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Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Autoren: Nikolai Gogol
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Einfachheit der Fabel der Toten Seelen wird aufgewogen durch die Komplexität des Stils. Gogol ist ein Meister des Details und des überraschenden Kunstgriffs. Ist er auf der einen Seite bemüht, das Geschehen realistisch zu motivieren und zu verallgemeinern, so verlässt er andererseits die realistische Linie durch verschiedene Mittel des grotesken Stils. Die im grotesken Stil besonders ausgeprägte Tendenz zur Reduzierung und Verdinglichung des Belebten wird häufig in satirischer Absicht zur Unterstreichung der Seelenlosigkeit und menschlichen Verkümmerung negativer Gestalten eingesetzt. In mosaikartigen Aneinanderreihungen werden Menschliches und Dingliches auf derselben Ebene abgehandelt.
    Wie auch bei anderen Werken Gogols fällt an den Toten Seelen der Kontrast zwischen ›hoher‹ und ›niedriger‹ Sprache auf. In gehobener Sprache sind vor allem die in die satirische Schilderung eingestreuten lyrisch-reflektierenden Abschweifungen gehalten. Darin stellt der Erzähler Betrachtungen über seine Romangestalten an, kommentiert ihre Handlung oder reflektiert über seine eigene Schreibweise; besonders anschaulich wird dies am Anfang des siebenten Kapitels. Mit dieser Aufmerksamkeit für das Niedrige und Gewöhnliche, für das unbeachtete naturalistische Detail wurde Gogol zum Vorbild einer ganzen literarischen Richtung, der ›Natürlichen Schule‹.
    In Gogols »Poem« sind zwar die Einflüsse von Cervantes, Fielding, Sterne, Lesage und dessen russischem Nachahmer Narežnyj spürbar, doch stellt es aufgrund seiner sprachlichen Virtuosität etwas qualitativ Neues, Originäres dar und weist voraus auf den russischen realistischen Roman der späteren Jahrzehnte. In den Toten Seelen hat Gogol den Übergang von der novellistischen Erzählform zur großen Form des Romans vollzogen, die an wirklichkeitsumspannender Breite und sprachlicher Gestaltungskraft sein gesamtes früheres Schaffen übertrifft. Die Toten Seelen , Gogols einziger Roman und Höhepunkt seines Werks, haben entscheidend zur Weltgeltung dieses Dichters beigetragen.
Hans Günther
Aus: Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold (ISBN 978-3-476-04000-8). –© der deutschsprachigen Originalausgabe 2009 J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart (in Lizenz der Kindler Verlag GmbH).
[Die Schreibweise der Namen lautet abweichend in Kindlers Literatur Lexikon: Gogol’, Čičikov, Puškin, Manilov, Korobčka, Sobakevič, Nozdrëv, Pljuškin, Kopejkin.]

Aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur:
    Nikolai Gogol
Geb. 1.4.1809 in Bolschije Sorotschinzy, Bezirk Poltava/Russland;
gest. 4.3.1852 in Moskau
    Das Gut, auf dem Nikolai Gogol in der ukrainischen Provinz aufwuchs, konnte seine Familie nur knapp ernähren, weshalb das Schreiben später auch immer den Lebensunterhalt sichern musste. Zunächst erhielt der junge G. zusammen mit seinem Bruder Privatunterricht, als Zwölfjähriger kam er in das ca. 200 km entfernte Gymnasium von Nischyn, das er sieben Jahre später im Juli 1828 mit dem Abschlusszeugnis verließ. Der Briefkontakt zu Mutter und Schwestern – der Vater war bereits 1825 verstorben – blieb auch intensiv, als G. im Winter desselben Jahres nach St. Petersburg abreiste, um dort sein Glück zu machen. Die Literatur und das Theater faszinierten ihn. Schon der Vater hatte Stücke für das Leibeigenentheater seines Gönners Troščinskij geschrieben, G. erprobte sein Talent in der Theatergruppe des Gymnasiums als Kulissenmaler, Schauspieler und Arrangeur. Ein junger Lehrer begeisterte seine Zöglinge für die damaligen literarischen Moden aus Deutschland, insbesondere für Schiller und die Romantik. Auch der Direktor förderte G., indem er ihn in einen Literaturzirkel aufnahm, wo G. seine literarischen Gehversuche präsentierte. Mit vielen Ermunterungen und mit mehreren Texten im Gepäck reiste G. also in die Hauptstadt, darunter Ganc Kjuchel’garten ( Hans Küchelgarten , 1914), eine Idillija in zwei Bildern. Sie wurde – mit finanziellem Zuschuss des Verfassers – 1829 publiziert, erhielt aber nur schlechte Kritiken. Erschrocken begab sich G. auf eine mehrwöchige Auslandsreise, auch wenn er sie kaum finanzieren konnte.
    Nach Russland zurückgekehrt, machte er sich ernsthaft auf die Suche nach einer Stellung, konnte diese jedoch nur in der untersten Rangstufe der Beamtenhierarchie erlangen. Über landsmannschaftliche Kontakte machte sich G. der
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