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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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ebenfalls?«
    »Zweifelsohne.«
    »Auch, daß sich das Samenplasma vom parthenogenetischen
    Ei unterscheidet?«
    »Aber gewiß!« rief ich, von meiner eigenen Kühnheit
    begeistert.
    »Aber was beweist das?« fragte er.
    »Tja«, murmelte ich. »Was beweist das?«
    »Soll ich es Ihnen sagen?«
    »Ich bitte darum.«
    »Es beweist«, brüllte er in einem plötzlichen Anfall von
    Wut, »daß Sie der blödeste Eindringling von ganz London sind
    – ein schmieriger, kriecherischer Journalist, der von
    naturwissenschaftlichen Dingen genausowenig Ahnung hat
    wie von Anstand.«
    Er war aus seinem Sessel aufgesprungen. Zorn glühte in
    seinen Augen. Trotz der angespannten Situation war ich erst
    einmal baß erstaunt: Professor Challenger, den ich für einen
    Riesen gehalten hatte, reichte mir knapp bis zu den Schultern.
    Er war ein Sitzriese, dessen Vitalität sich zumeist in die Breite
    und ins Gehirn verteilt.
    »Einen Schmarrn«, schrie er, »einen hundertprozentigen
    Schmarrn habe ich Ihnen eben erzählt. Sie glauben wohl, Sie
    können es mit mir aufnehmen und mich reinlegen? Sie mit Ihrer
    Nuß von einem Gehirn? Ihr widerwärtigen Schreiberlinge
    haltet euch für omnipotent. Ein lobendes Wort aus eurer
    verlogenen Feder, und jemand ist ein gemachter Mann. Ein
    vernichtendes Wort, und jemand ist ruiniert. Auf dem Bauch
    sollen wir vor euch kriechen, damit ihr uns wohlgesonnen seid.
    Ekelhaftes Geschmeiß, die Ohren gehören euch abgeschnitten!
    Keinen Sinn für Maß und Ziel. Aufgeblasene Kotsäcke! Aber
    ich bringe euch schon noch Respekt bei. Jawohl – mit G.E.Ch.
    könnt ihr das nicht machen. Ich bin hier der Herr. Ich habe
    euch gewarnt, aber wenn ihr mich trotzdem pestet, dann seid
    ihr selber schuld. Genugtuung, mein guter Mr. Malone, ich
    verlange Genugtuung. Sie haben ein gefährliches Spiel
    gespielt und haben es, fürchte ich, verloren.«
    »Sir«, sagte ich, ging rückwärts zur Tür und machte sie auf.
    »Sie können mich beschimpfen und beleidigen, so lange Sie
    wollen, aber alles hat seine Grenzen. Tätlich werden Sie mit
    mir nicht.«
    »So?« Er war in drohender Haltung hinter mir
    hergeschnürt, blieb jetzt aber stehen und steckte die großen
    Hände in die Taschen seiner reichlich kurzen Jacke. »Ich habe
    schon etliche Ihrer Sorte hinausgeschmissen. Sie sind Nummer
    fünf oder sechs. Jeder kostet mich drei bis vier Pfund Strafe, das
    ist zwar viel Geld, aber ich gebe es gern aus. Nein, Sir. Ihnen
    soll es nicht besser gehen als den anderen. Jetzt sind Sie an der
    Reihe.« Wie ein Tanzmeister nahm er seinen Schnürschritt
    wieder auf.
    Ich hätte mich durch den Gang in die Halle retten können,
    aber das wäre zu schmählich gewesen. Außerdem kam
    langsam eine berechtigte Wut in mir auf. Anfangs war ich im
    Unrecht gewesen, darüber bestand kein Zweifel, aber die
    Drohungen dieses Mannes setzten mich ins Recht.
    »Sie werden mich nicht anrühren, Sir«, sagte ich. »Ich lasse
    es nicht zu.«
    »Heiliger Florian!« Der schwarze Schnurrbart ging in die
    Höhe, und ein weißer Reißzahn kam zum Vorschein. »Er läßt
    es nicht zu!«
    »Seien Sie doch nicht so ungeschickt, Professor«, rief ich.
    »Gegen meine achtzig Kilo sind Sie ein Federgewicht. Alles
    harte Muskeln. Ich bin Mittelstürmer beim Fußballclub
    London Irish und bin nicht der Mann …«
    In dem Moment fiel er über mich her. Zum Glück hatte ich
    die Tür aufgemacht, sonst wären wir beide durchgebrochen.
    So jedoch wirbelten wir zusammen durch den Gang. In der
    Eingangshalle kam uns irgendwie ein Stuhl in die Quere, und
    den nahmen wir auch noch gleich mit Richtung Straße. Den
    Mund voll mit Barthaaren, die Arme in die seinen verhakt,
    unsere Körper aneinandergepreßt und die Stuhlbeine
    dazwischen geklemmt, flogen wir die Stufen vor der Haustür
    hinunter. Der Stuhl ging in die Brüche, und wir rollten, jeder
    für sich, in den Rinnstein. Professor Challenger sprang auf die
    Beine, schwang die Fäuste und keuchte wie ein Asthmatiker.
    »Reicht Ihnen das?« röhrte er.
    »Sie Grobian!« schrie ich und rappelte mich auf.
    Ich war wild entschlossen, die Sache durchzufechten, zum
    Glück rettete mich jedoch ein Polizist aus der unangenehmen
    Situation. Wie aus dem Boden gewachsen stand er plötzlich
    neben uns, ein Notizbuch in der Hand.
    »Was soll denn das? Schämen Sie sich gar nicht?« fragte
    der Polizist und wandte sich an mich. »Nun? Was geht hier
    vor?«
    »Dieser Mann hat mich angegriffen«, sagte ich.
    »Stimmt das?« fragte der
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