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Die Vampir-Dschunke

Die Vampir-Dschunke

Titel: Die Vampir-Dschunke
Autoren: Jason Dark
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und blieb in meinem Büro. Ich tat ihr den Gefallen, den Lautsprecher einzuschalten. So konnte sie mithören.
    Justine würde sich nicht melden, sondern Jane Collins, bei der sie lebte, aber diesmal irrte ich mich. Ich wollte schon wieder aufgeben, als ich eine neutrale Stimme vernahm.
    »Ja...«
    Das war sie!
    »Hallo Justine«, sagte ich.
    »Heh, wen höre ich denn da? John Sinclair! Hast du Sehnsucht nach mir, Partner? Oder wolltest du Jane sprechen. Das ist schlecht möglich. Sie ist außerhalb von London unterwegs, glaube ich.
    »Nein, ich wollte dich sprechen.«
    »Also doch Sehnsucht?«
    Glenda, die zuhörte, verzog die Lippen, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Gespannt wartete sie auf meine Antwort, die ich auch schnell gab.
    »Nicht Sehnsucht, Justine. Es geht um was anderes, und zwar um handfeste Dinge.«
    »Schade. Aber lass trotzdem hören.«
    »Vampire.«
    »Aha, nicht schlecht. Brauchst du jetzt meinen Rat als Fachfrau, großer Geisterjäger?«
    »So ähnlich.«
    »Okay, komm zur Sache.«
    Ich konnte mir vorstellen, dass sie innerlich voller Spannung steckte. Da reagierte sie wie ein Mensch. Besonders dann, wenn es sich um die Blutsauger drehte, zu denen auch sie gehörte.
    Ich würde ihr nicht alles sagen, was ich wusste, aber ich erkundigte mich schon nach chinesischen Vampiren.
    Sie nahm es auf die leichte Schulter. »He, was soll das? Ist etwa Suko zu einem Blutsauger geworden. Wenn ja, schade, dass ich seinen Saft nicht getrunken habe.«
    »Vergiss das mal. Es geht um Gestalten, die möglicherweise aus China nach London gekommen sind. Und zwar mit einer alten Dschunke. Kennst du diese Art von Schiffen?«
    »Ich bin ja nicht blöd.«
    »War auch nur eine Frage. Hast du denn auch etwas über chinesische Vampire gehört? Oder sie schon mal erlebt?«
    »Soll ich höflich sein oder die Wahrheit sagen?«
    »Die Wahrheit reicht mir«, entgegnete ich.
    »Okay, ich kenne sie nicht.«
    »Dachte ich mir.«
    »Moment, Partner. Wenn sie sich in London aufhalten, könnte ich das herausfinden. Du weißt, dass wir so etwas wie Antennen haben und uns gegenseitig schnell finden können. Soll ich es versuchen, Partner?«
    »Du könntest daran arbeiten.«
    »Okay, dann werde ich mich mal umschauen«, versprach sie. »Chinesen hast du gesagt? Und eine Dschunke?«
    »Genau.«
    »Ich denke, dass du von mir hören wirst. Du bist ja nie ohne Handy unterwegs. »
    »Stimmt.«
    »Dann hören wir voneinander. So oder so.«
    »Okay. Und falls du zufällig Suko triffst, lass dessen Blut in Ruhe. Es würde dir nicht munden.«
    Den letzten Satz hatte sie schon nicht mehr gehört, da war sie bereits aus der Leitung.
    Auch ich legte auf und drehte mich um.
    Glenda funkelte mich an. »Wie hat sie dich genannt? Partner?«
    »Ja.«
    Sie verdrehte die Augen. »Himmel, John Sinclair, wie tief bist du gesunken...?«
    ***
    Chinatown – bunt, exotisch und auch magnetisch, was die Ströme von Touristen anging. Viele Menschen fühlten sich von dem Viertel angezogen, das sie vom Piccadilly Circus leicht zu Fuß erreichen konnten. Das Gebiet war nicht besonders groß und auch nicht alt, denn es war erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Da waren die Chinesen aus dem West End weggezogen, das zu victorianischer Zeit mit Opiumhöhlen voll gestopft gewesen war und durch die Literatur eine traurige und für viele romantische Berühmtheit erlangt hatte.
    Der Hauch des Fremden, des Abenteuers und des leicht Verruchten zog noch immer die Neugierigen an, die sich einen Bummel durch Chinatown nicht entgehen lassen wollten.
    All das interessierte Suko nicht. Er verfolgte andere Pläne, denn er wollte einen bestimmten Menschen besuchen. Natürlich war es kein Vetter von ihm, aber die Chinesen untereinander sprachen sich als Vettern an, was ihrem Gemeinschaftsgefühl sehr entgegenkam.
    Das Viertel schlief nie. Es war immer was los. Die Menschen besuchten die Lokale, sie drückten sich an den Schaufenstern die Nasen platt, sie wollten das Fremde einsaugen und in sich aufnehmen, und auch an diesem Herbsttag hatten sich zahlreiche Touristen in diesem Viertel »verlaufen«. Sie wurden zu einer sicheren Beute der Händler, die ihnen praktisch auf den Zehen standen und sie mit blumigen Worten umgarnten, damit sie ihre Waren loswurden.
    Suko wusste, wohin er zu gehen hatte. Es gab innerhalb dieser Gemeinschaft verschiedene Personen, die hervor ragten. Männer, die das Sagen hatten. Sie waren so etwas wie die Paten. Sie sorgten dafür, dass alles
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