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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Autoren: Sarah Lark
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Betreiberinnen der Galerie hatten sie schließlich erledigt. Alle Gäste waren mit Getränken versorgt, und Chloé hatte ihre einführende Rede zu der Künstlerin und ihren Werken gehalten.
    »Der Verkauf lässt sich allerdings schleppend an«, meinte Heather bedauernd. »Dabei sind das kleine Kostbarkeiten.« Bewundernd studierte sie eins der akribisch gemalten Gemälde.
    Atamarie verdrehte die Augen. »Also, für Kostbarkeiten schillern sie mir zu wenig«, bemerkte sie. »Aber vielleicht solltet ihr Beerdigungsunternehmer ansprechen. Da könnte ich mir die Bilder gut vorstellen, in den Empfangsräumen oder …«
    Die anderen lachten.
    »Du verstehst nichts von Kunst«, rügte Heather ihre Nichte.
    »Aber von kubischen Modifikationen von Kohlenstoff«, gab Atamarie die Neckerei ungerührt zurück. »Wie viele von diesen komischen Bildern muss man wohl malen, damit man sich so einen Ring kaufen kann?«
    Sie wies auf Heathers Finger und lenkte damit auch Kathleens und Robertas Aufmerksamkeit auf den feinen Goldring mit dem glitzernden Diamanten.
    Kathleen lächelte ihrer Tochter zu. »Was für ein wunderschönes Stück! Überhaupt siehst du großartig aus in dem neuen Kostüm! Nur schade, dass es nicht aus meiner Kollektion ist.«
    Heather wurde ob der Schmeichelei unweigerlich ein bisschen rot. Sie war keine außergewöhnliche Schönheit mit ihrem feinen aschblonden Haar, das ziemlich unfrisierbar wirkte. In Europa hatte Heather es eine Zeitlang kurz getragen, aber hier galt so etwas auch für Künstlerinnen als zu extravagant. Man tuschelte schon genug über ihr Faible für weite, orientalisch geschnittene Hosenröcke und die dazu passenden gewagten Jacken und Blusen. Heathers Gesichtszüge waren früher zart und madonnenhaft gewesen, jetzt wirkten sie fast etwas herb, und ihre braunen Augen blickten nicht mehr sanft und fügsam wie ehedem, sondern klug und durchaus mal spöttisch in die Welt.
    »Ich finde, er steht Chloé viel besser!«, spielte sie das Kompliment nun auch herunter. »Komm, Chloé, zeig mal deinen!«
    Die dunkelhaarige Chloé wirkte insgesamt fraulicher und damenhafter als ihre Freundin. Sie trug heute ein rotes Empirekleid aus Kathleens Kollektion, dessen Farbe der Diamant in ihrem Ring widerzuspiegeln schien.
    »Diamantringe!«, bemerkte der Reverend lächelnd. »Nobel, nobel, ich sehe schon, ich übe längst nicht genug Druck auf euch aus, wenn ich für meine Armenküchen sammle. Ihr scheint ja Geld im Überfluss zu haben.«
    »Heather hat ein paar Bilder verkauft«, erklärte Chloé und wirkte dabei ein bisschen befangen. »Und da meinte sie … also die Galerie besteht doch jetzt seit bald zehn Jahren … Wir sollten das feiern.«
    »Gibt’s die wirklich schon so lange?«, fragte Kathleen verwundert, hielt dann aber inne, bevor sie laut nachrechnete. Es war offensichtlich, dass Heather und Chloé hier keine Geschäftsidee feierten, sondern eher eine große Liebe. »Jedenfalls sind die Ringe wunderschön«, sagte sie dann. »Und Diamanten sind ja jetzt auch durchaus erschwinglich, seit sie so viele davon finden, in … wo war das noch, Peter, in Südafrika, nicht wahr?«
    Peter Burton nickte, wurde dabei jedoch ernst. »Am Kap der Guten Hoffnung. Und ich fürchte, den Namen des Landes werden wir demnächst häufiger hören«, meinte er dann. »Es heißt, es würde dort Krieg geben …«
    »Krieg?«, fragte Atamarie interessiert. Bislang kannte sie Kriege eigentlich nur aus dem Geschichtsunterricht. Und natürlich aus den Erzählungen ihrer Eltern, die sich noch an die letzten Gefechte der Landkriege zwischen Maori und pakeha erinnerten. Ihr selbst erschien es allerdings ziemlich unvorstellbar, wirklich mit Gewehren oder gar Speeren aufeinander loszugehen. Kämpfe waren für sie eher mit Wortgefechten, Zeitungsartikeln und dem Verfassen unendlicher Mengen von Petitionen verbunden, mit denen man das Parlament fürdie eigenen politischen Ziele zu begeistern suchte. »Zwischen wem?«, erkundigte sie sich.
    Roberta wäre diese Angelegenheit normalerweise gleichgültig gewesen – Politik interessierte sie nicht wirklich, trotz ihres und Atamaries früherem kindlichen Traum, erste Premierministerin Neuseelands zu werden. Aber nun lebte sie auf, denn Kevin Drury gesellte sich zu ihnen. Juliet war ebenfalls näher getreten, um einen Blick auf Heathers und Chloés Ringe zu werfen, schien davon aber nicht sonderlich beeindruckt. Sie trug auffälligeren Schmuck, der kaum weniger schillerte –
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