familien der anderen Kandidaten ebenfalls eine Entschädigung erhielten.
    Die Ermittler der Bundesbehörden waren ebenfalls dem Terrorismusansatz gefolgt. Die drei hatten sich oft gefragt, wie es dem Sender wohl gelungen war, die Ermittler dazu zu bringen, mitzuspielen, aber hatten es nie herausgefunden. Hatten sie jemanden losgeschickt, der auf der Insel sämtliche Beweise vernichtet hatte, bevor die Ermittler eingetroffen waren? Oder waren die Behörden ebenfalls in die Vertuschung verstrickt? Jerry hatte im Internet ein paar Verschwörungstheorien entdeckt - dass die Kandidaten in Wirklichkeit bei einer verpfuschten
Aktion von der Regierung umgebracht worden seien, weil die eigentlich an Matthew rankommen wollten; dass die Regierung alle getötet hätte, um es dann den Söhnen der Verfassung in die Schuhe zu schieben; dass die Insel eigentlich eine geheime Alienbasis gewesen sei; dass irgendjemand oder irgendetwas namens Black Lodge bei einem streng geheimen Waffenexperiment aus Versehen alle auf der Insel ausgelöscht hätte. Jede dieser hirnverbrannten Theorien war absolut lächerlich. Keine kam auch nur annähernd an die Wahrheit heran, obwohl die Wahrheit natürlich eigentlich genauso bizarr war.
    »Ich finde immer noch, dass wir irgendwo in den Mittleren Westen ziehen sollten«, meinte Becka. »Irgendwohin, wo wir kein Meer sehen müssen. Ich könnte für den Rest meines Lebens sehr gut auf diesen Anblick verzichten.«
    »Das können wir natürlich machen, wenn wir wollen«, überlegte Jerry. »Leisten können wir es uns auf jeden Fall.«
    Sie lächelte hinterhältig. »Wir könnten nach Montana ziehen und Bigfoots jagen.«
    »Bigfeet«, korrigierte er sie. »Und nein, danke. Du hast die Nase voll vom Meer. Ich habe meine voll von der Kryptozoologie.«
    »Solange wir zusammen sind, ist es mir egal, was wir machen, Jerry. Immerhin haben wir ein ziemlich starkes Bündnis geschlossen.«
    Er lächelte, antwortete jedoch nicht.

    Becka runzelte die Stirn. »Was ist los?«
    »Ich frage mich einfach immer wieder, ob wir richtig gehandelt haben, als wir das Geld genommen und geschwiegen haben. Haben die anderen Familien nicht ein Recht darauf, zu erfahren, was mit ihren Lieben passiert ist? Haben wir das Richtige getan, Becka?«
    »Wir haben das Menschlichste getan. Ich weiß nicht, ob es richtig oder falsch war, und es ist mir auch egal. Jeder andere hätte in dieser Situation genauso gehandelt.«
    »Vielleicht hast du Recht.«
    »Du bist ein guter Mensch, Jerry. Du verdienst es, glücklich zu werden. Wir beide verdienen es.«
    Er beugte sich über das Bett und küsste sie. Beckas Lippen waren weich und warm. Sie seufzte und knabberte an seinem Ohrläppchen. Dann schlug sie die Decke
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