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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Autoren: Sarah Lark
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die Augen. Für ihre Eltern hatte alles, was mit Parihaka zusammenhing, einen besonderen Zauber. Sie hatten schon lange vor Atamaries Geburt in dem berühmten Dorf gelebt, damals, als der Prophet Te Whiti hier noch den Frieden zwischen den Weißen, den pakeha , und den Maori gepredigt hatte. Kupe hatte im Gefängnis gesessen, nachdem das Dorf dann von den Engländern gestürmt und die Bewohner enteignet worden waren. Und Matariki war mit dem Mann fortgelaufen, der Atamaries Vater werden sollte.
    Sehr viel später war Te Whiti allerdings nach Parihaka zurückgekehrt und mit ihm viele seiner treuen Anhänger. Sie hatten das Dorf wieder aufgebaut und waren dabei, es erneut zu einem spirituellen Zentrum der ersten Siedler Neuseelandswerden zu lassen. Diesmal allerdings weniger von Träumen getragen als von Verträgen und sicheren Absprachen. Kupe und Matariki hatten ihr Stück Land von der Regierung Taranakis gekauft – auch wenn sie es nach wie vor nicht richtig fanden, den Weißen Geld für ihr eigenes Stammland zu geben. Kupe, inzwischen Rechtsanwalt, hatte einige Klagen angestrengt. Es war recht wahrscheinlich, dass Te Whiti und sein Stamm Entschädigungszahlungen erhalten und auf Dauer ihr Land zurückbekommen würden.
    Die Menschen jedenfalls kamen wieder, und es gab auch erneut Kinder in Parihaka, die Matariki in einer neuen Schule unterrichtete. An eine High School war vorerst allerdings nicht zu denken. Atamarie besuchte deshalb eine renommierte Mädchenschule in Dunedin und verbrachte die Wochenenden abwechselnd bei ihren Großeltern und in der Familie ihrer Freundin Roberta.
    Parihaka konnte Atamarie nur in den Ferien besuchen, was sie wunderbar fand. Sie freute sich auf ihre Eltern und das freie Leben im Maori-Dorf, in dem es sehr viel weniger Regeln und Verbote gab als in der Otago Girls’ School. Einige Wochen Flachsweben, Tanzen und Spielen der traditionellen Maori-Musikinstrumente, Fischen und Arbeit auf den Feldern genügten ihr aber stets. Das Motto von Parihaka Wir wollen die Welt zu einem besseren Ort machen! kam Atamaries Neigungen zwar entgegen, allerdings hatte sie völlig andere Vorstellungen als die Leute, die in Parihaka die traditionellen Künste des Maori-Volkes unterrichteten. Immer wenn das Mädchen Anstrengungen machte, etwas konkret zu verbessern – den Webrahmen zum Beispiel, an dem sie Flachs weben sollte, oder die Reuse zum Fischefangen –, lehnte man seine Vorschläge empört ab. Und manchmal fielen sogar unfreundliche Worte über Atamaries pakeha -Abstammung, worüber sich Matariki mehr aufregte als ihre Tochter. Atamarie war es gänzlich egal,wie viele ihrer Vorfahren aus dem einen oder dem anderen Volk stammten. Sie wollte nur nicht mehr Stunden mit Webarbeiten verbringen als unbedingt nötig, und sie hatte keine Lust, Fische zu verlieren, weil die Reuse nicht richtig schloss.
    Am Ende der Ferien würde sie froh sein, Parihaka wieder verlassen und nach Dunedin zurückkehren zu können. Die Otago Girls’ School war eine äußerst moderne Einrichtung, und die Lehrerinnen unterstützten Erfindungsreichtum bei ihren Schülerinnen.
    Jetzt aber stand das Neujahrsfest der Maori bevor, und irgendwann mussten die Plejaden erscheinen. Die alten Leute wachten bereits die dritte Nacht in Folge, obwohl das eigentlich sinnlos war. Wenn die Sterne in Sicht kamen, so in der Regel gleich nach Sonnenuntergang.
    »Es ist eine Zeit des Wartens und des Sicherinnerns, Atamarie«, erklärte Matariki. »Die alten Leute denken über das Gestern, Heute und Morgen nach, über das alte Jahr und das neue … Da ist es gar nicht so wichtig, ob die Sterne an diesem Tag erscheinen oder an einem anderen.«
    Atamarie verstand das zwar nicht, aber es zwang sie natürlich auch keiner dazu, wach zu bleiben. Wenn das Essen gar und verspeist war und die Erwachsenen noch Musik machten und redeten, verzogen sich die Kinder schon in die Schlafhäuser, kuschelten sich aneinander und erzählten Geschichten. Für Atamarie war das dann fast wie im Internat in Dunedin – nur dass hier nicht mit dem Auftauchen einer Lehrerin zu rechnen war, die ihre Zöglinge energisch zur Ordnung rief.
    Nun sah sie gemeinsam mit den anderen Kindern zu, wie die Sonne in der Tasmansee versank. Das Licht über dem Ackerland rund um Parihaka wurde diffus, und nur der Schnee vom kegelförmigen Gipfel des Berges leuchtete noch ein wenig golden. Der Himmel verdunkelte sich rasch – und plötzlich sah Atamarie die Sterne! Strahlend hell und
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