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Die Vampirverschwoerung

Die Vampirverschwoerung

Titel: Die Vampirverschwoerung
Autoren: Sienna Mercer
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oben ins Arbeitszimmer gehen«, schlug er den Mädchen vor.
    Lucy kam es vor, als dauerte der Weg durchs Haus und die Treppe hinauf in den zweiten Stock eine Ewigkeit. Alle paar Schritte hielt jemand ihren Vater auf und wollte sich mit ihm unterhalten. Schließlich erreichten die drei das Arbeitszimmer. Ihr Vater schloss die Tür und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl.
    Â»Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
    Jetzt ist es so weit, dachte Lucy.
    Â»Wir wissen Bescheid«, sagte sie einfach.
    Verschiedene Gefühlsregungen huschten über das Gesicht ihres Vaters: Erstaunen, dann Entsetzen, der Drang alles abstreiten zu wollen.
    Â»Worüber wisst ihr Bescheid?«, fragte er und zuckte dann wenig überzeugend mit den Schultern.
    Â»Wir wissen, dass du unser Vater bist«, antwortete Olivia.
    Â»Und wir wissen auch von unserer Mutter«, schloss Lucy.
    Ihr Vater starrte sie ungläubig an. »A… aber wie …«, stammelte er.
    Â»Wir haben euer Hochzeitsfoto gefunden«, erklärte Lucy.
    Â»Und das Tagebuch, das du geführt hast«, fügte Olivia hinzu.
    Charles Vega studierte ihre Gesichter, wobei sein Blick hektisch zwischen Lucy und Olivia hin und her huschte. Lucy konnte erkennen, dass er verzweifelt versuchte, sich eine Entgegnung einfallen zu lassen.
Einen Augenblick lang ließ ein schiefes Lächeln seine Zähne aufblitzen, und sie wusste, dass er versucht war, alles zu leugnen. Aber dann verschwand das Lächeln, und alles, was übrig blieb, war ein schmerzvoller Blick.
    Â»Ihr wisst alles?«, flüsterte er. Lucy und Olivia nickten und ihr Vater schloss die Augen. Plötzlich sog er heftig die Luft ein, als hätte er einen Schlag in die Magengrube versetzt bekommen.
    Â»Ich habe eure Mutter so sehr geliebt.« Er hielt den Atem an und seine Stimme klang hoch und dünn. »Ich dachte erst, ich würde ohne sie nicht weiterleben können.« Er schluckte. »Das Einzige, was mich in dieser Welt hielt … wart ihr beide.« Plötzlich sackte er auf seinem Stuhl zusammen und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er legte das Gesicht in die Hände und weinte.
    Lucy hatte das Gefühl, als sähe sie ihrem eigenen Vater dabei zu, wie er zu Staub zerfiel. Es war entsetzlich. Sie und Olivia streckten die Arme nach ihm aus, aber er hob die Hand, um sie zurückzuhalten, damit er fortfahren konnte.
    Â»Meine Eltern hatten mir immer gesagt, dass Vampire und Menschen sich nicht vermischen sollen«, erklärte er. »Aber als ich Susannah, eure Mutter, kennenlernte, wusste ich sofort, dass sie die Frau für mich war. Es war mir egal, dass sie ein Mensch war.« Er wischte sich oberflächlich mit den Handflächen die Tränen aus den Augen. »Als sie mir sagte, sie sei schwanger, kam mir das vor wie ein Wunder. Ich hatte geglaubt  – alle glaubten  –, dass das nicht möglich war. Ich dachte, das sei ein Beweis für die außerordentliche Kraft unserer
Liebe.« Er schüttelte unglücklich den Kopf. »Das war mein größter Irrtum.«
    Â»Sie ist bei der Geburt gestorben?«, fragte Olivia.
    Â»Aber sie ist meinetwegen gestorben«, antwortete ihr Vater nüchtern. »Ich hätte nie zulassen dürfen, dass sie sich in mich verliebt. Meine Eltern hatten recht  – Vampire und Menschen sollten sich nicht vermischen. Das bringt nur Unglück.«
    Er sah Lucy an. »Verstehst du jetzt, warum wir wegziehen müssen, mein Schatz?«
    Â»Aber der Große Rat der Vampire …«, hob Olivia an.
    Â»Meine liebe Olivia, meine hübsche Tochter«, unterbrach er sie und wandte ihr seinen hoffnungslosen Blick zu. »Ja, der Große Rat der Vampire akzeptiert dich. Aber das macht dich nicht zu einem von uns. Ich konnte es nicht glauben, als ich erfahren habe, dass du nach Franklin Grove gezogen warst. Es war sicher Schicksal, dass du und Lucy euch kennengelernt habt.« Er seufzte. »Vermutlich habe ich mir das irgendwo tief in mir drin sogar gewünscht, als ich euch unsere Ringe überlassen habe. Aber ich könnte es nicht ertragen, dich auf die gleiche Art zu verlieren wie Susannah«, sagte er heiser. »Deshalb müssen wir uns trennen.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch wie ein Richter, der sein Urteil gefällt hat.
    Lucy wollte etwas sagen, um ihren Vater zu überzeugen, dass alles in Ordnung kommen würde. Nur, dass sie sich
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