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Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Autoren: Nikolai Gogol
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leibeigene Bauern (»Seelen«) den Gutsbesitzern, die für sie noch Steuern zahlen müssen, abkauft, um sich damit einen Kredit zu erschwindeln, wird eine russische Variante des »Inferno« gezeigt. Auch im Roman selbst gibt es Hinweise auf eine intendierte allegorisch-moralische Lesart, wie Dante sie für seine Divina Commedia vorgesehen hatte. Als G. das Buch im Herbst 1841 in Moskau veröffentlichen lassen wollte, lehnte die Zensur ab – man sah darin eine ungehörige Satire auf Russland. Für G. war dies auch finanziell ein schwerer Schlag. Er versuchte es in St. Petersburg, wo er die besseren Beziehungen hatte, und erhielt dort tatsächlich die Druckerlaubnis, allerdings nur für den Titel Pochoždenija Čičikova ili: Mertvye duši (1842; Die Abenteuer Tschischikows oder: Die toten Seelen , 1846). Die vielen skurrilen Gestalten, die den Roman bevölkern, die Fabulierlust des Erzählers und seine geschliffenen komischen und bisweilen grotesken Formulierungen haben den Roman schnell zu einem der meistgeschätzten Werke der russischen Literatur werden lassen.
    Nach der Veröffentlichung des Romans und der Erzählung »Šinel’« (1842; »Der Mantel«, 1851), die in einer schnell zusammengestellten Werkausgabe erschien, reiste G. im Sommer 1842 sogleich wieder ab, während das lesende Russland sich im G.-Fieber befand. In Rom arbeitete er weiter an den Mertvye duši  – der zweite Band sollte die Läuterung des Helden vorführen. Unzufrieden mit dem Erreichten und im Bewusstsein, schwer krank zu sein, ging G. wieder auf Reisen in die deutschen und böhmischen Kurorte. Nach Rom zurückgekehrt, verbrannte er im Sommer 1845 fast das ganze Manuskript des zweiten Bandes der Mertvye duši .
    Die Krankheit veränderte nun auch seine Einstellung zur Literatur: Er schrieb kaum noch Fiktionales, sondern fast nur noch über Literatur, Kunst, Religion, Gesellschaft und Moral. Unter dem Eindruck, nicht mehr viel Zeit zu haben, wollte er nun offen von seiner Botschaft und seiner Sendung als Schriftsteller sprechen. Sein Anliegen war die moralische Erneuerung Russlands aus dem Geist des Christentums; seine Kommunikationsform wurde der Brief. Unermüdlich schrieb er der Familie und den Freunden erbaulich-belehrende Briefe, und als er 1847 den Band Vybrannye mesta iz perepiski s druzjami ( Ausgewählte Stellen aus dem Briefwechsel mit Freunden , 1913/14) veröffentlichte, reagierte das Publikum mit Unverständnis. Belinskij, der ihn 1835 als Hoffnung der neuen Generation gepriesen hatte, schrieb einen offenen Brief, in dem er G. einen Obskuranten nannte, einen »Prediger der Knute«, weil jener in seinem Loblied auf die angeblich gottgefällige Gentilgesellschaft die Leibeigenschaft gutgeheißen hatte. Der ganz in die Welt der mönchischen Askese eingetauchte G. arbeitete an Razmyšlenija o Božestvennoj liturgii ( Betrachtungen über die Göttliche Liturgie , 1911), einer Deutung der Symbolik des orthodoxen Gottesdienstes, die erst postum (1889) erscheinen konnte. Er versuchte sich weiter am zweiten Band der Mertvye duši , verbrannte aber im Februar 1852 auch diesen Text und verweigerte fortan die Nahrungsaufnahme. Er starb im März 1852.
Werkausgaben: Gesammelte Werke. 5. Bd. Hg. A. Martini. Stuttgart 1981–2003. – Gesammelte Werke in Einzelbänden. Berlin/Weimar 4 1987.
Norbert Franz
Aus: Metzler Lexikon Weltliteratur. Herausgegeben von Axel Ruckaberle (ISBN 978-3-476-02093-2). © 2006 J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH, Stuttgart. [Abweichende Schreibweisen im Metzler Lexikon Weltliteratur: Nikolaj Gogol’, Bol’šie Soročincy, Nežin, Ivan Ivanovič, Ivan Nikiforovič, Nevskij-Prospekt, Taras Bul’ba, Aleksandr Puškin, Čičkov]

Impressum
    Covergestaltung: bilekjaeger, Stuttgart
    Illustration: Alexander Agin, »Tschitschikow und Sobakewitsch«©akg-images
     
    © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
     
    Unsere Adresse im Internet:
    www.fischerverlage.de
     
    Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
    Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
    ISBN 978-3-10-401815-7

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