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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
Autoren: Jonathan Wylie
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Mendle, fixiert von ihrem Blick, wie angewurzelt stehen. Er starrte in ihre tiefen, grauen Augen und erblickte seinen eigenen Tod.
    Er begann, fieberhaft auf seinen Knöpfen herumzudrücken, in der Hoffnung, Gemma von der Quelle ihrer Kraft abschneiden zu können. Der Schutzschirm glänzte bläulich, dann wieder weiß.
    »Hör auf! Ich befehle es dir!« kreischte er hysterisch.
    Gemma lächelte nur und schloss erneut die Augen, als wäre er ohne jede Bedeutung.
    Gemma, geht es dir gut? Eds Stimme ertönte in ihrem Kopf.
    Es geht mir gut, jetzt, wo ihr hier seid, antwortete sie und spürte zu ihrer großen Freude die außergewöhnliche Kraft ihrer Verbindung mit dem Clan. Sie befanden sich vielleicht hundert Schritte unter ihr, hinter undurchdringlichen Schichten aus Stahl und unbegreiflicher Technik, doch ihre Stimmen waren klar und hocherfreut.
    Dieser Bau wächst in die falsche Richtung, stellte Av fest. Nach oben, nicht nach unten.
    Er gefällt uns nicht, fügte Ox hinzu.
    Mir auch nicht, erwiderte Gemma. Wir werden bald aufbrechen, versprach sie, doch zuerst muss ich meine Aufgabe hier erledigen.
    Sie öffnete die Augen.
    »Kehr es um«, befahl sie. »Gib ihnen ihre Kraft zurück.«
    »Das ... das kann ich nicht. Es ist alles durcheinander geraten«, stammelte Mendle.
    »Dann setze sie frei. Ich werde sie trennen.«
    »Alles auf einmal? Es wird uns vom Erdboden fegen!« Mendle war entsetzt.
    »Jetzt!« befahl Gemma.
    »Tu du es doch!« Er schleuderte die Steuereinheit zu Boden und trampelte darauf herum, bis nur noch Trümmer übrig waren.
    Der Zorn explodierte in Gemma wie ein Blitz. Was ursprünglich eine Fontäne gewesen war, verwandelte sich in einen Vulkan aus reiner Energie, der sich in einem unaufhaltsamen Sturzbach entlud. Doch jede Faser blieb getrennt, jeder Kreis klar definiert. Jeder bekam, was ihm gebührte.
    Der Wind blies über die Turmspitze und brachte die mittlerweile ungeschützten Geländer zum Singen. Der Schutzschild war verschwunden.
    Mendle schlug nach Gemma, der Wahn färbte seine Augenhöhlen rot. Mit einem unverständlichen Schrei schlossen sich seine Hände mit stahlhartem Griff um ihre Kehle. Mein Gesicht ist nicht das einzige, das sich verändert hat. Doch Gemma verspürte keine Angst. Einen Augenblick lang hatte sie Mitleid, und sie wischte die schwächliche Kreatur auf Seite. Sie blickte auf ihn herab, als er dahingestreckt am Geländer lag.
    »Verschwinde«, sagte sie ruhig. »Du hast deinen Platz in dieser Welt verwirkt.«
    »Nein, bitte«, flüsterte er mit gebrochener, angsterfüllter Stimme.
    »Jetzt weißt du, wie es ist, wenn jemand anderes deine Handlungen kontrolliert«, meinte Gemma kalt.
    Mendle rappelte sich auf. Seine Glieder arbeiteten langsam, wie unter Schmerzen. Er kletterte auf das Geländer, balancierte wackelnd ein paar Augenblicke lang, dann machte er den Schritt in die bodenlose Tiefe.
    Gemma sah zu, wie er fiel, wie sein Körper immer kleiner und unbedeutender wurde. Als er auf dem Boden aufschlug, wandte sie sich ab.
    Ox! rief sie. Ruf den Clan zusammen. Ich komme nach unten.
    Wir werden auf dich warten, kam seine freudige Antwort.
    Der Aufzug kam auf Gemmas Kommando nach oben, und mit einem letzten Rundblick über die Plattform bestieg sie ihn und begann ihre Rückkehr auf die Erde.
42 . KAPITEL
    Zuerst blieb der erneute Angriff auf den Turm scheinbar wirkungslos. Ardens Kontrolltrupp übernahm die Führung, und da sie sich mühelos in fast völliger Dunkelheit bewegen konnten, hatten sie auch einigen Erfolg. Sie vertrieben einen Posten und bezogen selber Stellung. Arden untersuchte die fremdartigen Waffen der Toten, konnte sich aber keinen Reim darauf machen. Anderenorts lief der Angriff weniger gut. Mehrere Männer fielen, niedergestreckt von unsichtbaren Gegnern, und es gelang nur, ein paar der Feinde aus ihren Verteidigungsstellungen zu locken.
    Als jedoch die Sonne über der Welt draußen aufging, entstand Unruhe unter den Wachen am Turm. Offenbar geschahen in ihrem Rücken Dinge, die ihnen Anlass zur Sorge gaben. Die Angreifer machten sich die vorübergehende Verwirrung zunutze, und D'vor rückte mit seiner Gruppe zum Eingang des Raumes vor, der neben dem Wall aus Elementalen lag. Die Festung der Wachposten befand sich gleich
    daneben, die man allerdings bestenfalls mit einem Frontalangriff hätte attackieren können - und das wäre Selbstmord gewesen. Ohnehin blendeten die blauen Flammen die Menschen aus dem Lichtlosen Königreich - trotz ihrer
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