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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen
Autoren: Christina Matesic
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einer Flüssigkeit zu hören war. Trotz nacktem Oberkörper fror er nicht. Daraus schloss er, dass sie sich noch immer in dem Berg befinden mussten. Er nahm leise Schritte wahr und urplötzlich trat aus den Rauchschwaden Darrachs hagere Gestalt heraus. Er näherte sich ihm langsam und ließ sich im Schneidersitz neben ihm nieder. Höhnisch grinsend sah er dem gefesselten Mann ins Gesicht. Maél erwiderte seinen Blick mit unendlichem Hass in den Augen.
    „ Kurz bevor ich mich in den Berg begeben habe, hatte ich genug Zeit, über dich und dein Verhalten auf dem Schloss nachzudenken. Du hast eine bravouröse Vorstellung abgegeben, ebenso wie die Hexe. Ihr habt nicht nur Roghan, sondern auch mich zum Narren gehalten. Dass mir euer Betrug nicht schon viel früher aufgefallen ist, habt ihr dem Umstand zu verdanken, dass ich in den letzten Wochen nicht ich selbst war. Die unermüdliche Arbeit an den Schriftrollen hat nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Geist geschwächt, sodass mein Scharfblick getrübt und mein angeborenes Misstrauen nur der Hexe gegenüber geweckt war, aber nicht dir galt. Selbst das Zucken, das für einen Bruchteil eines Augenblicks über dein Gesicht huschte, als ich dir bei unserer letzten Unterredung davon erzählte, wie ich der Hexe unter Schmerzen einen lächerlichen Teil ihres wohl gehüteten Geheimnisses entlockte, tat ich viel zu schnell als unbedeutend ab.“ Er machte eine Pause, da er eine Reaktion von Maél erwartete. Dieser hatte jedoch nicht die Absicht, irgendetwas zu entgegnen. Ein Aufbegehren war in seiner Situation ohnehin zwecklos. Es hätte nur zur Folge, dass der Zauberer sich an seiner verzweifelten Wut und seinem sinnlosen Widerstand ergötzen würde. Er wandte sich von ihm ab und ignorierte ihn, auch wenn seine Gelassenheit von vorhin langsam zu schwinden begann. „Du hast mir offensichtlich nichts zu sagen. Nun gut. Dann werde ich weiterreden. - Als meine schlimmsten Befürchtungen während des Ritts zum Akrachón allmählich Gestalt angenommen hatten und schließlich am Ziel zur Gewissheit wurden, war ich, wie du dir denken kannst, außer mir. Alles sah danach aus, als hätte ich nicht nur den Drachen und die Hexe, sondern auch dich verloren. Glücklicherweise hat es das Schicksal gut mit mir gemeint und dich mir wieder zurückgebracht, und dies mit einer unverhofften Zutat, die den vorübergehenden Verlust des Drachen und der Hexe wettmacht. Dies gilt zumindest für meine Pläne. König Roghan wird alles andere als erfreut sein, wenn wir mit leeren Händen heimkehren. Wie dem auch sei, ich habe lange überlegt, wie ich dich deinen Betrug büßen lasse. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass körperlicher Schmerz als Bestrafung unzureichend ist und in deinem Fall nicht in Frage kommt. Schmerzen sind von Kindesbeinen an Teil deines Lebens gewesen. Du hast gelernt mit ihnen umzugehen. Selbst der Tod kann dir keine Angst mehr einjagen. Du warst sogar bereit, für die Hexe zu sterben. Ist es nicht so? Sie bedeutet dir alles. Davon zeugten auch deine jüngsten, lebhaften und mitreißenden Schilderungen von eurer Vereinigung.“
    Maél überkam ein Würgereiz, den er nur unter äußerster Anstrengung unterdrücken konnte. Er hat mich tatsächlich wieder in diesen Schlaf versetzt und ich habe ihm bereitwillig geschildert, was zwischen mir und Elea geschah. Er begann, gegen die aufkommende Wut und den Hass anzukämpfen, indem er sich wie wild in seiner Verschnürung wand und nicht damit aufhörte, Darrach zu verfluchen. „Ich sehe, du beginnst zu verstehen, worauf ich hinaus will. Du kannst dich trotz allem glücklich schätzen. Der überwältigende Schmerz, den ich dir gleich zufügen werde, wird nicht von langer Dauer sein. Leider. Ich hätte dich gerne länger leiden gesehen. Aber die Umstände gebieten ein schnelles Handeln. Wir können uns nicht ewig in dieser menschenunfreundlichen Umgebung ohne jegliche Nahrungsquelle aufhalten.“ Maéls Anspannung wuchs von Augenblick zu Augenblick. Sein Brustkorb hob und senkte sich in immer schneller werdendem Rhythmus, was auch Darrach nicht verborgen blieb. Er ließ noch ein wenig Zeit verstreichen, um die quälende Ungewissheit Maéls auszukosten. Endlich fuhr er fort. „Ich werde dir die Hexe nicht nur aus deinem Gedächtnis reißen... Nein, sondern auch aus deinem Herzen. Dies wird sie bis ins tiefste Mark erschüttern. Es wird ihr das Herz brechen. Das weißt du am besten. Aber damit nicht genug. Von dem Zeitpunkt deiner
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