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Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Titel: Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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Gedanke: «Aber bei all den vielen Katastrophen heutzutage kommt es mir irgendwie egozentrisch vor, so viel Energie darauf zu verwenden, nur in mich hineinzuschauen, um Ruhe und Gleichgewicht zu finden.»
    Lächelnd gab die weise Frau mir einen Wink, mit ihr den Teich zu umrunden. «Viele Menschen verwechseln mit », sagte sie. «Doch sobald du dein eigenes Gleichgewicht entdeckt hast, wirst du auch den
inneren Frieden und die innere Kraft finden, in dieser Welt wirklich etwas zu verändern.»
    Sie bückte sich, hob einen etwa einen Meter langen, dünnen, geraden Ast auf und balancierte ihn auf einem Finger. Anfangs blieb der Ast ganz gerade; dann begann er leicht nach vorn und hinten überzukippen. «Wünsche, Begierden und innere Bindungen ziehen dich nach vorn», erklärte sie. «Angst, Widerstand und die Dinge, denen du aus dem Weg gehen willst, ziehen dich nach hinten. Jedes Extrem, ja nur die Bevorzugung einer Sichtweise und jedes Parteiergreifen kann dich aus jenem Gleichgewicht bringen, das stets alle Seiten einer Sache sieht. Verstehst du, was ich meine?»
    «Ich glaube schon, aber ich bin mir nicht sicher», antwortete ich.
    «Gut! Das bedeutet, daß du bereit bist zu lernen.»
    Während wir weiterwanderten, fiel mir auf, wie leichtfüßig die weise Frau über die abgefallenen Zweige am Boden stieg. Ich hörte ihre Schritte kaum; sie befand sich in einem Zustand vollendeten Gleichgewichts. «Wie alle Gesetze, die ich dich lehren möchte», fuhr sie fort, «ist das Gesetz des Gleichgewichts nicht nur eine Philosophie, sondern eine Lebensweise mit sehr praktischen Anwendungsmöglichkeiten.» Als sie mein verständnisloses Gesicht sah, hob sie einen Stein vom Boden auf, reichte ihn mir und zeigte auf eine virginische Kiefer in zehn Metern Entfernung. «Siehst du den Baumstamm dort? Versuche ihn mit dem Stein zu treffen.»
    Ich holte tief Luft, zielte und warf. Aber ich traf den Baumstamm nicht; ich hatte mehr als einen Meter zu weit nach links gezielt. Sie gab mir einen anderen Stein. Wieder warf ich, und diesmal kam ich meinem Ziel schon etwas näher, traf aber immer noch zu weit nach links. Da drückte
sie mir noch vier Steine in die Hand und blickte mir in die Augen. «Es ist wichtig, daß du den Baumstamm mit einem dieser Steine triffst», sagte sie langsam und eindringlich. Ich begriff zwar nicht, warum das so wichtig sein sollte, aber offensichtlich meinte sie es ernst. Mein Herz klopfte schneller.
    «Wende das Gesetz des Gleichgewichts an!» erinnerte sie mich.
    «Aber wie?»
    «Ich habe dir doch schon gesagt: Wenn man nicht im Gleichgewicht ist, empfindet man diesen Zustand als normal. Deshalb lehnst du dich automatisch nach der gewohnten Seite hinüber. Du wirst deine Mitte am schnellsten wiederfinden, wenn du deine Haltung ein bißchen überkorrigierst, also indem du bewußt das Gegenteil von dem praktizierst, was du bisher gewöhnt warst. Wenn du beispielsweise zu schnell oder zu leise sprichst, so daß die Leute dich nicht verstehen, dann versuche so zu sprechen, daß es dir zu langsam oder zu laut vorkommt.»
    «Und da ich gerade eben zu weit nach links gezielt habe», setzte ich ihren Gedankengang fort, «muß ich jetzt zu weit nach rechts zielen. Richtig?»
    «Richtig», bestätigte sie.
    «Aber ich habe nur noch vier Würfe; ich darf weder zu weit nach links noch zu weit nach rechts werfen. Ich muß den Baumstamm treffen.»
    «Stimmt. Doch wenn du erst einmal in beide Richtungen übertrieben hast, wird es dir viel leichter fallen, die Mitte zu finden — ob du nun mit Steinen auf Bäume zielst oder irgend etwas anderes tust.»
    «Ich verstehe», sagte ich.
    «Verstehen heißt Tun », sagte sie und wies auf den Baum. Immer noch skeptisch, aber bereit, es wenigstens zu versuchen,
zielte ich nun absichtlich zu weit nach rechts. Zu meinem Erstaunen fiel der Stein wieder links von dem Baumstamm auf den Boden.
    «Siehst du», sagte die weise Frau, «weil du so sehr an das gewöhnt bist, was du immer tust und was dir normal vorkommt, hast du deinen Wurf nicht weit genug nach rechts korrigiert. Deshalb fällt es uns auch so schwer, eine Angewohnheit aufzugeben, und deshalb lernen viele Menschen so langsam. Jetzt sei wagemutig! Deine nächsten beiden Steine müssen rechts von dem Baum landen!»
    Ich wollte ganz sichergehen, und so fiel der erste Stein einen Meter rechts neben dem Baum zu Boden, der zweite auch. «Mein letzter Versuch», sagte ich nervös.
    «Das Gesetz des
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