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Die Verlassenen

Die Verlassenen

Titel: Die Verlassenen
Autoren: Amanda Stevens
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anhörte.
    Er fuhr in eine geschwungene Auffahrt vor einem großen weißen Haus, stellte den Motor ab und schaltete die Scheinwerfer aus. Ree hatte keine Ahnung, wo sie waren. Irgendwann nachdem sie die Ravenel Bridge überquert hatten, war sie eingeschlafen. Sie nahm an, dass sie auf einer der Inseln waren.
    „Wie fühlst du dich?“, fragte Hayden.
    „Besser“, brachte sie heraus.
    „Glaubst du, dass du gehen kannst?“
    „Ich kann es versuchen. Wo sind wir hier?“
    Seine Augen waren fast schwarz in der Dunkelheit. „Vertraust du mir?“
    Eine heikle Frage. Ree konnte das Medaillon nicht vergessen und alles, was damit zusammenhing. Andererseits hatte er sie vielleicht vor einer Lobotomie bewahrt.
    „Ich vertraue dir“, sagte sie schließlich.
    Er zog sie an sich, küsste sie fest auf die Lippen, dann stieg er aus und ging um den Wagen herum, um ihr die Tür zu öffnen. Er nahm sie am Arm und führte sie durch das Tor und um das Haus herum zu einer Veranda. Ree hörte, wie Wasser gegen einen Pier schlug, der ganz in der Nähe sein musste, und der Wind roch salzig.
    Sie stiegen eine Treppe hinauf, und als Stimmen durch eine offen stehende Tür drangen, legte Hayden den Finger auf die Lippen. Drinnen im Haus sah Ree zwei Männer – Detective Devlin und Dr. Farrante. Daran, wie Farrante den Ellbogen auf den Kaminsims stützte, schloss Ree, dass dieses Haus ihm gehörte.
    Hayden zog sein Handy aus der Hosentasche und tippte eine Nummer ein. Drinnen läutete Detective Devlins Telefon. Er schaute auf die Anzeige und sagte langsam: „Sind Sie sicher, dass Sie bei Ihrer Geschichte bleiben wollen? Sie behaupten also weiterhin, dass Sie keinen Kontakt zu Ree Hutchins hatten?“
    Dr. Farrante schnippte einen Fussel von seinem Jackett. „Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen! Ich weiß ja kaum, wer diese Frau überhaupt ist.“
    „Na, dann will ich Ihrem Gedächtnis mal ein bisschen nachhelfen.“
    Auf dessen Nicken hin fasste Hayden Ree am Ellbogen und führte sie durch die Tür ins Haus.
    Alle Farbe wich aus Farrantes Gesicht, als er sie erblickte, doch er fing sich sofort wieder. „Ich habe keine Ahnung, was sie Ihnen erzählt hat, aber diese junge Frau ist psychisch in einem äußerst labilen Zustand.“
    „Nicholas Farrante, ich verhafte Sie wegen Entführung und Freiheitsberaubung von Reanna Hutchins. Sie haben das Recht zu schweigen ...“
    An das, was danach passierte, konnte Ree sich später nur schemenhaft erinnern. Gerade griff Detective Devlin nach den Handschellen an seinem Gürtel, da zückte Farrante plötzlich eine Waffe, die offenbar irgendwo auf dem Kaminsims versteckt gewesen war. Ein Schuss krachte, und Hayden taumelte rückwärts und hielt sich den Arm. Ree schrie auf. Devlin zielte mit seiner Dienstwaffe auf Farrante, aber der hatte Ree bei der Kehle gepackt, zog sie zu sich und hielt ihr seine Waffe an die Schläfe.
    „Waffe fallen lassen.“
    Detective Devlins Dienstwaffe fiel zu Boden.
    Ganz langsam arbeitete Farrante sich mit Ree in Richtung Tür vor. Inzwischen rappelte Hayden sich hoch. Das Blut tropfte von seinem Arm auf den Boden. Aus seinen Augen blitzte eine so ungezügelte Wut, dass er gar nicht mehr aussah wie Hayden. Einen Moment lang dachte Ree ...
    „Versuch es gar nicht erst“, sagte Farrante warnend.
    Nach den vielen Drogen, mit denen er sie vollgepumpt hatte, konnte er sich offenbar nicht vorstellen, dass Ree noch die Kraft hatte, sich irgendwie zu wehren. Er lockerte seine Umklammerung, als sie auf die Veranda kamen, und als sie versuchte, sich loszureißen, war er völlig überrumpelt. Sie trat nach seinen Beinen, und er taumelte rückwärts, schwankte eine Ewigkeit auf der Kante. Im nächsten Moment schoss Hayden an ihr vorbei, und sie hörte den dumpfen Aufprall, als er sich auf Farrante stürzte. Er hatte nicht sehen können, dass Farrante Ree immer noch am Arm festhielt. Als die beiden Männer die Treppe hinunterstürzten, rissen sie Ree um.
    Sie fiel hin und lag einen Moment lang benommen da. Als sie wieder etwas erkennen konnte, sah sie Hayden mit Farrantes Waffe in der Hand. Er hielt sie dicht am Oberschenkel, wo Detective Devlin sie nicht sehen konnte. Großer Gott ...
    Ihre Blicke trafen sich, und Ree dachte: Das ist nicht er! Das ist nicht Hayden!
    „Tu es nicht“, flüsterte sie.
    Doch er lächelte nur.
    Der Detective kam die Treppe herunter und kniete sich neben den bäuchlings daliegenden Doktor. „Er ist tot. Er hat sich das Genick gebrochen.“
    Ree
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