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Die Verlassenen

Die Verlassenen

Titel: Die Verlassenen
Autoren: Amanda Stevens
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schreien. Panisch warf sie den Kopf hin und her.
    „Sie hätten Ihre Nase nicht in fremde Angelegenheiten stecken sollen, Miss Hutchins. Dann wäre das alles hier nicht nötig gewesen.“
    Das alles ... was?
    „Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie Sie alles zerstören. Das vestehen Sie doch, oder? Dazu ist meine Arbeit hier viel zu wichtig.“
    Damit kommen Sie nicht durch!, wütete es in Ree. Ihre Familie war zwar in keinster Weise perfekt, aber sie waren nicht wie die Tisdales. Rees Eltern würden dieses Krankenhaus auf den Kopf stellen, bis man sie fand.
    Und Hayden? O Gott, wusste er, was hier ablief?
    Sie wollte nicht an ihn denken. Nicht jetzt. Vielleicht nie mehr.
    Eine Träne sickerte aus dem Augenwinkel und rann ihr in die Haare. Doch sie konnte nicht einmal die Hand heben, um sie wegzuwischen.
    Dr. Farrante hatte vor, sie hierzubehalten. Sie würde diese Klinik nicht lebend verlassen, genau wie Ilsa Tisdale.
    Kurze Zeit später kam eine Krankenschwester mit einer weiteren Dosis des Medikaments ins Zimmer. Sie setzte ihr die Spritze, und Ree konnte nur hilflos daliegen. Dannach wechselten sich Phasen des Wachseins und der Bewusstlosigkeit ab. Als ihr Kopf endlich wieder klar wurde, nahm sie an, dass Stunden vergangen waren. Draußen musste es dunkel sein, denn sie konnte durch die Glasluke in der Tür auf den Korridor sehen, und das Licht war gedimmt.
    Sie bekam allmählich wieder ein Gefühl in den Armen und Beinen, doch sie war klug genug, nicht an ihren Gurten zu zerren. Das hätte nur unnötig Kraft gekostet, und sie brauchte ihre ganze Energie für den Fall, dass sich ihr irgendeine Chance bot zu entkommen.
    Während sie versuchte, einen Plan auszutüfteln, wurde die Tür geöffnet und ein Krankenwärter schob einen Rollstuhl ins Zimmer. Wo brachten sie sie hin? Was wollten sie ihr antun?
    Ree machte sich bereit. Das hier war vielleicht die einzige Gelegenheit. Sobald man ihr die Gurte abnahm, wäre ihre Chance gekommen.
    Der Krankenwärter ließ den Rollstuhl stehen und trat an ihr Bett. Er beugte sich über das Gitter und untersuchte ihre Pupillen.
    „Ree? Kannst du mich hören?“
    Diese Stimme!
    „Ich bin’s, Hayden. Bist du okay? Haben sie dich verletzt?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich schaff dich hier raus. Halt durch ...“
    Ree fragte nicht, warum er gekommen war, um sie zu holen. Das würde sie später tun. Jetzt war nur so froh wie noch nie in ihrem Leben, einen anderen Menschen zu sehen.
    Er löste die Ledergurte, half ihr in den Rollstuhl und legte ihr eine Wolldecke über die Beine. Dann schob er sie hinaus auf den Korridor.
    „Und los geht’s“, murmelte er, und machte sich auf den Weg durch einen endlos langen Flur.
    Bei jedem Schritt dachte Ree, dass man sie ganz bestimmt aufhalten würde. Ihre Nervenenden kribbelten, was eigentlich ein gutes Zeichen war, doch sie wusste, dass sie nie in der Lage gewesen wäre, vor einem Wachmann oder einem Krankenwärter davonzulaufen. Sie bezweifelte sogar, dass sie überhaupt stehen konnte.
    Und dann erreichten sie das Ende des Korridors, eine Tür ging auf, und jemand winkte sie hindurch. Es war Trudy. „Beeilt euch“, sagte sie. „Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“
    Fragend schaute Ree zu ihr hoch, aber Trudy tätschelte ihr nur die Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Kind. Du bist in guten Händen.“ Zu Hayden sagte sie: „Der Ausgang ist immer abgeschlossen. Sobald wir die Tür aufmachen, wird der Alarm ausgelöst. Deswegen habt ihr nur ein paar Minuten, um zum Wagen zu kommen, und noch weniger bis zum Haupteingang. Ich werde versuchen, sie abzulenken, solange ich kann, aber ich rate euch dringend, in die Hufe zu kommen.“
    „Danke für deine Hilfe“, sagte Hayden.
    „Schätzchen, als ich sie in diesem Zimmer hab liegen sehen, wusste ich, dass da was nicht stimmt. Zum Glück ist mein Cousin ein Cop. Geht jetzt.“
    Und dann waren sie auch schon durch die Tür und mussten den Rollstuhl auf dem unebenen Gelände stehen lassen. Hayden hob sie heraus und trug sie, rannte los wie der Teufel, während sie das Gesicht an seinem Hals barg.
    Als das Flutlichter anging, saßen sie bereits im Wagen und rasten die Auffahrt hinunter. Das Tor stand offen, und Hayden schoss hindurch, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen.
    Ree drehte sich noch einmal um.
    „Manchmal ist es gut, wenn man einflussreiche Freunde hat“, sagte Hayden, und dann lachte er, denn sie starrte ihn mit großen Augen an, weil sich das so gar nicht nach Hayden
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