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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen
Autoren: Bastei Lübbe
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Entscheidende, sondern der Hass.
    aus Wie es aussieht von Gordon
    Als er schließlich den Kopf ins Freie steckte, fluchte Grant vor sich hin, tat dies jedoch mit einer Art irrer Freude – etwas, was er den Schmerzen entgegensetzen konnte. Oh ja, er war ein Anachronismus, denn er hatte sich gegen einen radikalen körperlichen Umbau entschieden, um die Luft Masadas atmen zu können, aber ein Anachronismus zu sein, hatte ihm jetzt das Leben gerettet. Er hatte den Techniker in den Himmel hinaufjagen und diesen Disruptor durchbohren gesehen, hatte schadenfroh die Faust zum Himmel geschwungen, als er sah, wie der Disruptor zerbrach und auf die Erde herabregnete. Allerdings hatte er nicht vorhergesehen, dass der Erdboden wie ein defekter Aerofan bocken würde, und nicht die sich anschließende Woge aus Schlamm und Flötengrasfetzen. Sie vergrub ihn, und er hatte nur durch seine Atemausrüstung überlebt. Ein Adaptierter wäre erstickt.
    Er schleppte sich ins Freie. Der kleine, Rechtfertigung spendende Sieg des Überlebens verging, und die Schmerzen kehrten zurück und taten dies mit Nachdruck. Die Wunden an Schulter und Bein verbreiteten schiere Qual, und Tränen traten ihm in die Augen. Deshalb sah er auch nicht die Klaue, während er sich hinausschleppte. Sie schloss sich um seine Brust und pflückte den laut schreienden Grant vom Boden hoch, damit ihn sich jemand genauer ansehen konnte. Das Glück hatte ihn soeben im Stich gelassen. Er hatte Shree überlebt, die Heroyne und den Techniker, und jetzt schien es, als wäre er das Spielzeug einer Schnatterente geworden.
    »Setz ihn ab!«, sagte jemand ärgerlich.
    Er brauchte eine Sekunde, um die Stimme wiederzuerkennen. Er versuchte Sanders zu erklären, sie solle rennen, von hier verschwinden, aber sein Mund war ausgetrocknet, und er fand nicht den Atem. Man rüffelte eine Schnatterente nicht einfach, als hätte man es mit einem unartigen Kind zu tun. Dafür wurde man nur totgebissen, oder auch nicht, je nachdem, wie der Kreatur zumfraglichen Zeitpunkt zumute war. Diese Schnatterente senkte ihn jetzt allerdings vorsichtig auf den Boden und wich zurück. Einen Augenblick später kniete Sanders neben ihm, jagte ihm mit dem Autoinjektor eine Spritze erst ins Bein und dann in die Schulter, direkt durch die Kleidung, und durchschnitt anschließend mit einer Mikroschere das Hosenbein, während sie schon eine Erste-Hilfe-Tasche offen neben sich stehen hatte.
    Erschöpft starrte Grant auf die Schnatterente. Es war dieselbe Kreatur, die Tombs in das Gebäude der Atheter-KI gelockt hatte, aber sie wirkte inzwischen stark verändert. Sie bewegte sich mit mehr Sicherheit, starrte mit hoher Konzentration auf etwas am fernen Horizont und wirkte irgendwie präsenter. Tombs selbst trat jetzt in Grants Blickfeld, die Aufmerksamkeit ganz der Kreatur zugewandt.
    »Ich sehe hier den Weber vor mir, nicht wahr?«, fragte Grant, als die Schmerzen allmählich zurückgingen.
    »Das tust du ganz gewiss«, sagte Sanders und drückte ihm etwas aufs Bein, was eine herrliche Taubheit verbreitete.
    Er blickte hinab, als sie als Nächstes einen Absaugverband auf die Wunde drückte, und verfolgte, wie sich dieser am Bein verteilte, sich ringsherum anschmiegte und in die Wunde sickerte. Das würde ihm auf dieselbe Art und Weise heilen helfen wie ein üblicher Polis-Wundverband, indem sie Antibiotika, Antivira und weitere Schmerzmittel verabreichte, extrahierte aber zugleich die Metalle eines Impulswaffentreffers. Jetzt machte sich Sanders an der Schulter ans Werk und klappte die Jacke auf, um den Kleidungsstoff darunter aufzuschneiden.
    »Wie ist das passiert?«, fragte Grant.
    »Aus der ersten Hälfte bist du schon schlau geworden«, antwortete Sanders, »und sicherlich kannst du dir auch den Rest zusammenreimen.«
    »Tombs hat den Weber überspielt, aber wie?«
    »Eine physische Verbindung.« Sanders schauderte.
    Tombs wandte sich jetzt ihnen zu.
    »Hast du sie umgebracht?«, fragte er unvermittelt.
    Wie sollte er das erklären? Er wollte schon einfach mit »Ja« antworten, aber ihm war wichtig, was Sanders von ihm hielt, und ihm wurde bewusst, dass auch Tombs’ Meinung von ihm zählte.
    »Ja, ich habe sie umgebracht, aber nicht unter Umständen, wie du sie vielleicht voraussetzt.« Während er von der Heroyne erzählte, von Penny Royal, dem Techniker und Shrees Ende, wurde Sanders mit der Versorgung der Wunden fertig und spritzte ihm einen Medikamentencocktail, der ihm wie kaltes Feuer durch den Leib
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