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Die Totenfalle

Die Totenfalle

Titel: Die Totenfalle
Autoren: Jason Dark
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schaffen machten.
    Sie war der Mittelpunkt!
    Sie und ein großer, nebelverhangener Friedhof, über den sie schritt und sich dabei nicht an die Regeln hielt. Quer marschierte sie über die Gräber, durch Büsche hindurch und unter Bäumen hinweg, immer einem geheimnisvollen Licht folgend, das wie eine blasse Scheibe im Nebel vor ihr schwebte.
    Es war der Stern, der ihr den Weg über den Friedhof wies. Ein unruhiger, zuckender Punkt, der mal über den Boden tanzte, dann über die Gräber hinweg irrte oder hin und wieder bestimmte Grabsteine mit seinem fahlen Glanz anleuchtete.
    Sie folgte ihm.
    Angst davor, ihn zu verlieren, überkam sie. Sie lief schneller, und sie sah sich selbst, wobei sie noch immer dieselbe Kleidung trug, die sie auch angehabt hatte, als sie zu Bett gegangen war.
    Man lockte sie zu einem Grab!
    Aus dem Dunst bildeten sich düstere Gestalten hervor. Geisterhafte Wesen, die gegen sie geweht wurden und kurz vor einer Berührung sich wieder auflösten.
    Grinsende Gesichter, wissende Augen, verzerrte Mäuler und der Geruch nach verwestem Fleisch.
    Sie lief weiter und hatte ihre Arme vorgestreckt. Die Hände bewegten sich zuckend, als wollte sie nach irgendwelchen Dingen greifen, die aber nicht zu fassen waren, weil sie sich immer wieder auflösten, bevor sie zupacken konnte.
    Yvonne erlebte den Friedhof mit all seinen Geheimnissen. Sie hörte die flüsternden und manchmal auch rauhen Stimmen irgendwelcher Wesen, als wollten sich diese über das Schicksal beschweren, das man ihnen zugemutet hatte.
    Der Wind fuhr der einsamen Gestalt entgegen. Er jammerte um die Grabsteine hinweg, er spielte mit ihrem Haar und auch mit ihrer Kleidung. Sie hörte das trockene Rascheln, das entstand, als Laub bewegt wurde, und das Jammern der Stimmen erklang allmählich, als sie erkannte, daß dieses helle Licht nicht mehr weiterwanderte. Es hatte sein Ziel erreicht.
    Auch ihr Ziel?
    Die Frauengestalt lief schneller dahin. Sie hatte dabei das Gefühl, den Untergrund nicht zu berühren. Alles wirkte so leicht, als läge die normale Welt hinter einem Vorhang verborgen. Sie hatte den Weg und den Blick geöffnet für die Reiche der Geister, in denen es jedoch so aussah wie auch in der Realität.
    Das Licht schimmerte und funkelte. Es stand zitternd an einer bestimmten Stelle, es zeichnete einen Fleck an, der über dem normalen Niveau des Friedhofs lag und einen flachen Hügel bildete. Die Frauengestalt wußte, was dort lag, sie konnte ihre Gedanken jedoch nicht formulieren. Sie lief dennoch weiter, weil sie es einfach tun mußte, denn die anderen Kräfte waren stärker als ihr Wille. Noch konnte sie das Ziel nicht genau erkennen. Erst als sie dicht davorstand, da sah sie, daß der Hügel ein von Nebelschwaden umwehtes frisches Grab war.
    Ein Brett steckte in der noch weichen Erde. Auf dem Brett bildeten Buchstaben einen Namen.
    TABITHA LEROI
    Die Gestalt blieb stehen, sie senkte den Kopf. Sie starrte das Brett an und las den Namen mehrere Male. Immer und immer wieder, wobei bei jedem Lesen das Bild einer Frau erschien.
    Es war still.
    Sie spürte keinen Wind mehr. Nicht das geringste Geräusch erreichte ihre Ohren. Die Totenruhe hielt sie eingehüllt wie eine übergroße Decke. Die Einsamkeit drückte auf ihre Seele. Wellen von Schwermütigkeit überkamen sie wie ein Schauder. Sie konnte den Himmel nicht sehen, dafür die braune Graberde, in die sich Grasbüschel gemischt hatten. Wie ein ruhiger See lag die Erde vor ihr.
    Die Gestalt spürte weder die Kälte noch die Nebelnässe, aber sie merkte, daß sich in ihrer Umgebung etwas tat. Da kroch was Unbegreifliches hoch, das sie sich nicht erklären konnte und nur als etwas sehr, sehr Böses ansah.
    Angst…
    Da passierte es!
    So schnell, daß die am Grab stehende Gestalt nicht mehr reagieren konnte.
    Plötzlich riß die lockere Erde auf. Lehm und Grasbüschel wirbelten in die Höhe, und mit ihr kam der schreckliche Arm und die zur Klaue gekrümmte Hand.
    So schnell, so hastig, daß es ihr nicht gelang, auch nur die Arme zu heben.
    Die Totenklaue war schneller.
    Sie umklammerte den Hals der einsamen Gestalt.
    Eisig fühlte sich die Hand an, doch es war nicht die Kälte des Winters, sondern die des Todes oder eines tiefen Grabs, aus dem sie nach oben geschossen war.
    Die Frau röchelte. Sie hatte ihren Körper zurückgedrückt, sie schlug mit den Armen um sich, sie trampelte, und ihre Füße wühlten dabei den Boden auf, hinterließen tiefe Spuren. Sie bewegte sich heftig unter
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