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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)
Autoren: John Boyne
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dann in die Ohren und machen ›Hmmm‹?«
    »Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte Dr. Washington. »Wir wollen nur noch ein paar Tests machen, dann haben wir eine bessere Vorstellung, womit wir es zu tun haben.«
    Barnaby schwieg. Er starrte zu dem Oberlicht hinauf und wünschte sich, dass hin und wieder mal, also wenigstens einmal in hundert Jahren oder so, ein Erwachsener ihm auf eine einfache Frage eine klare Antwort geben würde.
    Plötzlich gab es draußen auf dem Korridor einen Riesenlärm, und Barnaby blickte auf. Dr. Washington und Dr. Chancery eilten hinaus, um nachzusehen, was los war. Barnaby hörte laute Stimmen, dann ein Gerangel, und danach war wieder alles still. Wenig später kam Dr. Washington zurück, aber allein. Sie strich sich die Haare glatt, als wäre sie gerade in eine Prügelei verwickelt gewesen.
    »Entschuldigung«, murmelte sie nur.
    »Was war da draußen los?«
    »Reporter. Von der Boulevardpresse. Sie haben von dir gehört. Dass du schweben kannst und dass du zur Zéla IV-19 hinaufgeflogen bist. Sie wollen in der Wochenendausgabe über dich berichten. Ich sollte dir vermutlich auch sagen, dass sie dir eine fette Geldsumme dafür anbieten. Du wirst noch berühmt, wenn du nicht aufpasst.«
    Barnaby zog eine Grimasse. Das war das Letzte, was er wollte. Berühmte Menschen waren nicht normal, und wenn er mit einer Reportermeute im Schlepptau nach Kirribilli kam, waren seine Eltern bestimmt noch unzufriedener mit ihm als sowieso schon. Vielleicht schaffte er es dann nicht einmal, Captain W. E. Johns zu begrüßen, sondern wurde augenblicklich wieder zu Mrs Macqarie’s Chair geschleift.
    »Ich möchte nicht mit ihnen sprechen«, sagte er. »Ich will einfach nur nach Hause.«
    »Wir können dich leider erst morgen Nachmittag entlassen – frühestens. Über Nacht müssen wir dich sowieso zur Beobachtung hier behalten. Außerdem stehen ja noch die Tests an, von denen ich dir erzählt habe – die Ergebnisse bekomme ich erst um die Mittagszeit, und vielleicht müssen wir dann in eine völlig andere Richtung denken. Aber wenn du möchtest, kann ich deine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass du hier bist und dass es dir gutgeht.«
    Bei der Vorstellung, seine Eltern könnten ins Krankenhaus kommen, während sich draußen die Reporter prügelten, spürte Barnaby ein leichtes Brennen in der Magengegend. Aber er nickte trotzdem und schrieb seine Telefonnummer auf einen Zettel. Dann verabschiedete sich Dr. Washington, damit er ein bisschen schlafen konnte.
    Wieder blickte er hinauf in den Nachthimmel und spürte, wie seine Lider ganz schwer wurden. Morgen würde er endlich seine Eltern wiedersehen – und vor allem auch Henry, Melanie und Captain W. E. Johns. Und er würde nach Kirribilli zurückkehren. Aber hatte sich wirklich etwas verändert? Er war von zu Hause weggeschickt worden, weil er anders war als die anderen Jungen. Und auch wenn er auf seinen Reisen viel gelernt hatte, wusste er doch immer noch nicht, wie man mit den Füßen auf dem Boden bleibt.

Kapitel 24
    Was ist eigentlich normal?
    Am nächsten Morgen saß Barnaby in seinem Bett und las In achtzig Tagen um die Welt . Den Roman hatte er sich in der Krankenhausbücherei ausgeliehen. Die Sonne, die durch das Oberlicht schien, fiel direkt auf die Buchseiten und beleuchtete Phileas Foggs Reise mit seinem treuen Gefährten Passepartout. Barnaby war ganz vertieft in die Geschichte – Phileas hatte gerade seinen Dampfer von Hongkong nach Yokohama verpasst –, als die Tür aufging.
    »Barnaby!«, rief ein Stimmenpaar im Chor. Er schaute auf und sah zwei Gestalten vor sich stehen, die ihn ein wenig ängstlich anstarrten.
    »Hallo, Mum«, sagte Barnaby und legte sein Buch weg. Er wunderte sich, dass er eher nervös als glücklich war, als er nun seine Eltern sah. »Hallo, Dad.«
    »Wir haben uns immer gefragt, wo du wohl steckst«, sagte Alistair und kam auf ihn zu. Er wollte ihn umarmen, stellte sich aber so ungeschickt an, dass er ihm lieber nur die Hand gab. Barnaby fand das, was sein Vater sagte, sehr verwunderlich. Dad hatte doch von dem Plan gewusst – er erinnerte sich genau an das Gespräch seiner Eltern beim Frühstück, an seinem letzten Morgen daheim.
    »Hallo, Barnaby«, sagte Eleanor und küsste ihn auf die Wange. Sie benahm sich, als wäre das Schreckliche bei Mrs Macquarie’s Chair gar nicht passiert. Barnaby atmete ihr Parfüm ein, es roch nach Zuhause – und gleichzeitig machte ihn der Duft einsam und traurig. »Wie geht es
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