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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung
Autoren: Julianne Lee
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Stimme und eine hohe Stirn mit vorzeitig zurückweichendem Haaransatz. Er straffte sich und vertrat Dylan den Weg. »Darauf könnt Ihr warten, bis es in der Hölle schneit! Wie seid Ihr überhaupt hier hereingekommen?«
    »Was für ein tapferes Bürschlein«, kommentierte Sinann spöttisch.
    Am anderen Ende des Raumes gab es eine Tür, die, wie Dylan vermutete, zu Ramsays Büro führte. Er versetzte dem Pförtner einen Stoß, der diesen zurücktaumeln ließ, dann riss er mit der linken Hand Brigid aus der Scheide und schloss die rechte um den Griff seines Schwertes. Das würde er erst ziehen, wenn es sich überhaupt nicht mehr vermeiden ließ, denn der Raum bot nicht genug Platz, um die lange Klinge richtig zu handhaben.
    Doch der junge Sekretär griff schon in eine Schublade, riss eine Steinschlosspistole heraus und richtete sie auf Dylan. Ehe er jedoch genau zielen konnte, zog Dylan sein Schwert und hieb damit gegen den Lauf der einschüssigen Waffe. Der Schuss krachte ohrenbetäubend, die Kugel verfehlte Dylan jedoch um ein paar Fuß und schlug hinter ihm in die Wand.
    Beißender Schießpulvergeruch erfüllte die Luft. Dylan unterdrückte seine aufkeimende Wut und knirschte mit zusammengebissenen Zähnen: »Sagt Mr. Ramsay, Dilean Mac a'Chlaidheimh sei hier, um eine alte Schuld einzutreiben.« Der einäugige Pförtner duckte sich, umklammerte sein schmerzendes Handgelenk und starrte Dylans Schwert ängstlich an.
    Der Sekretär war hochrot angelaufen. »Ich glaube kaum, dass Mr. Ramsay bei einem wie Euch in der Schuld steht«, zischte er verächtlich.
    »O doch. Ich habe ihm nämlich das Leben gerettet.«
    »Ach ja?«
    Weiter kam er nicht, denn von der Tür her erklang Ramsays Stimme: »Führe ihn herein, Felix. Und sieh bitte in Zukunft davon ab, die Wände zu durchlöchern.«
    Felix rang vernehmlich nach Luft, als er sich umdrehte. »Sir?«
    Die Stimme mit dem unverkennbaren Lowlandakzent klang schneidend. »Ich sagte, führ ihn herein. Und zwar möglichst heute noch, wenn es dir keine Umstände macht, Felix.«
    Dylan schob sein Schwert in die Scheide zurück. Brigid behielt er in der Hand. Felix unternahm einen letzten Versuch, sein Gesicht zu wahren, indem er anordnete: »Lasst die Waffen hier!« Dylan beachtete ihn nicht weiter, sondern stapfte wortlos an ihm vorbei, betrat Ramsays Büro und schloss die Tür hinter sich.
    Der wohlhabende Kaufmann saß in einem reich mit Schnitzereien verzierten thronähnlichen Stuhl hinter einem riesigen, mit Papieren übersäten Schreibtisch. Lange, mit Büchern und anderen Dokumenten voll gestopfte Regale zogen sich an allen vier Wänden des Raumes entlang, nur die Tür und ein einziges Fenster waren ausgespart worden. Ramsay war ebenso groß wie Dylan, aber hager, und er machte einen schlaffen, verweichlichten Eindruck. Er musterte Dylan lange aus seinen blassblauen Augen, bevor er bemerkte: »Ihr müsst nicht ganz bei Verstand sein. Ich hätte Euch einsperren lassen sollen.«
    »Ich suche Arbeit.«
    Ramsay richtete sich auf und schlug die Beine übereinander. »Und da habt Ihr natürlich sofort an mich gedacht. Wie überaus freundlich von Euch, mir Eure unersetzlichen Dienste als Erstem anzubieten. Aber leider, leider kann ich zurzeit niemanden ...«
    »O doch«, unterbrach Dylan, stemmte die Hände in die Hüften und sah Ramsay furchtlos ins Gesicht.
    Dieser überlegte einen Moment, dann sagte er: »Seid Ihr vielleicht im Auftrag von Mr. MacGregor hier? Reicht es denn nicht, dass Ihr und der Rest seiner Männer mich im letzten August entführt habt?«
    »Rob weiß nicht, dass ich hier bin, aber denkt nur, was Ihr wollt. Es gibt viele Leute, die Euch nach dem Leben trachten, weil sie wissen, dass Ihr nicht mit der Krone sympathisiert. Ihr schwebt also ständig in Gefahr. Und nun denkt daran, dass ich an Eurem Pförtner und Eurem tapferen Sekretär vorbei hier hereingekommen bin, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut geflossen ist. Das hätte nie geschehen dürfen, wenn Eure Leute ihrer Aufgabe gewachsen gewesen wären. Ihr braucht einen Leibwächter. Jemanden wie mich.«
    Ramsays Augen wurden schmal, aber er sagte nichts darauf.
    »Außerdem habe ich Euch schon einmal das Leben gerettet«, fuhr Dylan fort. »Ich habe Alasdair Roys Gewehr zur Seite geschlagen, als er auf Euch geschossen hat. Alasdair ist ein Meisterschütze. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte er Euch so zielsicher eine Kugel in den Kopf gejagt, wie Ihr in Euren Nachttopf pisst. Ich war es, der Euch zur
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