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Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis
Autoren: Vampira VA
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geradewegs auf das schauderhafte Gebilde in der Mitte des Felsenrunds zuzurasen und daran zu zerschellen.
    Im Reflex schloß er die Augen.
    Und öffnete sie wieder, als das mörderische Geräusch und alles, was damit einherging, verebbte.
    Stille kehrte ein. Füllte den Dunklen Dom.
    *
    Das Szenario war Landru vertraut wie eh und je. Der Eindruck, im Inneren eines erloschenen Vulkankegels zu stehen, auf tief zerklüftetem Boden.
    Und dort, nicht weit entfernt, der Altar.
    Darauf - der Lilienkelch.
    Alles schien wieder wie damals, unmittelbar bevor er das Unheiligtum verloren hatte, weil er nicht willens gewesen war, das Amt des Hüters aufzugeben.
    Nur eines war anders.
    Lilith Eden hatte damals keine Rolle gespielt.
    Jetzt aber stand sie da, unweit des Kelches, näher als Landru. Zwei Schritte, und sie würde ihn erreicht haben. Aber sie machte keinerlei Anstalten, es zu tun. Statt dessen sagte sie nur: »Hol ihn dir!«
    »Was hast du vor, verfluchtes Hurenbalg?« knurrte Landru, schier berstend vor Mißtrauen. »Und wie ist dir all das hier«, er machte eine umfassende Bewegung, »möglich? Woher nimmst du diese Macht?«
    »Ich bin diese Macht«, antwortete sie rätselhaft.
    »Was, wenn ich mich dieser Macht widersetze?« fragte Landru herausfordernd.
    »Dann würde ich dich zwingen, ihr zu gehorchen.«
    ZZZUUUWWW!
    Ein gewaltiger Sog riß Landru vorwärts und spie ihn sofort wieder aus. Vor dem Kelchaltar stürzte der einst Mächtigste einer ganzen Rasse nieder.
    Benommen hob er den Blick. Und augenblicklich begann sein Herz zu rasen.
    Der Kelch. Zum Greifen nahe. Er brauchte nur die Hand danach auszustrecken. Und er tat es. Wollte die Finger um die rauhe Wandung des Grals schließen .
    Doch er kam nicht dazu.
    Wieder dieses fürchterliche Geräusch, dieser machtvolle, grauenhafte Sog.
    Diesmal trug er Landru weiter, wirbelte ihn durchs Nichts und schleuderte ihn endlich in einer Explosion von Schmerzen gegen die Felswand des Dunklen Doms, weit über dem Boden.
    Landru stürzte, endlos lange.
    Dutzendfach härter, als er es befürchtet hatte, schlug er auf. Hörte das Brechen seiner eigenen Knochen. Sah, wie blutige Splitter sich von innen durch seine Haut spießten.
    Aber es - schmerzte nicht. Nicht in dem Maße zumindest, wie es hätte schmerzen müssen. Irgend etwas ließ ihn beinahe taub werden gegen diese Schmerzen. Er empfand nur unsagbares Grauen beim Anblick seines verheerten Körpers, aber er war immer noch in der Lage, sich zu bewegen, aufzustehen und zu gehen.
    Gehässiges Lachen traf ihn.
    »Versuch's noch mal«, rief Lilith ihm zu.
    Und er tat es, obgleich sich alles in ihm dagegen sträubte. Wie von fremder Macht geleitet lief er über die Grate der Klüfte hinüber zum Altar, um erneut nach dem Kelch zu greifen.
    Scheinbar.
    Denn tatsächlich änderte er die Richtung seiner Bewegung, noch bevor er den Gral auch nur berührt hatte - - und stürzte sich brüllend auf Lilith Eden!
    *
    Allein Lilith anzugreifen hatte Landru etwas wie Befriedigung beschafft. Mehr zu tun und zu empfinden war ihm nicht vergönnt ge-wesen.
    Er war längst nichts weiter als ein Spielball ihrer Macht.
    Und wäre es ihm erlaubt gewesen zu sterben, so würde er es schon lange getan haben.
    Sein Körper war inzwischen nur noch eine einzige Wunde. Lilith Eden - oder was immer es sein mochte, das sich mit ihrem Körper tarnte - hatte ihn schier verwüstet, vernichtet.
    Landru fürchtete den Moment, da der mit den Verletzungen einhergehende Schmerz ihn schließlich treffen würde.
    Und zugleich sehnte er diesen Moment herbei, denn ihm konnte nur noch der Tod folgen, das endgültige Ende allen Leidens, aller Verdammnis.
    Nun schien dieser Augenblick nahe.
    Landru wand sich am Boden. Längst diktierten nur noch reflexhafte Zuckungen seine Bewegungen. Sein zertrümmerter Leib war willentlich nicht mehr zu kontrollieren.
    Lilith trat neben ihn. Ihre Hand geriet in sein umnebeltes Blickfeld. Und aus diesen Nebeln schälte sich - der Kelch.
    »Ihm war dein Leben gewidmet, nun soll er deinen Tod bedeuten«, hauchte Lilith wie aus weiter Ferne.
    Sie hob den Arm, den Gral zum Schlag. Landrus Blick folgte der Bewegung. Entsetzt stöhnte er auf.
    Liliths Finger hielten nicht länger den Kelch umklammert, sondern etwas - - Unbeschreibliches!
    Etwas sich Windendes und Wogendes.
    Die Erkenntnis traf Landru härter als der Hieb, den er erwartet hatte.
    Dieser Kelch war nie das Unheiligtum gewesen! Lilith Eden - oder die Macht hinter ihr - hatte
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