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Die Vermessung der Lust (German Edition)

Die Vermessung der Lust (German Edition)

Titel: Die Vermessung der Lust (German Edition)
Autoren: Catrin Alpach
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fragte Simone und sah sie von der Seite an. Dora erwiderte den Blick, ihre Augen gaben die Antwort, Simone nickte und lächelte. »Dann... zu dir?«
    Natürlich zu ihr. Sie wohnte ja nur fünf Gehminuten entfernt, außerdem hatte sie die Wohnung eine Stunde lang aufgeräumt und sogar das Bad geputzt. Das war alles so unwirklich.
    Simone blieb abrupt stehen. »Dreh dich um!«, stieß sie leise hervor, drehte sich selbst um und riss Dora mit. Was war los? Dann passierte es. Simones Mund kam auf den ihren zu, zwei Lippenpaare pressten sich aufeinander. Dora wurde schwarz vor Augen, Gott sei Dank blieb sie bei Bewusstsein.
    Dann sah sie das Pärchen, das auf der anderen Seite des Platzes, auf dem sie gerade standen, an Ihnen vorbeiging. Madeleine Vulpius und Schiffler, in ein Gespräch vertieft, so sehr, dass sie keinen Blick für die beiden Mädchen hatten, zwei Mädchen, die einander küssten und deren Gesichter zudem verdeckt waren. Simones Lippen lösten sich von den ihren, schade eigentlich.
    »Sorry«, sagte Simone und wurde rot. »Mir ist nichts anderes eingefallen, als ich die beiden erkannt habe. Das sieht man doch immer in Filmen, nicht?«
    »Aber nie mit zwei Frauen«, lächelte Dora. »Stimmt«, lächelte Simone zurück. Dann küssten sie sich wieder, ihre Zungen lernten einander kennen und fanden sich sehr sympathisch.

    *

    Wie immer wenn sie eine fremde Wohnung betrat, wurde Simone zur neugierigen Entdeckerin. Die Diele? Ganz okay. Der große Spiegel ein wenig schlierig, aber das passiert halt, wenn man ihn in großer Eile putzt.
    Sie hatte nie damit gerechnet, man werde, kaum dass die Tür zu war, übereinander herfallen, sich gegenseitig die Kleider vom Leib reißen und den ersten Koitus gleich hier zelebrieren. So etwas kam nur im Fernsehen vor.
    Dora sagte: »Da wären wir« und ging in die Küche. »Schön hast du's hier«, lobte Simone und sah sich neugierig um. Einbauküche, klar, alles ein wenig größer als bei ihr. »Was zahlst du?« »450 warm«, sagte Dora, »die Fenster müssten besser isoliert werden, aber auf dem Ohr ist der Vermieter taub.« Das kannte Simone. Sie zahlte 340 warm für ihr Zimmerchen, Dora hatte wenigstens zwei.
    Die nahm zwei Gläser aus dem Schrank und eine angebrochene Flasche Rotwein aus der Speisekammer, die eigentlich nur eine Nische mit einem Vorhang und einem Regal dahinter war. Sie gingen ins Wohnzimmer. Auch nett. Ein weißes Ledersofa, nicht neu, aber noch ganz passabel, davor ein gläserner Couchtisch, auf dem die Fernsehzeitschrift auf Kante lag. Der Apparat selbst ruhte auf zwei Backsteinen an der Wand gegenüber. Es gab noch einen Sessel und ein Highboard, zwei Kunstdrucke (bunt und abstrakt) und Laminat. Dora stellte Gläser und Flasche auf den Tisch. Langstielige Weißweingläser, aber war egal. Sie setzten sich nebeneinander auf die Couch.
    Der Wein schmeckte scheußlich. Simone kannte ihn, Discounter, 2 Euro 99, sie kaufte ihn manchmal selbst, wenn ihr danach war, sich zu betrinken. »Lecker«, sagte sie und stellte das Glas ab. Dann beugte sie sich zu Dora und küsste sie auf den Mund, nur kurz, rückte ein wenig ab, doch Dora rückte nach, drückte ihre Lippen auf die Simones und zwei Sekunden später lagen sie engumschlungen auf der Couch, drückten sich, spürten sich durch die Kleider hindurch. »Ich hab dir noch gar nicht das Schlafzimmer gezeigt«, flüsterte Dora in Simones Ohr, um dessen Läppchen sofort zwischen die Zähne zu nehmen. Wow, dachte Simone und schloss die Augen, bevor die Lawine über sie hereinbrach.
    Die Einrichtung des Schlafzimmers nahm Simone nur beiläufig wahr. Das Bett war bequem, der Kleiderschrank eher mickrig, sogar sie hatte einen größeren. Sie sollten sich endlich ausziehen, noch steckten sie in ihren Klamotten, die eine in schwarzen, die andere in weißen, jede eine Hand unter dem Shirt der anderen. Ihre Brüste sind größer als meine, stellte Simone fest und schälte Doras rechte aus der BH-Schale. Wow, was für ein harter Nippel.

    *

    Dora war keine ambitionierte Entdeckerin, sie wollte entdeckt werden, lieber Amerika sein als Kolumbus. Und Simone hatte ihre zehn Schiffe ausgeschickt, sie segelten sanft über einen Ozean großporig gewordener Haut, warfen einen Anker ins Nabelloch, umschifften jede Erhebung ihres Gesichts und erreichten endlich die Küste des gelobten Landes. Dazwischen waren nacheinander diverse Kleidungsstücke aus dem Bett geworfen worden, wahl- und ziellos auf den Boden, wo sich jetzt Schwarz
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