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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Pergament zu übersetzen!«, rief
Julia.
    Rick schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Es genügt nicht,
die Bedeutung der Buchstaben zu kennen, um eine Botschaft in einer alten Sprache zu entschlüsseln. Wir müssten
auch die Sprache kennen, in der sie geschrieben ist.«
    »Und woher willst du wissen, dass das eine alte Botschaft ist?«

    »Aber das ist doch klar: ›Die Zeichen, die wir von der
Scheibe von Phaistos her kennen‹«, las er in dem Wörterbuch, »wurden einige tausend Jahre vor Christi Geburt
Benutzt.«
    Die Zwillinge waren anderer Ansicht. Jason schnappte
sich Papier und einen Stift und schrieb neben jedes Zeichen auf dem Pergament dessen phonetische Entsprechung. »›In‹!«, rief er, nachdem er die beiden ersten Zeichen identifiziert hatte.
    Rick schüttelte abermals den Kopf. »Das bedeutet
doch gar nichts«, sagte er.
    »›Der‹!«, rief Julia.
    Die Zwillinge sahen einander an: »›In der‹!«, sagten sie
gleichzeitig.
    Natürlich bedeutete das etwas.
    Rick staunte. Konnte dieses Pergament wirklich eine
Nachricht in ihrer Sprache enthalten, die jedoch in einem
unbekannten Alphabet geschrieben war?
    Nach und nach kam etwas heraus, das Sinn machte:
    In der dunklen Höhle ...
    Genau in diesem Augenblick gab der Stift, mit dem sie
die Bedeutung der Zeichen übertrugen, seinen Geist auf.
    »So ein Mist«, schimpfte Jason und schüttelte verärgert
den Kugelschreiber. »Hol einen anderen«, wies er Julia an.
    »Geh du doch!«
    »Ich weiß nicht, wo die Stifte sind.«

    »Wo ist denn der gelandet, mit dem du den Plan
gezeichnet hast?«, mischte sich Rick ein.
    »Hm«, machte Jason und erinnerte sich daran, dass
er ihm aus der Hand gefallen und unter einen Schrank
gerollt war. »Er ist unten. Ich hol ihn schnell.«
    Er rannte die Treppe hinunter, während Rick und Julia
sich wieder an die Entschlüsslung der Botschaft machten.
    Jason hatte inzwischen die Tür zum steinernen Zimmer erreicht, als er plötzlich einen Schatten zu sehen
glaubte, der sich vor ihm bewegte. Er blieb wie erstarrt
stehen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte
jedoch keinen Ton heraus. In seinem Kopf wirbelten die
Gedanken umher.
    Von oben drangen gedämpft die Stimmen von Rick
und seiner Schwester zu ihm, die ständig den gleichen
Satzfetzen wiederholten: »›In der dunklen Höhle leuchtet a...‹«
    »›... leuchtet das ...‹«
    »›... leuchtet das Erd...‹«
    Allmählich ließ das Gefühl von Panik nach. Jason
schaute sich gründlicher um, konnte aber niemanden
sehen und hörte auch nichts Verdächtiges. Vielleicht hatte
er sich den Schatten nur eingebildet.
    Vorsichtig schlich er sich in das steinerne Zimmer.
    Auf dem Tisch lag die Karte, die sie kurz zuvor fertig gezeichnet hatten. Wachsam durchquerte Jason den
Raum. Er kauerte sich vor den Schrank, unter den der Stift gerollt war, und tastete mit den Händen den Fußboden ab.

    Offensichtlich war der Kugelschreiber in die hinterste
Ecke gerollt und Jason musste mehr oder weniger unter
den Schrank kriechen, um an ihn zu gelangen.
    Als er ihn endlich zu fassen bekam, stutzte er. Er hatte
mit seinen Fingern die Wand hinter dem Schrank berührt
und sie hatte sich anders angefühlt, als erwartet. Irgendwas war hier faul.
    Er schaute unter den Schrank und sah, dass sich dahinter eine schwere Holztür befand.
    Einige Minuten später kehrte Jason in die Bibliothek
zurück. Er übergab den anderen beiden den Stift und
beobachtete gedankenverloren, wie sie die Botschaft entschlüsselten. Julia schrieb sie als Vierzeiler auf, wie ein
Gedicht, und las sie mit einem triumphierenden Unterton in der Stimme vor.
    Während Jason ihr zuhörte, lief ihm ein kalter Schauer
über den Rücken.
    In der dunklen Höhle
    leuchtet das Erdlicht wie Gold
    beleuchtet hell die Flotte
    die deinen Wünschen folgt
    »Donnerwetter«, flüsterte Rick.
    »Gibt es hier in der Gegend Höhlen?«, fragte Julia.

    Rick zuckte mit den Schultern. »Es geht vermutlich um
Kilmore Cove. Mit Cove kann eine kleine Bucht gemeint
sein, aber auch eine Höhle. Einer Sage zufolge versammelten sich früher während der Frühlings-Tagundnachtgleiche in Kilmore Cove die Druiden und hielten in einer
Höhle am Meer ihre Zusammenkünfte ab. Aber während
der römischen Eroberung soll die Höhle eingestürzt oder
zerstört worden sein.«
    »Hast du das gehört, Jason? Druiden!«, rief Julia. »Das
heißt, das ist schon Tausende von Jahren her!«
    Nachdem sie die Botschaft auf
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