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Die Verlockung des Glücks Teil 2

Die Verlockung des Glücks Teil 2

Titel: Die Verlockung des Glücks Teil 2
Autoren: Hannah Kaiser
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gehe in die Küche und öffne den Kühlschrank, aber irgendwie finde ich nichts darin, das ich gerade würde essen mögen. Also mache ich die Kühlschranktür wieder zu, und als ich mich wieder umdrehe, bekomme ich beinahe einen Herzinfarkt, weil plötzlich jemand in der Küche steht.
    Entsetzt schreie ich auf.
    Die Person in der Küche hebt beschwichtigend die Hände in die Luft und gibt ebenfalls einen unterdrückten Aufschrei von sich. Es handelt sich um eine Frau, vielleicht Mitte fünfzig und etwas übergewichtig. Eigentlich sieht sie ganz harmlos aus.
    Eini ge Sekunden lang starren wir uns beide nur völlig reglos an, dann lässt sie ihre Hände langsam wieder sinken.
    „Sophie! Sie sind Sophie, oder?“
    Vor Schreck noch völlig starr, kann ich nur schwach nicken.
    „Matthew hat mir ein Foto von Ihnen gezeigt. Ich bin Mrs. Meyer, ich helfe Mr. Johnson ein wenig mit dem Haushalt!“
    „Oh!“, hauche ich, immer noch nicht fähig, mehr von mir zu geben und meine Hand wandert zu meinem rasenden Herzen.
     
    Seine Haushälterin hat mich fast zu Tode erschreckt. Wie verweichlicht bin ich denn?
     
    „Er hat Ihnen wohl auch nicht gesagt, dass ich heute herkomme?“ Sie betrachtet mich mitfühlend mit warmen Augen.
    „Nei n, das hat er wohl vergessen!“ Ich lächele sie an und sie lächelt zurück, um ihre Augen bilden sich eine Vielzahl kleiner Lachfältchen.
    „Männer!“ Sie lacht jetzt leise. „Ich habe beim Hereinkommen bemerkt, dass die Alarmanlage aus ist und dachte erst, Matthew selbst wäre zu Hause. Sonst hätte ich vermutlich gleich die Polizei gerufen … aber ich habe sie erkannt. Mr. Johnson hat mir so viele Bilder von Ihnen gezeigt! Er redet nur noch von Ihnen, seit er aus Deutschland zurück ist!“ Sie lächelt freundlich und mustert mich kurz. „Und ich kann ihn gut verstehen, Sie sind wirklich ein sehr hübsches Persönchen!“
    „Danke!“, hauche ich und merke, dass ich rot werde.
    Mrs. Meyer nickt nur weise lächelnd und macht sich dann daran, die ohnehin schon tipp topp saubere Küche zu putzen.
    „Sie haben wohl versucht, zu arbeiten?“ Sie deutet auf meinen Laptop, der immer noch auf dem Tisch steht.
    Ich nicke. „Ich habe es versucht. Aber irgendwie habe ich noch nicht den richtigen Platz zum Arbeiten gefunden!“
    Sie nickt erneut verständnisvoll, bevor sie wieder konzentriert damit fortfährt, die Küche zu bearbeiten.
    Ich komme mir völlig fehl am Platz vor und zusätzlich noch so, als würde ich im Weg herumstehen. Sie macht sich so selbstverständlich an die Arbeit, dass man deutlich merkt, wie vertraut ihr dieses Haus ist. Und mir wird deutlich, wie fremd ich mich hier ohne Matt fühle.
    Nach kurzem Nachdenken suche ich meine Handtasche, stecke Schlüssel, Handy und Portemonnaie ein.
    „Ich gehe ein bisschen spazieren!“, rufe ich im Rausgehen in Mrs. Meyers Richtung und sie winkt mir und wünscht mir viel Spaß.
     
    Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, bleibe ich unschlüssig stehen. Ich habe kein wirkliches Ziel und ich kenne mich hier nicht aus, zwei Punkte, die ich bei meiner Flucht aus Matts Haus nicht wirklich schlau bedacht habe.
    L etztendlich ist es ja auch egal, wohin ich gehe, ein bisschen frische Luft und Bewegung werden mir bestimmt gut tun.
    So irre ich also einfach eine Weile ziellos umher und lasse die Eindrücke der unbekannten Umgebung auf mich wirken. Überall gibt es hier die für Neuengland klassischen, roten Backsteinhäuser und mir kommt alles ein bisschen größer vor, als zu Hause. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich die Gegend wie mit den staunenden Augen eines Kindes betrachte.
     
    Nach einiger Zeit habe ich zum sinnlosen Herumlaufen einfach keine Lust mehr und setze mich in einen kleinen Coffeeshop.
    Ich bestelle mir einen Kaffee mit viel Milchschaum sowie einen großen Chocolatechipcookie mit dunkler und weißer Schokolade am Tresen, suche mir einen ruhigen Fensterplatz und hänge meinen Gedanken nach. Ich bin froh, dass ich hergekommen bin. Auch, wenn im Moment alles neu und ungewohnt für mich ist und ich hier erst einmal einen Platz für mich finden muss, war es dennoch eine gute Entscheidung. Ich fühle mich, zum ersten Mal seit Matts Abreise aus Deutschland, wieder so etwas wie glücklich. Dennoch mache ich mir Sorgen über meine, seine und unsere gemeinsame Zukunft. Ich bin letztendlich so überstürzt von zu Hause aufgebrochen, dass ich ohne eine Vorstellung hergekommen bin, ohne einen Plan, wie die Zukunft
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