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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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einem
    Kongreß
    in
    Wien
    hat
    Challenger
    den
    Ausdruck
    Weißmannismus geprägt und irgendwelche Streitereien vom
    Zaun gebrochen.«
    »Kannst du mir sagen, worum es genau gegangen ist?«
    »Nicht aus dem Stegreif, aber es existiert ein Protokoll, das
    sogar übersetzt ist. Wir haben es in unserem Archiv.
    Interessiert es dich?«
    »Allerdings. Ich muß den Knaben nämlich interviewen und
    brauche einen Aufhänger. Wenn es nicht zu spät ist, könnten
    wir doch vielleicht gleich in euer Archiv gehen.«
    §
    Eine halbe Stunde später saß ich in dem Archiv und hatte die
    Unterlagen über den Wiener Zoologenkongreß vor mir liegen,
    wo Challenger einen Vortrag über das Thema ›Weißmann
    kontra
    Darwin‹
    gehalten
    hatte.
    Da
    meine
    naturwissenschaftlichen Kenntnisse beschränkt sind, hatte ich
    Schwierigkeiten, den roten Faden zu verfolgen, aber es entging
    mir nicht, daß der englische Professor das Thema auf äußerst
    aggressive Weise behandelt hatte und seinen Kollegen
    ordentlich auf die Zehen getreten war. Der Vortrag hatte Protest
    und allgemeines Ärgernis zur Folge gehabt. Für mein
    ungeschultes Gehirn allerdings klang das Ganze wie
    Chinesisch.
    »Kannst du mir das nicht ins Englische übersetzen?« fragte
    ich Tarp Henry.
    »Aber das ist doch bereits die Übersetzung«, sagte er.
    »Dann sollte ich mir vielleicht den Urtext besorgen.
    Vielleicht kann ich mit dem mehr anfangen.«
    »Für einen Laien ist das nicht leicht zu verstehen, das gebe
    ich zu.«
    Ich überlegte. »Wenn ich einfach einen Satz herausnehme …
    ja, den da!« Ich deutete darauf. »Den begreife ich sogar
    ungefähr. Der wird mein Aufhänger.«
    »Dann brauchst du mich also nicht mehr?«
    »Doch, denn ich will diesem Challenger schreiben.
    Vielleicht könnte ich den Brief gleich hier abfassen und diese
    Adresse als Absender angeben. Das macht die Sache
    gewichtiger.«
    »Und Challenger bricht dann hier ein und schlägt alles kurz
    und klein.«
    »Ach wo – du kannst den Brief lesen. Keine Spur von Kritik
    oder dergleichen. Du kannst dich darauf verlassen.«
    »Gut, meinetwegen. Aber ich will den Brief wirklich sehen,
    bevor du ihn abschickst.«
    Ich schüttelte ihn nicht gerade aus dem Handgelenk, muß
    aber sagen, daß ich schließlich richtig stolz darauf gewesen bin.
    Ich las ihn dem kritischen Bakteriologen vor.
    §
    Sehr verehrter Professor Challenger,
    als bescheidener Student der Naturwissenschaften habe ich
    Ihre Theorien bezüglich Weißmann und Darwin mit dem
    größten Interesse verfolgt. Ich hatte neulich die Gelegenheit,
    mein Gedächtnis durch die erneute Lektüre Ihres Vertrags
    ›Weißmann kontra Darwin‹ wieder aufzufrischen. Ihre
    großartigen Spekulationen scheinen das Thema ein für allemal
    zu klären. Ein Satz jedoch macht mich stutzig. Ich zitiere: ›Ich
    protestiere entschieden gegen die unmögliche und rein
    dogmatische Behauptung, daß jedes einzelne Id ein
    Mikrokosmos sein soll, der von einer eigenen historischen
    Struktur geprägt ist, die sich durch eine Reihe von
    Generationen hindurch entwickelt hat.‹ Haben Sie nach den
    letzten Erkenntnissen der Forschung nicht den Wunsch, diesen
    Satz abzuschwächen? Glauben Sie nicht, daß er zu drastisch ist?
    Da mir das Thema sehr am Herzen liegt und ich gewisse
    Vorschläge machen möchte, die sich nur in einem persönlichen
    Gespräch erklären lassen, darf ich Sie höflichst um einen
    Termin bitten. Ihr Einverständnis voraussetzend, erlaube ich
    mir, Sie am kommenden Mittwoch um elf Uhr aufzusuchen.
    Hochachtungsvoll
    Edward D. Mahne
    §
    »Na?« fragte ich triumphierend. »Wie findest du meinen
    Brief?«
    »Wenn du es vor deinem Gewissen verantworten kannst –
    gut.«
    »Kann ich.«
    »Und was bezweckst du damit?«
    »Daß ich den Mann erst einmal zu sehen bekomme. Wenn
    ich dann dort bin, wird mir schon etwas einfallen. Vielleicht
    sage ich ihm einfach die Wahrheit. Wenn er ein Gentleman ist,
    kann ihn das nur für mich einnehmen.«
    »Meinst du? Daß du dich bloß nicht täuschst. Aber am
    Mittwoch um elf wirst du es genau wissen. Der Mann ist
    gewalttätig, gefährlich, streitsüchtig, von allen gehaßt, die mit
    ihm zu tun haben, vor allem von seinen Studenten. Vielleicht
    wäre es das beste, wenn du nie etwas von dem Mann gehört
    hättest.«
    #3
    Ein absolut unmöglicher Mensch
    §
    Die Ängste oder auch Hoffnungen meines Freundes sollten
    sich nicht bestätigen. Als ich mich am Mittwoch bei ihm
    blicken ließ, wartete ein Brief auf mich. Der
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