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Die Vampir-Dschunke

Die Vampir-Dschunke

Titel: Die Vampir-Dschunke
Autoren: Jason Dark
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reibungslos lief, und wenn es mal zu einem Streit kam, waren sie diejenigen, die ihn schlichteten.
    In so einem Fall konnte es auch sein, dass hin und wieder ein Toter der Themsemündung entgegen schwamm.
    Auch wenn das Gewühl noch so dicht war, sich vieles auf engstem Raum abspielte, das Kommunikationssystem funktionierte, und Suko war davon überzeugt, dass seine Ankunft im Viertel längst bemerkt worden war. Er wollte nicht von einer Gegenseite sprechen, aber wenn er ohne seine Partnerin in dieser Gegend erschien, dann hatte das wenig mit privaten Gründen zu tun, denn gemeinsam durchstreiften sie das Viertel nur, um sich einen netten Abend in einem der zahlreichen Lokale zu machen, in dem sie dann das echte chinesische Essen bekamen, das noch nicht dem europäischen Gaumen angepasst war und von den zahlreichen Touristen regelrecht verschlungen wurde.
    Da hatte der kleine Imbiss an der Ecke ebenso zu tun wie das gute Restaurant.
    Und natürlich reihte sich ein Kramladen an den anderen, Bunte Fassaden, voll dekorierte Schaufenster. Vom Spielzeug aus Papier bis hin zu farbigen Stoffen war alles vorhanden.
    Aber es gab auch die andere Seite. Die Hinterhöfe, in denen die Farbe Grau vorherrschte. Dort befanden sich die zahlreichen Wäschereien und Bügelräume, die auch weiterhin in chinesischer Hand bleiben würden. Es war ebenfalls eine Welt für sich. Wer dort arbeitete und nur einen Hungerlohn erhielt, das war den Europäern unbekannt, und die Polizei kümmerte sich nicht um die Menschen, die sich zumeist illegal in der Stadt aufhielten, egal, ob sie in den Wäschereien schufteten oder billige Kleidungsstücke nähten.
    Suko wusste genau, wohin er zu gehen hatte. Er musste sich nicht erst anmelden, da man wusste, dass er sich im Viertel aufhielt. Er wollte einen Menschen namens Hainan sprechen, von dem er wusste, dass er so etwas wie der große Pate war. Der Mann im Hintergrund, der alles im Griff hatte.
    Er war noch recht jung und hatte sich nach dem Tod seines Vaters gegen alle Widerstände durchsetzen können. Dass es dabei Tote gegeben hatte, war nicht bewiesen und würde auch immer ein Gerücht bleiben.
    Hainan gehörten einige Restaurants und ein paar Glücksspiel-Treffpunkte. Womit er außerdem noch sein Geld verdiente, wusste wohl niemand so recht, aber Suko musste in den sauren Apfel beißen, wenn er sich mit Informationen versorgen wollte.
    Er blieb vor einer Tür stehen, die einen ochsenblutfarbenen Anstrich zeigte. Sie war von außen lackiert worden, zeigte aber keine Motive aus der Mythologie wie zum Beispiel Drachen.
    Suko hob den Kopf leicht an und lächelte in das Auge der Kamera. So traditionsbewusst seine Landsleute auch waren, auf die moderne Technik verzichteten sie nicht gern, aber Suko wusste auch, dass es keine Probleme geben würde.
    Er hörte das leise Summen und drückte die Tür auf, hinter der sich ein schmaler Flur befand, den Suko betrat. Schon nach dem ersten Schritt umwehte ihn ein ungewöhnlicher Duft, der aus feinen Düsen drang. So hatte er das Gefühl, einen Garten zu betreten, der in voller Blüte stand. Warmes Licht begleitete ihn auf seinem Weg durch den Flur bis hin zu einer anderen Tür, die sich automatisch öffnete, sodass Suko’s Blick in den Hinterhof fiel, der keiner mehr war.
    Er mochte mal einer gewesen sein. Hainan aber hatte aus ihm einen kleinen Park gemacht, in dessen Mitte sich ein Pavillon befand. Aus Bambus gebaut und mit einer Tür, die ebenfalls nicht geschlossen war, sodass Suko einen Bück in den kleinen Bau hineinwerfen konnte.
    Er war nicht leer.
    Hainan erwartete ihn, damit hatte Suko schon gerechnet. Nur galt sein Blick nicht dem Chinesen, er übersah auf keinen Fall die vier Männer, die sich im Garten aufhielten, dunkle Anzüge über den weißen Hemden trugen und sich lächelnd verbeugten, als der Gast in diese völlig andere Welt eintrat.
    Sogar ein Teich war vorhanden. In ihm schwammen bunte Kois, und wer zum Pavillon wollte, der musste den Teich auf einer leicht gebogenen Holzbrücke überqueren. Auf den Rasenflächen, die hier ebenfalls ihren Platz gefunden hatten, standen Kübel mit Pflanzen oder Blumen, und die Herbstsonne schien tatsächlich in dieses Kleid der Natur hinein.
    Die Leibwächter verbeugten sich sogar, als Suko den Garten durchschritt. Er machte sich jedoch keine Illusionen über deren Freundlichkeit. Das Lächeln gehörte dazu. Ebenso gut aber würden sie ihm ohne zu fragen die Kehle durchschneiden, sollten sie einen
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