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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters
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lassen, mit der Ihr in die Stadt eingezogen seid«, fuhr er fort. Dann machte er eine Pause. »Ich allerdings nicht.«
    »Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Ihr Euch nicht für einen Dummkopf haltet, Marcus«, zischte sie. »Aber Ihr irrt. Ich weiß, was Ihr vorhabt, und mein König wird davon erfahren.«
    »Bedenkt, Gwyn, dass er auch mein König ist.«
    Das klang eindeutig nach einer Drohung. Die knisternde Spannung ließ sie eine Winzigkeit zurückweichen. Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie erwiderte: »Ich bin sicher, König Stephen wird mir Gehör schenken.«
    »Vielleicht hat er ja bereits mir Gehör geschenkt.«
    In ihrem Hinterkopf begann ein Summen. Der Raum neigte sich leicht zur Seite und kippte, wie auch ihre Beine wegzu-knicken schienen. »Was meint Ihr damit? Er hat nicht zugestimmt ... Er wird nicht zulassen, dass Ihr mir mein Land nehmt!«
    Sein Mund verzog sieh zu einem mehr als nur beunruhigenden Lächeln. »Vielleicht lässt er mich ja mit Eurer Hand anhingen.«
    Die Welle kam mit sanftem Pochen und Hütete so machtvoll über sie hinweg, dass sie nichts mehr hörte als diesen langsamen hämmernden Rhythmus. »Wovon redet Ihr?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern.
    Erhob eine Braue. »Eure Hand. Gereicht zum Ehebund.«
    Der Kelch fiel scheppernd zu Boden. »Niemals«, flüsterte sie und wich entsetzt vor ihm zurück. »Nein, nie. Niemals! Ich werde Euch nie heiraten!«
    »Nicht einmal dann, wenn Eure Festung auf dem Spiel stünde?«
    »Um Himmels willen.«
    »Natürlich wäre es, meinen guten Willen vorausgesetzt, ein Leichtes für Euch, für das Wohlergehen Eurer Leute zu sorgen.« Das Lächeln schwand. Es blieb nur der hungrige Blick. »Was ich ihnen zusichern könnte, wenn es mir auch gut ginge. Dank ihrer Herrin.«
    »Ihr seid verrückt.« Sie begann sich durch die Menschenmenge vorwärtszukämpfen.
    Bloß weg von ihm. Überraschte Gesichter blickten zu ihr herunter, als sie Männer aus dem Weg schob. »Was mein Vater auch in Euch gesehen haben mag, es war eine Lüge.«
    »Er sah einen Alliierten, Gwyn. Einen, mit dem man es sich lieber nicht verscherzte.
    Ich habe meine Ritter ausgesandt, um das Nest zu beschützen.«
    »Ich weiß. Und jetzt seid Ihr hier allein. Mit mir.«
    Gwyn schlug eine Hand vor den Mund.
    Sie konnte diesen Wahnsinn einfach nicht glauben. Das Blut wich aus ihrem Gesicht, sackte in ihrem Körpernach unten. Ihre Knie wurden weich. Marcus beobachtete sie mit verschleiertem Blick.
    Lieber Gott, er hatte geplant, sie hier in London zu heiraten! Er hatte nie vorgehabt, das Nest mit Gewalt einzunehmen, sondern hatte es sich durch Heirat aneignen wollen. Die Belagerung war nur eine List gewesen, damit sie genau das tat, was sie bereits getan hatte. Jetzt war sie schutzlos seiner Gnade ausgeliefert, und das war schon in besseren Zeiten keine gute Sache.
    Nein, das war nicht möglich! Konnte er so gerissen sein?
    Die Antwort konnte sie sich selbst geben. Höchstwahrscheinlich, ja. Vermutlich sogar noch gerissener, als sie sich vorstellen konnte.
    Sie fühlte sich krank. Nicht schon wieder. Zwölf Jahre der selbst auferlegten Buße hatten keine Veränderung gebracht. Zwölf Jahre, in denen sie jeder wankelmütigen Laune widerstanden und jedes Gefühl niedergerungen hatte. Und jetzt wurden ihre Handlungen schließlich doch von Intuition und Gefühlen geleitet. Sie war impulsiv und leichtsinnig ...
    Wie viele Menschen mussten noch ihretwegen sterben?
    Sie drehte sich abrupt um und machte zwei Schritte, ehe sie mitten in der Bewegung erstarrte, weil jetzt König Stephen am anderen Ende des Saals auftauchte.
    Er eilte direkt in ihre Richtung. Die Menge teilte sich vor ihm wie ein Fluss aus Samt und Seide. Er marschierte an großen Adeligen vorbei, die leicht lächelten, an reichen Bürgern, die höflich nickten. Direkt auf sie zu. Gwyns Knie gaben fast unter ihr nach.
    Ihre Gedanken rasten.
    Als er neben sie trat, nickte Stephen von Blois mit einem schmalen Lächeln Marcus zu, dem es irgendwie gelungen war, hinter Gwyn zu treten. Sie spürte seine Kälte, die wie ein gefrorener Fluss in ihren Rücken schnitt und ihr das Blut in den Adern erstarren ließ. Ehe sie mehr tun konnte, als ihren König wie ein Tölpel anzustarren, hob er ihre rechte Hand an seine Lippen.
    Was fiel ihr nur ein, dass sie ihm direkt in die Augen blickte ? Sie sank in einen tiefen Knicks nieder.
    »Lady Guinevere.«
    »Mein König«, hauchte sie ehrfürchtig. Papa hatte in den letzten sechzehn Jahren
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