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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten
Autoren: Camilla Läckberg
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in Begleitung eines Unbekannten habe sein Boot konfisziert. Erbost ließ er sich über Gangstermethoden der Polizei aus und drohte, ihnen die Hölle heißzumachen, falls sein Boot auch nur die kleinste Schramme abbekäme. Patrik hatte mittenim Redefluss des Mannes den Hörer aufgelegt. Für so etwas war im Moment keine Zeit. Lars und Hanna hatten also ein Boot ergattert. Und waren auf dem Weg nach Kalvö. Zu ihrer Mutter.
    Als das Rettungsboot in ein Wellental sank, ergoss sich ein Schwall Salzwasser über Patrik. Der Wind hatte aufgefrischt, und die vor wenigen Stunden noch spiegelglatte Wasseroberfläche war nun dunkelgrau und aufgewühlt. Immer neue Szenarien spielten sich in seinem Kopf ab. Gösta und Martin hockten in der Kajüte, aber Patrik brauchte frische Luft, um sich auf die bevorstehenden Ereignisse einzustellen. Eins wusste er genau: Egal, wie diese Geschichte ausging, ein Happy End würde es nicht geben.
    Als sie nach einer scheinbar endlosen Fahrt ankamen – die in Wirklichkeit nur fünf Minuten gedauert hatte –, sahen sie das gestohlene Boot nachlässig vertäut an Heddas Steg liegen. Bootsführer Peter legte routiniert an, obwohl das Rettungsboot länger war als der ganze Steg. Patrik sprang sofort an Land, Martin folgte ihm auf den Fersen. Gösta mussten sie mit vereinten Kräften hinüberhieven.
    Patrik hatte versucht, den älteren Kollegen davon zu überzeugen, dass er lieber in der Dienststelle bleiben sollte, aber Gösta Flygare hatte mit bemerkenswerter Sturheit darauf bestanden mitzukommen. Schließlich hatte Patrik nachgegeben. Mittlerweile bereute er es beinahe, aber nun war es zu spät.
    Er zeigte auf das Haus, das verdächtig leer und unbewohnt aussah. Kein Laut war zu hören. Als sie ihre Pistolen entsicherten, kam es Patrik so vor, als würde es über die ganze Insel schallen. Vorsichtig näherten sie sich dem Haus und duckten sich vorm Fenster. Patrik hörte Stimmen und blickte vorsichtig durch die schmutzigen und salzverkrusteten Fensterscheiben. Zuerst sah er nur einen Schatten, aber nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, meinte er zwei Gestalten in der Küche zu erkennen. Die Stimmen wurden mal lauter, mal lei ser,aber die Worte waren nicht zu verstehen. Patrik war zunächst unschlüssig, doch dann deutete er mit dem Kopf auf die Haustür. Lautlos stellten sich Patrik und Martin rechts und links von der Tür auf. Gösta wartete ein Stück entfernt.
    »Hanna? Ich bin es, Patrik. Ein paar von den anderen Kollegen sind auch hier. Alles in Ordnung?«
    Keine Antwort.
    »Lars? Wir wissen, dass Sie mit Ihrer Schwester da drin sind. Machen Sie keine Dummheiten. Setzen Sie nicht noch ein Menschenleben aufs Spiel.«
    Keine Antwort. Langsam wurde Patrik nervös. Seine Hand an der Pistole war schweißnass.
    »Hedda? Was ist los? Wir sind gekommen, um dir zu helfen! Lars, Hanna, tut Hedda nichts an! Sie hat etwas Furchtbares getan, aber glaubt mir, sie hat ihre Strafe bereits bekommen. Seht euch um, dann wisst ihr, was sie für ein Leben führt. Für das, was sie euch angetan hat, ist sie durch die Hölle gegangen.«
    Keine Antwort. Er fluchte innerlich. Dann wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Patrik packte seine Pistole noch fester und sah im Augenwinkel, dass Martin und Gösta das Gleiche taten.
    »Wir kommen raus«, sagte Lars. »Nicht schießen. Sonst erschieße ich sie.«
    »Okay, okay.« Patrik zwang sich, ruhig zu bleiben.
    »Werfen Sie Ihre Waffen weg, ich will sie auf der Erde liegen sehen«, forderte Lars. Sie konnten ihn immer noch nicht durch den Türspalt erkennen.
    Martin warf Patrik einen fragenden Blick zu. Patrik nickte und legte seine Pistole langsam auf die Erde. Gösta und Martin taten es ihm nach.
    »Wegkicken!« Lars’ Stimme klang dumpf. Patrik folgte seiner Aufforderung.
    »Gehen Sie noch ein Stück zur Seite!«
    Wieder gehorchten sie und warteten gespannt darauf, dassetwas passierte. Langsam, ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter, ging die Tür auf. Doch anstelle von Hedda erschien Hanna. Sie sah immer noch krank aus, auf ihrer Stirn stand der Schweiß, und ihre Augen glänzten fiebrig. Als ihre Blicke sich trafen, fragte sich Patrik, wie er sich so hatte täuschen können. Wie hatte sie die Fäulnis in ihrem Innern so lange hinter einer normalen Fassade verstecken können? Einen Moment glaubte er, ihre Augen wollten ihm etwas sagen, aber dann stieß Lars sie jäh nach vorn, und man sah, dass er seiner Schwester eine Pistole an die
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