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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Autoren: Sarah Lark
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Rauten und Stammeszeichen verzierten Drachen flugfertig machte.
    »Der hat gar keinen Schwanz«, bemerkte sie.
    Der Junge sah sie stirnrunzelnd an. »Wieso sollte ein manu einen Schwanz haben?«, erkundigte er sich.
    »Weil pakeha -Drachen einen haben«, belehrte ihn Atamarie. »Ich hab’s auf Bildern gesehen.«
    Der Junge zuckte die Schultern. »Da hat der tohunga nichts von gesagt. Nur dass man ein Gestänge braucht und eine Leine – oder zwei, wenn man lenken will. Aber das hat er uns noch nicht gezeigt. Das sei zu schwierig, meint er.«
    Dennoch hatte der Junge zwei Schnüre aus Flachs an seiner Konstruktion angebracht.
    »Erst mal muss das Ding aber überhaupt in die Luft«, konstatierte Atamarie. »Wie geht das? Warum steigt ein manu? «
    »Durch den Atem der Götter«, antwortete der Junge. »Der manu tanzt mit ihrer Lebenskraft.«
    Atamarie runzelte die Stirn. »Also durch den Wind«, sagte sie dann. »Aber wenn nun kein Wind ist?«
    »Wenn die Götter ihm den Segen versagen, fliegt er nicht«, antwortete der Junge. »Es sei denn, man lässt ihn irgendwo heruntersegeln, von einer Klippe oder so. Aber dabei vermittelt er keine Botschaften an die Götter, er tanzt ja nicht hoch, sondern gleitet nur herunter. Und außerdem ist er dann natürlich weg.« Der Junge machte sich an den Seilen seines gewaltigen Drachens zu schaffen. Atamarie half ihm, das Fluggerät aufzustellen.
    »Er ist fast so groß wie ich«, meinte sie. »Glaubst du, man könnte ihn sozusagen, hm … reiten? Und mitfliegen?« Atamarie reizte das weitaus mehr als die Kommunikation mit den Göttern.
    Der Junge lachte. »Soll jedenfalls mal einer gemacht haben. Ein Häuptling der Ngati Kahungunu – Nukupewapewa. Er wollte das Pa Maungaraki erobern, aber es klappte nicht, seine Krieger konnten die Mauern des Forts nicht überwinden. Deshalb baute er einen riesigen manu aus Raupo-Blättern in der Form eines Vogels mit weit gespreizten Federn. Daran band er einen Mann fest und ließ den Drachen von einem Felsen oberhalb des Pa heruntersegeln. Er landete im Fort, und der Flieger öffnete den Eroberern die Tore.«
    Atamarie lauschte mit leuchtenden Augen. »Deiner ist auch ein manu raupo «, stellte sie fest. »Du musst weit gelaufen sein, ich wüsste gar nicht, wo hier Raupo wächst.« Raupo war eine schilfartige Pflanze und wuchs in flachen Gewässern.
    Der Junge lächelte verschmitzt und ein bisschen, als habe sie ein Geheimnis gelüftet. »Jaaa …«, sagte er dann, »war auch nicht einfach, ihn zu finden. Aber die Mühe lohnt sich vielleicht.«
    Der Wunsch, den er an die Götter richten wollte, stand ihm im Gesicht geschrieben.
    »Rawiri! Was machst du denn? Willst du den Drachen nicht endlich steigen lassen?«
    Der Junge zuckte zusammen, als er die Stimme des tohunga hörte. Tatsächlich hatten sowohl er als auch Atamarie den Start der ersten Drachen verpasst, die meisten Jungen hatten ihre Fluggeräte bereits in den Wind gehalten und sahen nun fasziniert zu, wie sie aufstiegen. Die Priester von Parihaka beteten und sangen dazu, die Drachen sollten ihre Wünsche und ihren Segen hinauf zu den Sternen tragen. Atamarie verlor sich ein paar Herzschläge lang in dem wunderschönen Anblick der bunten manu vor dem auch heute sehr klaren Winterhimmel. Auch der Meister hatte seinen gewaltigen manu aute jetzt in die Lüfte gesandt und lenkte ihn geschickt zwischen all den kleineren Drachen seiner Schüler hindurch.
    Rawiri kämpfte allerdings noch mit seinen zwei Schnüren und dem Problem, dass er allein kaum mit dem sehr großen Drachen fertig wurde.
    »Soll ich ihn mal hochhalten?«, fragte Atamarie begierig.
    Der Junge nickte. Und dann griff das Mädchen nach dem Drachen und wurde fast umgerissen von der Gewalt, mit der ihn der Wind aus seinen Händen zog. Der Drachen stieg steil in den Himmel, aber als Rawiri den ersten Versuch machte, seine Bahn zu beeinflussen, indem er die rechte Leine stärker anzog als die linke, stürzte er genauso steil ab.
    Atamarie und Rawiri rannten gleichermaßen erschrocken und bestürzt auf den gefallenen Drachen zu, aber zum Glück war er nicht beschädigt.
    »Jedenfalls ist nichts Wichtiges kaputt«, meinte Atamarie. Nur der Feder- und Muschelschmuck hatte ein bisschen gelitten.
    Rawiri runzelte die Stirn und suchte hektisch nach einerMöglichkeit, die Verzierung wieder in Ordnung zu bringen. »Der tohunga meint, das sei durchaus wichtig. Der Drachen sieht durch die Augen aus Muscheln, und die Bemalung ist unsere
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