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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten
Autoren: Camilla Läckberg
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von Lillemors letztem Abend entgangen war.
    »Wir müssen das Ganze Schritt für Schritt durchgehen, bevorwir etwas unternehmen«, brach Patrik das Schweigen. »Es darf nicht der geringste Zweifel bleiben.« Alle nickten.
    »Der Groschen ist bei mir gefallen, als wir entdeckten, dass auf der Liste mit den Hundehaltern ein Name fehlt. Statt der anfänglichen einhundertsechzig Namen waren es nur noch einhundertneunundfünfzig. Der fehlende Name lautete Tore Sjöqvist. Wohnhaft in Tollarp.«
    Als niemand reagierte, sprach Patrik weiter. »Ich komme später darauf zurück. Jedenfalls habe ich dadurch endlich das fehlende Puzzleteil gefunden.«
    Alle wussten, was nun kommen würde. Martin stützte die Ellbogen auf die Knie und begrub das Gesicht in den Händen.
    »Die Orte, an denen die Morde stattgefunden haben, kamen mir irgendwie bekannt vor. Und als ich es endlich kapierte, ließ sich der Zusammenhang leicht bestätigen.« Er räusperte sich. »Die Wohnorte der Mordopfer stimmen hundertprozentig mit Hannas Arbeitsstellen überein.« Seine Stimme wurde ganz leise. »Ich hatte es ja in ihren Bewerbungsunterlagen gelesen, aber …« Er breitete die Arme aus und ließ Martin fortfahren.
    »Irgendetwas irritierte mich an dem Video von dem Abend, an dem Lillemor starb. Als ich von Patrik erfuhr, dass Hanna … Ach, ich kann es euch ja einfach zeigen.« Auf Martins Nicken drückte Patrik auf »Play«. Sie hatten bereits bis zur richtigen Stelle vorgespult, und nach wenigen Sekunden war auf dem Bildschirm der heftige Streit zwischen den Jugendlichen und das Erscheinen von Martin und Hanna zu sehen. Sie konnten verfolgen, wie Martin sich mit Mehmet und den anderen unterhielt. Dann richtete sich die Kamera auf Lillemor, die in Richtung Zentrum verschwand. Sie war in Tränen aufgelöst, aber sie ahnte nicht, dass sie ihrem Tod in die Arme lief. Anschließend zoomte die Kamera auf Hanna, die in ihr Handy sprach. Patrik drückte auf Pause und blickte Martin an.
    »Genaudas hat mich so irritiert, aber das habe ich erst hinterher begriffen. Wen rief sie an? Es war fast drei, und außer uns arbeitete niemand mehr. Sie kann also keinen von euch angerufen haben.«
    »Wir haben von ihrem Telefonanbieter die Liste der Nummern bekommen, die sie gewählt hat. Sie hat bei sich zu Hause angerufen. Bei ihrem Mann Lars.«
    »Aber warum?« Annikas verwirrter Gesichtsausdruck spiegelte wider, was alle empfanden.
    »Gösta hat im zentralen Personenregister nachgesehen. Hanna und Lars Kruse haben zwar denselben Nachnamen, sind aber nicht verheiratet. Sie sind Geschwister. Zwillinge.«
    Annika schnappte nach Luft. Es war unheimlich still im Raum, nachdem Patrik die Bombe gezündet hatte.
    »Hanna und Lars sind die verschwundenen Kinder von Hedda«, verdeutlichte Gösta.
    Patrik nickte. »Wir haben immer noch nichts aus Uddevalla gehört. Aber ich wette, dass die Zwillinge Lars und Hanna hießen und irgendwann den Nachnamen Kruse bekamen. Höchstwahrscheinlich durch Adoption.«
    »Sie hat also Lars angerufen?« Mellberg schien ihm nicht ganz folgen zu können.
    »Vermutlich hat sie Lars angerufen, und er hat daraufhin Lillemor abgeholt. Möglicherweise hat sie Lillemor sogar gesagt, dass Lars sie abholen würde. Lillemor kannte ihn schließlich und hätte keine Angst vor ihm gehabt.«
    »Aber sie hat doch in ihr Tagebuch geschrieben, sie habe jemand wiedererkannt, der ihr unheimlich sei. Und dieser Jemand kann doch nur Lars gewesen sein. Sie erinnerte sich schließlich an die Begegnung mit dem Mann, den sie für den Mörder ihres Vaters hielt.« Martin runzelte die Stirn.
    »Das schon, aber vergiss nicht, dass sie Lars nicht einordnen konnte. Sie konnte ihn nicht mit ihrer Erinnerung in Zusammenhang bringen, im Grunde war sie nicht ein malsicher, ob sie ihn wirklich wiedererkannt hatte. In ihrem Zustand wäre sie vermutlich für jede Hilfe dankbar gewesen. Hauptsache, sie konnte dem Kamerateam und den anderen Teilnehmern entkommen.« Patrik zögerte. »Ich kann es nicht beweisen, aber ich glaube sogar, dass Lars den Streit an diesem Abend provoziert hat.«
    »Wie denn das?«, fragte Annika. »Er war doch gar nicht da.«
    »Stimmt, aber irgendetwas hat mich bei den Verhören der Teilnehmer stutzig gemacht. Ich habe die Protokolle vor unserem Meeting noch einmal überflogen. Alle Jugendlichen sagen aus, jemand habe ihnen erzählt, dass Barbie schlecht über sie geredet habe. Zwar habe ich keine konkreten Beweise, aber ich vermute, Lars hat die
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