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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen
Autoren: Brian Keene
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rüber, aber die genossen einen Moment der Zweisamkeit. Troy beschloss, dass er sie nicht stören würde. Als sie angekommen waren, war ihm sofort aufgefallen, dass Becka nackt war. Irgendwie war das schwer zu übersehen. Sein Blick wanderte ihren Rücken hinab, aber dann wandte er sich ab.

    Ich will bloß hoffen, dass sie mich zu ihrer beschissenen Hochzeit einladen. Verdammt, ich sollte ihr Trauzeuge sein.
    Troy griff sich an den Kopf, um sicherzugehen, dass sein geliebtes Cap noch da war. Dann wandte er sich wieder an den Sanitäter: »Hey, Kerry? Ich will Sie mal was fragen.«
    »Was denn?«
    »Gibt es auf diesem verdammten Schiff irgendjemanden, der eine Zigarette für mich hat?«
    Der Helikopter flog in den Sonnenaufgang und ließ die Insel in der Finsternis zurück.

FÜNFUNDZWANZIG
    S tefan wurde von Vogelgezwitscher geweckt. Er spürte etwas Warmes auf seiner Wange und fragte sich, ob das wohl die Sonne war. Stöhnend öffnete er die Augen und blinzelte ins Licht. Der kleine Vogel, der auf seiner Wange gesessen hatte, tschilpte einmal und hob ab. Hastig versuchte Stefan, sich aufzusetzen.
    Zunächst wusste er nicht, wo er war oder wie er dort hingekommen war. Dann pochte der Schmerz in seinem Knöchel, und ihm fiel alles wieder ein - die Verletzung, seine kriechende Flucht über den Pfad und sein Versteck hier im Dickicht. Er erinnerte sich, dass er eigentlich auf dem Schiff hatte anrufen wollen. Durch den Schmerz und die Erschöpfung musste er wohl das Bewusstsein verloren haben.
    Er leckte sich über die Lippen. Seine Zunge fühlte sich an wie Schmirgelpapier, und in seinem Kopf pochte es genauso wie in seinem Knöchel. Vorsichtig rollte er sein Hosenbein hoch, zischte dabei aber vor Schmerzen. Als er die Verletzung sah, wurde er bleich. Der Knöchel war auf doppelte Größe angeschwollen,
und das Fleisch rund um die Schwellung war schwarz-blau verfärbt und glühte vor Hitze. Die Haut wurde weiß, wenn er sie berührte.
    »Verdammt noch mal nicht gut«, flüsterte er. »Verdammt noch mal überhaupt nicht gut.«
    Er schaute zum Himmel hinauf und bemerkte überrascht, dass es hell war. Über den Baumwipfeln sah er Möwen kreisen. Sie schienen auf der Stelle zu stehen und sich vom Wind tragen zu lassen. Ihr ständiges Kreischen zerrte an seinen Nerven.
    Als er prüfend die Luft einsog, registrierte er einen leichten, unangenehmen Geruch. Bevor er eingehender darüber nachdenken konnte, hörte er in einiger Entfernung ein Geräusch. Es war leiser und tiefer als die Schreie der Vögel. Er brauchte einen Moment, bis er das Geräusch erkannte. Es war der Helikopter, aber seltsamerweise hörte es sich so an, als würde er wegfliegen statt näher zu kommen. Panik ließ seinen Magen verkrampfen, und sein Herz begann zu rasen. War es möglich, dass diese Arschlöcher wirklich ohne ihn abhauten?
    Stefan stieß ein ängstliches Stöhnen aus und tastete nach dem Satellitentelefon. Endlich zog er es hervor und klappte es auf. Es dauerte einen Moment, bis es anging.
    »Mr. Heffron sollte besser drangehen, wenn er weiß, was gut für ihn ist. Ich verlange eine Erklärung.«
    Bevor er wählen konnte, geschahen zwei Dinge:
    Das Telefon in seiner Hand klingelte, und die Büsche um ihn herum raschelten.
    Der inzwischen vertraute Gestank der Kreaturen stieg Stefan in die Nase. Er atmete tief ein und hielt dann die Luft an.
    Das Telefon klingelte zum zweiten Mal. Das Rascheln in den Büschen wurde lauter. Zweige brachen. Ein tiefes, bedrohliches Knurren war zu hören.
    Stefan stieß die Luft aus und nahm den Anruf entgegen: »Ja?«
    »Stefan? Hier spricht Brett Heffron. Man hat mir gesagt, Sie seien nicht an der Landezone gewesen.«
    »War ich auch nicht.«
    »Ist bei Ihnen denn alles in Ordnung? Was ist passiert? Was ist das für ein Lärm im Hintergrund?«
    »So wie es aussieht, bin ich nicht allein.«
    »Was? Ich verstehe nicht, Stefan. Was ist da los?«
    »Eigentlich ist es ziemlich simpel.« Stefan begann zu kichern, als der Gestank immer stärker wurde. Trotz des Gelächters liefen ihm Tränen über das schlammverschmierte Gesicht. »Ich habe gewonnen, Mr. Heffron. Ich habe gewonnen! Ich bin der Letzte, der noch auf der Insel ist.«
    »Ste…«
    »Ich muss jetzt auflegen. Ich habe Gesellschaft.«
    »Was wollen Sie …«
    »Leben Sie wohl, Mr. Heffron.«
    Er schaltete das Telefon aus, schleuderte es in die
Büsche und stand mühsam auf. Es fühlte sich an, als würde jemand mit Messern auf seinen geschwollenen Knöchel
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