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Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Titel: Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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unserer Unterstützung; doch wenn wir ihnen ihre Bürde abnehmen, so nehmen wir ihnen damit gleichzeitig auch ihre Kraft und ihre Selbstachtung.»
    Ich dachte über ihre Worte nach, während wir schweigend den schmalen Pfad emporstiegen. Da drängte sich mir plötzlich eine andere Frage auf: «Manchmal frage ich mich, ob die Entscheidungen, die ich getroffen habe, richtig waren, zum Beispiel in bezug auf meine Beziehungen, meine Arbeit...»
    «Wenn du nach Hause kommst», unterbrach mich die weise Frau, «solltest du deine Frau um die Scheidung bitten.»
    « Wie bitte? Wie kommst du denn darauf?»
    «Warum willst du dich nicht scheiden lassen? Das kannst du doch jederzeit tun. Du brauchst nur einen Anwalt anzurufen...»
    Diesmal war es an mir, sie zu unterbrechen. «So etwas würde ich niemals fertigbringen!»
    «Warum denn nicht?»
    «Weil es viel Kummer bringen würde. Meiner Frau, meinen Kindern und mir. Und finanziell wäre es auch eine Katastrophe. Außerdem habe ich ein Versprechen gegeben, als wir heirateten. Ich bin eine Verpflichtung eingegangen. Was wäre ich meinen Kindern für ein Vorbild, wenn ich mich scheiden ließe?»
    «Also sitzt du in der Falle», sagte sie.
    «Das ist keine Falle!»
    «Es klingt aber ganz so», sagte sie leichthin. «Du hast mir einige Gründe genannt — sicherlich sehr gute Gründe —, warum du dich nicht scheiden lassen kannst . Doch erst wenn du dir bewußtmachst, daß du die Beziehung zu deiner Frau jederzeit beenden könntest, erst dann kannst du dich aus voller Überzeugung dazu entscheiden, diese Beziehung fortzusetzen. Erst dann kannst du dich mit leidenschaftlichem Engagement entschließen, verheiratet zu bleiben, statt es aus irgendeinem Grund zu . Verstehst du, was ich meine?»
    «Ja», lächelte ich. «Ich glaube schon.»
    «Und das gilt nicht nur für Beziehungen», fuhr sie fort, «sondern auch für deine Arbeit, deine Freunde, dein Zuhause und dein Leben.»
    «Das verstehe ich nicht ganz.»
    «Manche Menschen haben das Gefühl, aus einer Beziehung nicht mehr herauszukommen, weil sie vergessen haben, daß die Entscheidung bei ihnen liegt. Andere empfinden ihr Leben oder ihre äußeren Umstände als Gefängnis, und alles muß erst einmal wirklich unerträglich werden, ehe sie den Mut, die Willenskraft und die Selbstachtung aufbringen, ihr Leben neu zu gestalten.
    Solange dir nicht klar ist, daß du jederzeit nein sagen kannst», fuhr sie fort, «wirst du niemals wirklich ja sagen können: zu deinen Beziehungen, zu deiner Arbeit, zu deinem Leben — zu allem. Du mußt nicht unbedingt warten; du kannst gleich jetzt in dieser Sekunde etwas tun, was dein Leben in positivem Sinn verändert und dir Kraft gibt. Du mußt nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen oder in den Krieg ziehen; und du brauchst auch nicht verheiratet zu sein, Kinder zu haben oder dich so zu verhalten, wie andere
Menschen es von dir erwarten. Du mußt gar nichts. Du brauchst dir nur darüber klarzuwerden, daß jedes Tun und jedes Unterlassen Konsequenzen hat. Wenn du bereit bist, diese Konsequenzen zu akzeptieren, dann findest du auch Kraft und Freiheit für die Entscheidung, wer und wo du sein und was du tun willst. Dann ist das Leben keine bloße Verpflichtung mehr, sondern eine wunderbare Chance. Dann können Wunder geschehen.»
    Der Weg, den ich eingeschlagen hatte, führte uns tief in den Wald hinein unter ein dichtes, duftendes Blätterdach. Flüsternd wehte der Wind durch die Zweige über unseren Köpfen. An diesem geschützten Ort sprach die weise Frau ihre letzten Worte über das Gesetz der Willensfreiheit: «Das Erkennen, daß man seine Richtung selbst wählen und jederzeit ändern kann, ohne auf äußere Zwänge oder Ideale Rücksicht nehmen zu müssen, ist wie ein Aufsteigen an die Meeresoberfläche, nachdem man lange Zeit unter Wasser gewesen ist. Diese neuen Möglichkeiten können berauschen. Plötzlich siehst du reizvolle Alternativen zu deiner jetzigen Situation, die dir vorher nicht bewußt waren. Vielleicht fühlst du dich nun versucht, etwas an deiner Beziehung zu verändern, an deiner Karriere oder in irgendeinem anderen Lebensbereich, mit dem du zur Zeit Probleme hast. Einige dieser neuen Entscheidungen sind vielleicht durchaus sinnvoll oder gar längst überfällig. Doch die heroischste Entscheidung besteht oft darin, die Verantwortung für deine jetzige Situation zu übernehmen und dich in voller Absicht und vollem Bewußtsein auf sie einzulassen — mit noch
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