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Die Verfuehrung einer Fremden

Die Verfuehrung einer Fremden

Titel: Die Verfuehrung einer Fremden
Autoren: Victoria Veel
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sagte verschwinde. Ich bin sicher, du findest alleine raus.“ fauchte sie mich an und knallte mir die Tür vor der Nase zu.

    Ich stand weitere zwei Minuten vor der Tür, die sich wie Stunden anfühlten, unfähig, mich zu bewegen. Ich konnte nicht fassen, dass Alicia hier gewesen war. Hier, in Bens Wohnung. Das bedeutete, dass Ben mich tatsächlich nur benutzt hatte, um sie zurück zu gewinnen. Und offensichtlich hatte es bestens geklappt. Ich war den Tränen nahe, hatte ich mich noch nie so sehr täuschen lassen. Ich fühlte mich naiv und dumm und wollte nur noch nach Hause, mich unter der Bettdecke verkriechen, bis alles vorbei war. Ich drehte mich um und ging schwerfällig Richtung Aufzug.

12.
    Seit ich Ben das letzte Mal gesehen hatte, wie er hinter Alicia in seiner Wohnung stand und mich wortlos anstarrte, waren fünf Wochen vergangen. Ich hätte wahrscheinlich problemlos zu Matt zurückkehren können, ihn bitten, mich zurück zu nehmen. Doch ich konnte nicht. Alles, woran ich pausenlos denken konnte, war Ben und dafür hätte ich mich ohrfeigen können. Wie hatte ich mich bloß so schnell in einen Mann verlieben können, den ich nicht einmal richtig kannte? Einen Mann, der nicht einmal in meine Welt passte, der so unterschiedlich war von mir wie Feuer zu Wasser? Vielleicht waren wir gar nicht so unterschiedlich gewesen, doch hatten wir völlig unterschiedliche Leben geführt. Alicia passte besser in sein Leben und das versuchte ich mir immer wieder einzureden. Dennoch war es schwer, mir ein Leben ohne ihn vorzustellen. Doch da musste ich nun durch. Die Wochen vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Ich arbeitete viel, sah mir abends meine Serien an, bis ich vor dem Ferseher einschlief, ich unternahm viel mit Freunden und besuchte sogar ein Konzert meiner Lieblingsband, Deathcab for Cutie.

    New York war immer kälter geworden. Aus dem halbwegs sonnigen September war mittlerweile Anfang November geworden und das Wetter wurde stürmisch, kühl und regnerisch, das typische Herbstwetter an der amerikanischen Ostküste eben. Meine Arbeitskollegin Lizzy hatte mich gestern gefragt, ob ich heute abend mit ihr in ein Restaurant beim Hudson River Park in Manhattan gehen wollte. Zwar war der Hudson River Park in Manhattan, aber dennoch liebte ich diesen Teil New Yorks. Der Park lag im äußersten Süden der kleinen Insel Manhattans und man hatte einen wundervollen Blick auf was Wasser und auf die Freiheitsstatue. Für den heutigen Abend hatte ich sowieso nichts geplant und für Ablenkung war ich immer zu haben, so sagte ich ihr zu.

    Um 20 nach 9 waren wir am Hudson River Park angekommen. Ich stand auf dem Pier 57 und wartete auf Lizzy, die sich kurz zur Toilette entschuldigt hatte. Es war kalt und stürmisch und ich zog meine Jacke fester zu. Lizzy hatte mir erzählt, dass ein neues, spanisches Restaurant hier eröffnet hatte, das sie unbedingt ausprobieren wollte. Ich sah mich um, sah aber nichts, dass auch nur ansatzweise nach einem spanischen Restaurant aussah. Hoffentlich beeilte sie sich, sonst würde ich hier erfrieren. Ich drehte mich zurück zum Wasser, wo ich ein kleines Boot anlegen sah. Nicht gerade das beste Wetter zum Segeln, dachte ich, aber immerhin hat das Boot einen Innenbereich, was ziemlich gemütlich sein könnte. Ich sah nun eine Gestalt aus dem Boot aussteigen, in eine dunklen langen Regenjacke gehüllt. Er kam direkt auf mich zu. Ich kniff die Augen zusammen um die Person besser erkennen zu können. Unter der Kapuze der Jacke erkannte ich dunkles Haar und dann diese grünen, glänzenden Augen. Ben. Der Mann, der gerade aus diesem Boot ausgestiegen war, war Ben. Und kam nun direkt auf mich zu. In diesem Moment vibrierte mein Handy. Rasch schaute ich auf das Display, hatte eine Nachricht von Lizzy.

    „Sorry Sarah, ich musste es tun. Er ist in der Bar aufgetaucht und hat mich gebeten, ihm zu helfen. Ihr beide gehört zusammen. Lizzy“

    Ben stand nun direkt vor mir. Er blickte mich an, wortlos, wie ein kleiner Junge, der gerade sein erstes Weihnachtsgeschenk erhalten hat. Ich starrte zurück. Ich war nicht vorbereitet darauf gewesen, ihn zu sehen und nun fehlten mir die Worte. Im Grunde wollte ich ihn auch gar nicht sehen, wozu auch. Es verletzte mich nur unnötig.

    „Sarah.“ flüsterte er nun. „Ich weiß, du willst mich nicht sehen. Aber ich musste dich einfach sehen. Ich habe dir einiges zu erklären.“

    Ich überlegte, ob ich mich einfach umdrehen und weglaufen sollte. Ich wollte seine
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