Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
eine neue Erfahrung für ihn.
    Ich glaube, ich konzentriere mich besser darauf, meine Zeit wiederzufinden , dachte er.
    Gute Idee , sagte Qwan.
    Sie haben sich also in eine Skulptur verwandelt? Das war wieder Qweffor, der seine Neugier nicht bezähmen konnte.
    Herrgott noch mal , grummelte Qwan. Sieh es dir selbst an. Und er sandte seinem ehemaligen Lehrling die entsprechenden Erinnerungen.
    Alle Tunnelreisenden kamen in den Genuss einer Breitwandaufzeichnung der ursprünglichen Erschaffung des Tunnels, zehntausend Jahre zuvor.
    Vor ihrem inneren Auge sahen sie sieben Zauberer über dem Krater eines aktiven Vulkans schweben, durch einen magischen Kreis vor der Hitze geschützt. Dies war eine wesentlich eindrucksvollere Vorführung als der improvisierte magische Kreis, den Artemis eben erlebt hatte. Die Zauberer wirkten erhaben und mächtig, und sie trugen kunstvoll verzierte Roben. Ihr magischer Kreis bildete eine irisierende Kuppel aus blauem Licht. Und sie brauchten sich auch nicht die Stiefel in der Asche schmutzig zu machen, da sie sieben Meter über der Krateröffnung am Berghang schwebten. Begleitet von tiefen Bassgesängen, schleuderten sie einen Magieblitz nach dem anderen in das Magma, bis es anfing zu blubbern und zu brodeln. Während die Zauberer sich darauf konzentrierten, den Vulkan mit Energie aufzuladen, schlichen Abbot und sein Kumpel Bludwin ein Stück weiter oben am Hang hinter einem Felsvorsprung hervor. Und obgleich die Schuppenhaut der Dämonen eine Menge Hitze aushält, schwitzten sie aus allen Poren.
    Ohne auch nur einen Augenblick über die Folgen ihres idiotischen und kurzsichtigen Plans nachzudenken, stürmten die Saboteure auf den Kreis unter ihnen zu. Bludwin, der mit der doppelten Gabe der Dämlichkeit und des Ungeschicks gesegnet war, verfehlte sämtliche Zauberer und stürzte zappelnd in die glühende Lava. Sein Körper erhöhte die Oberflächentemperatur der Lava, zwar nicht wesentlich, aber doch genug, um den Bann zu beeinträchtigen. Abbot erwischte Qweffor, riss ihn aus dem Kreis und stürzte mit ihm hinunter zum Kraterrand. Sofort begann Abbots Schuppenhaut zu dampfen, und der arme Qweffor, der sich noch in magischer Trance befand, war unter dem Gewicht des Dämons hilflos wie ein Baby.
    All das geschah zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Der Bann war in Gang gesetzt, und die Zauberer konnten ihn ebenso wenig aufhalten wie eine Maus eine Flutwelle.
    Eine Lavasäule schoss orangerot glühend aus dem Krater, direkt in die Kuppel aus blauer Magie. Mit von Anstrengung verzerrten Gesichtern transformierten die Zauberer den geschmolzenen Fels in reine Energie, die sie wiederum nach unten ableiteten. Abbot und Qweffor wurden fast gleichzeitig von der Lava und der magischen Rückströmung erfasst. Qweffor, der sich bereits im Stadium der Auflösung befand, zerbarst in einen Haufen Sterne, die in Abbots Körper versanken. Einen Moment lang wand Abbot sich vor Schmerzen und zerrte an seiner Haut, dann wurde er von einer Magiewoge mitgerissen und verschwand.
    Die Zauberer hielten den Bann aufrecht, so gut sie konnten, bis der größte Teil der Insel in die andere Dimension verfrachtet war. Doch es brodelte immer mehr Lava aus den Tiefen der Erde hervor, und da der Kreis durchbrochen war, konnten die Zauberer diese unbändige Naturgewalt nicht länger beherrschen: Sie fegte die Zauberer weg wie ein Bär ein paar lästige Fliegen.
    Die Zauberer trudelten in ihrem zerborstenen Kreis durch die Luft, hinter sich eine Rauchfahne von ihren brennenden Roben. Die Insel war verschwunden, ihre Magie verbraucht, und das Meer unter ihnen wartete nur darauf, sie zu zerschmettern. Es gab nur noch eine Chance, wollten sie überleben. Qwan reaktivierte die letzten Magiefunken und nutzte die Gabe der versteinernden Hand, die grundlegendste aller Zaubererfähigkeiten. Mitten im freien Fall wurden die Zauberer versteinert, und so stürzten sie als Figurenreihe in das aufgewühlte Meer. Einer von ihnen starb sofort, als sein Kopf beim Aufprall abbrach, zwei weitere verloren Arme und Beine, und der Schock tötete den Rest. Nur Qwan überlebte, weil er auf das Kommende vorbereitet gewesen war. Die Statuen sanken auf den Grund des St.-Georg-Kanals, wo sie für ein paar Jahrtausende den Seespinnen ein Heim boten.
    Ein paar Jahrtausende , dachte Qweffor. Vielleicht war es doch nicht so übel, in Abbot gefangen zu sein.
    Wo ist Abbot jetzt? , fragte Artemis.
    Er steckt in mir , erwiderte der Lehrling. Und versucht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher