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Die Verlassenen

Die Verlassenen

Titel: Die Verlassenen
Autoren: Amanda Stevens
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sah, wie ein Schatten über Haydens Gesicht fiel, und er schauderte, als hätte etwas sehr Kaltes gerade seine Seele berührt. Die Waffe fiel zu Boden, und sein Blick heftete sich auf sie.
    Ilsa hatte ihre Rache bekommen.

AMELIA
    Violet Tisdale wurde auf dem Friedhof der Klinik beigesetzt, gleich neben ihrer Mutter. Der Grabstein auf Ilsas letzter Ruhestätte, war überwuchert von Moos und Flechten, und Ree hatte Amelia Gray gefragt, wie man ihn sauber machen konnte. Die Restauratorin hatte sich bereit erklärt, sich nach der Trauerfeier selbst darum zu kümmern, hauptsächlich wohl, nahm Ree an, weil sie den alten Stein keinem Amateur überlassen wollte.
    Außer dem Pastor wohnten nur vier Trauergäste der Trauerfeier bei: Ree, Hayden, Trudy und John Devlin. Falls der rätselhafte Detective bemerkt hatte, wie seltsam Haydens Verhalten bei Dr. Farrantes Tod gewesen war, so hatte er offenbar beschlossen, ein Auge zuzudrücken.
    Wie Detective Devlin erklärte, hatte er durch Trudys Cousin Wind von Farrantes teuflischem Plan bekommen, und das und die Tatsache, dass Hayden so heftig darauf beharrt hatte, dass Ree in Gefahr war, hatten dazu geführt, dass er Farrante aufsuchte und ihn zur Rede stellte – zum einen, damit dieser sich auf diese Konfrontation nicht vorbereiten konnte, zum anderen, um ihn vom Krankenhaus fernzuhalten, bis Hayden Ree in Sicherheit gebracht hatte. Und über all diese Dinge hatte man Stillschweigen bewahrt, da Dr. Farrante mächtige Verbündete im Orden hatte.
    Ree wusste immer noch nicht genau, was sie von Haydens ererbter Mitgliedschaft halten sollte. Der Orden hatte in der Vergangenheit ein paar sehr schlimme Dinge getan, doch Hayden selbst hatte mit alledem nichts zu tun gehabt. Außerdem ... Sie schaute auf seinen bandagierten Arm. Er hatte seine Loyalität bewiesen, als er sich gegen Farrante gestellt hatte, um sie zu retten.
    Und was die Geister anging ... Ree wollte immer noch glauben, dass sich das alles irgendwie wegerklären ließ. Eines wusste sie jedoch: Den Ausdruck, den Haydens Gesicht in dem Moment gehabt hatte, als Dr. Farrante starb, würde sie in ihrem ganzen Leben nicht mehr vergessen.
    Sie blickte auf und stellte fest, dass er sie ansah. Seine Augen waren klar, sein Blick war unschuldig, nur verdüstert durch einen Anflug von etwas, was sie wohl nie verstehen würde. Er nahm ihre Hand, und seine Finger verschränkten sich mit ihren.
    Ree fröstelte. Vielleicht gab es auch Dinge, die sie gar nicht verstehen musste.
    Amelia hatte nicht damit gerechnet, dass sie so lange brauchen würde, aber der alte Granitstein war in sehr schlechtem Zustand. Als sie endlich fertig war, dämmerte es schon. Das war die Zeit, wo die Schatten länger, die Luft kühler und der Schleier zwischen dieser Welt und der nächsten dünner wurden.
    Sie sah sie aus den Augenwinkeln. Aber sie drehte sich nicht um, natürlich nicht. Es war gefährlich, sie direkt anzusehen.
    Sie packte ihr Handwerkszeug zusammen und erhaschte dabei immer wieder einen Blick. Es waren zwei. Eine junge Frau in einem blauen Kleid und ein kleines Mädchen, das etwa sieben Jahre alt war. Das Kind war in Weiß gekleidet und hielt in einer Hand ein Sträußchen mit Veilchen.
    Gerade standen sie noch mitten auf dem Friedhof, und im nächsten Moment waren sie verschwunden.
    Amelia sah sie erst wieder, als sie nach Hause fuhr. Da waren sie am Ende der Auffahrt, gingen Hand in Hand durch das Eingangstor der Nervenklinik. Die junge Frau wandte den Kopf und blickte sie an, aber Amelia sah ihr nicht in die Augen. Und sie schaute auch nicht in den Rückspiegel. Als sie sich in den Feierabendverkehr einfädelte, war sie in Gedanken schon bei ihrem nächsten Projekt: dem Friedhof von Oak Grove.

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    BASTEI ENTERTAINMENT

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