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Die Verfuehrung einer Fremden

Die Verfuehrung einer Fremden

Titel: Die Verfuehrung einer Fremden
Autoren: Victoria Veel
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geglaubt zu haben, aber gleichzeitig bereute ich die Nacht mit ihm dennoch nicht. Zum ersten Mal seit einer Woche hatte ich es letzte Nacht geschafft, nicht permanent an Matt zu denken. Ben hatte mich unterhalten und abgelenkt, auch wenn ich ihn gleichzeitig ziemlich unsympathisch gefunden hatte. Und der Sex war einfach unglaublich gewesen, wie ich mir eingestehen musste. Ich ertappte mich selbst bei der Feststellung, dass ich so viel Leidenschaft schon lange nicht mehr verspürt hatte. Und selbst, wenn ich Ben nie wieder sehen würde, waren die Ablenkung und der Sex es wert gewesen. Trotzdem erwischte ich mich am Folgetag immer wieder dabei, wie ich auf mein Handy sah um zu überprüfen, ob ich Anrufe oder Nachrichten hatte, obwohl er meine Nummer gar nicht hätte haben können. Auch meiner Kollegin Lizzy, die heute mit mir Schicht hatte, war aufgefallen, wie abwesend ich geistig heute war.

    „Na, wie war es denn gestern noch mit dem süßen Banker?“ fragte Lizzy zwitschernd, während sie mich leicht mit dem Ellenbogen in die Seite stieß. Das Grinsen in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen. Natürlich wollte sie eine wilde Geschichte von mir hören, die ich ihr auch hätte geben können, aber ich hatte irgendwie keine Lust, darüber zu reden.

    „Finanzberater. Und nichts. Er hat mich nach Hause gebracht und das war’s. Ich fand ihn ziemlich nervig, ein typischer arroganter Finanztyp eben.“ bemerkte ich und versuchte, dabei so gelangweilt wie möglich zu klingen.

    „Wirklich? Warum verbringst du dann Stunden mit einem Typ, den du nicht mal leiden kannst? Du hättest auch einfach nach Hause gehen können.“

    Darauf konnte ich ihr keine Antwort geben. Sie hatte Recht. Ben war einfach eine willkommene Ablenkung gewesen, doch das wollte ich ihr nicht erklären. Lizzy wußte von meiner Trennung von Matt, doch ich hatte darauf verzichtet, ihr Details mitzuteilen. Sie war eine Kollegin, keine richtige Freundin.

    „Keine Ahnung, mir war eben langweilig.“ gab ich schwach zurück. Lizzy sah nun enttäuscht aus, hatte sie doch auf ein wenig Klatsch gehofft. Sie griff nach einem der schmutzigen Gläser auf der Spüle und fing an, es mit einem Lappen zu reinigen, während sie ihr langes, schwarzes Haar schwungvoll zurück warf.

    „Okay. Schade.“ bemerkte sie nur, damit war das Thema beendet. Der restliche Tag verging ohne irgendwelchen besonderen Vorkommnisse und es war fast 22 Uhr, das Ende meiner Schicht.

    „Zwei Bier zum Mitnehmen, bitte.“ hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir sagen, als ich gerade den letzten Abwasch machte. Ich kannte diese Stimme. Ben. Ich drehte mich um und sah ihn überrascht an. Er stand an der Bar, wieder in einem schwarzen Anzug, diesmal aber glatt gebügelt.

    „Woher wußtest du, wann meine Schicht zuende ist?“ fragte ich.

    „Ich habe eben ein gutes Gedächtnis.“ lachte Ben und warf mir seinen typischen, selbstsicheren Blick zu. „Also was ist, zwei Bier zum Mitnehmen und wir setzen uns in den Park nebenan und sprechen über unser Vorhaben?“

    Erstaunt sah ich ihn an. Ich hatte nicht erwartet, dass ein Finanzberater der Wall Street mir in seinem schicken, geschniegelten 1000 Dollar Anzug vorschlagen würde, sich auf den Boden eines Parks zu setzen und zu riskieren, das gute Stück dreckig zu machen. Und kalt war es draußen sowieso. Als könnte er meine Gedanken lesen, hielt er auf einmal eine braune Decke in die Höhe.

    „Keine Angst. Hab an alles gedacht.“

    Zwanzig Minuten später saßen wir im Gras des Parks nur zwei Blocks entfernt vom „Blue Moon“, ich hatte seine Decke fest um mich geschlungen und fror trotzdem ein wenig. Ben schien entspannt, nippte an seinem Bier und schien unbeeindruckt von dem kühlen, windigen Wetter.

    „Ich habe mir die ersten Schritte unseres Plans überlegt. Wie du weißt, arbeite ich mit Alicia zusammen, sehe sie also jeden Tag auf der Arbeit. Das macht es einfach. Du könntest nächste Woche in der Mittagspause bei meiner Arbeit auftauchen, mir Mittagessen mitbringen und Alicia wird es sehen. Diese Woche wär ein wenig zu kurzfristig, wir haben uns ja gestern früh erst getrennt. Aber wenn sie sieht, dass ich bereits eine Neue hat, wird sie durchdrehen vor Eifersucht.“

    Ben erzählte so überzeugend von dem Plan, als hätte er das schon viele Male zuvor gemacht. Ich traute mich nicht, ihn darauf hinzuweisen, dass Alicia ja auch bereits einen neuen Freund zu haben schien und es sie deshalb vielleicht überhaupt
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