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Die Vermessung der Lust (German Edition)

Die Vermessung der Lust (German Edition)

Titel: Die Vermessung der Lust (German Edition)
Autoren: Catrin Alpach
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eintreten. Raus. Die Eingangstür im Auge behalten, etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Warten, bis Madeleine Vulpius das Haus verlassen hatte, dann noch einmal zurückkommen, den Professor zur Rede stellen, das Wort »bitte« wäre endgültig tabu.
    Lars drehte sich langsam um und schlich davon.

    *

    Aus und vorbei, na ja. Er hatte es immerhin gehabt, mit einer Professorin gehabt, das war der Anfang einer glorreichen Geschichte, so musste man das sehen. Seine Stimme schaffte es offensichtlich, höhergestellte Frauen ins Bett zu quatschen. Warum war er nicht früher drauf gekommen? Wie viel Geld für käufliche Liebe hätte er sich sparen können? Bergengruen seufzte. Nicht dran denken. Weitermachen, die Stimme trainieren, noch besser werden, professioneller. An dieser Uni gab es gewiss Dutzende Professorinnen, einige davon noch ganz ansehnlich, hoffte er. Wenigstens ein Blowjob hätte zum Abschluss doch noch drin gewesen sein müssen. Kein guter Stil.
    Die Professorin hatte sich seinen Bericht mit undurchschaubarer Miene angehört, nur einmal ganz kurz genickt, als Bergengruen ihr erzählte, die beiden Typen hätten irgendetwas von einer Versuchsreihe erzählt. Damit kannte sie sich wohl aus. Dann hatte sie nur »danke, tut mir leid« und nach einer kleinen Pause noch »Gehen Sie jetzt, bitte« gesagt. »Sie!« Wie waren denn diese Akademiker drauf? Nach allem was sie miteinander getrieben hatten, siezte sie ihn! Na, auch egal. Er war noch ein paar Sekunden sitzengeblieben, aber brachte nichts. »Na, dann schönen Abend noch«, hatte er gewünscht und war ausgestiegen, weg vom Parkplatz. Hatte sich noch einmal umgedreht und gesehen, wie sie aus dem Wagen kletterte, zurückging. Oha, dachte er, jetzt gibt’s Zunder für diesen Professor. Aber nicht mehr seine Baustelle, absolut nicht.
    Er würde jetzt zuerst einmal ins Puff gehen, brauchte er halt gerade. Ab morgen dann strategisch vorgehen, sich auf dem Campus rumtreiben, nach Professorinnen und anderen gebildeten Tussen Ausschau halten, sie ansprechen, beobachten, wie sie reagierten. Wenn irgend möglich, gleich abschleppen. Oder sonstwie startklar machen, wusste er jetzt noch nicht, würde man sehen.
    Ein lustiges Lied pfeifend, schlenderte Bergengruen zur Bushaltestelle.

Amerika entdeckt Kolumbus

    Ich bin so dermaßen meschugge, dass es eigentlich wehtun müsste, dachte Dora und betrachtete ihre Fingerspitzen. Sie waren verschrumpelt wie die einer alten Frau. Das kommt davon, wenn man zu lange und zu heiß badet. Sie griff nach der Creme auf der Ablage über dem Waschbecken, hütete sich vor dem Blick in den Spiegel. Der war sowieso nur erfunden worden, um die Schönheitschirurgie in Lohn und Brot zu halten. Ich bin dermaßen blöd, dachte Dora noch einmal, während sie die Creme in ihre Finger massierte, und ergänzte: ALLE Frauen sind dermaßen meschugge. Sie liebte dieses Wort. Meschugge.
    Später setzte sie sich aufs Bett und starrte auf den Kleiderschrank. Sie würde ihn öffnen müssen, bald, jetzt. Klar, die schwarze Strumpfhose. Und was sonst noch? Schwarzer Slip, schwarzer BH, schwarz stand ihr gut, sie wusste das. Wenn Männer sie in schwarzer Unterwäsche sahen, machten sie »wow!« oder pfiffen durch die Zähne. Warum nicht auch Frauen? Okay. Männer sagten auch »wow!«, wenn es ihnen gelungen war, ein Loch in die Wand zu bohren und einen Dübel reinzudrücken. Aber immerhin: Der Anfang war gemacht. Dora, die schwarze Verführung.
    Und darüber? Auch schwarz? Ihr würde nichts anderes übrigbleiben. Aber: Es war Sommer, es war immer noch schön warm, sie sollte etwas Buntes anziehen. Sie hatte nichts Buntes. Höchstens die Blümchenbluse. Oder das pinke Shirt mit dem Aufdruck DREAMGIRL. Es sah... meschugge aus. Also weiß, überlegte Dora. Aber dann konnte sie den schwarzen BH vergessen.
    Hm, warum nicht ganz in Weiß? Sehr symbolträchtig. Unter lesbischen Gesichtspunkten war sie noch Jungfrau. Die noch nicht von Frauenhand erotisch berührte Unschuld, ausgestreckt auf einem blütenweißen Laken... Sie sprang auf. Laken! Bett! IHR Bett! Würde sie wirklich hier, in diesem Bett, Sex mit einer Frau haben? In drei, vier, fünf Stunden? Würde Simone nackt und schweißbedeckt hier liegen und auf Doras Kleiderschrank starren? Würde sie denken: Mein Gott, hat die eigentlich auch noch andere Klamotten als schwarze und weiße?
    Ha, der altrosa Faltenrock! Ein Relikt aus ihrer Schulmädchenzeit und so sah er auch aus. Jeder Päderast würde sich die
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