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Die toten Frauen von Juárez

Die toten Frauen von Juárez

Titel: Die toten Frauen von Juárez
Autoren: Sam Hawken
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anderen alten Männer vom Mittagessen im Misión Guadalupe, und den vierten vom Golfspiel. Inmitten der anderen wirkten sie nicht jünger, egal wie sie sich unter den Partylampen aufführten.
    Der Mann namens Hernández, der sich nach Sevillas Wohltätigkeitsarbeit für Krankenhäuser und Polizei erkundigt hatte, stand unvermittelt vom Tisch auf und zerrte eines der Mädchen mit sich. Er rempelte sie an, die Parodie eines Tanzes, und hielt sie fest, als sie zurückweichen wollte.Einer der jüngeren Männer kam zu ihm; sie rieben von zwei Seiten die Hüften an dem jungen Mädchen, das jetzt offen weinte. Sevilla knirschte mit den Zähnen.
    Einer der Kämpfer ging zu Boden, der andere stürzte sich auf ihn, setzte sich breitbeinig auf seine Taille und ließ einen Hagel von Faustschlägen auf seine erhobenen Unterarme niederprasseln. Er schlug dem Kämpfer dreimal den Kopf auf den mit Sägemehl bestreuten Betonboden, bis die Kopfhaut aufplatzte und Blut überallhin spritzte. Madrigal und die anderen johlten vor Begeisterung. Eine Hure ließ sich zwischen Madrigals Beinen nieder und verschwand unter dem Tisch.
    Hernández und sein Begleiter zerrten das Mädchen vom Tisch weg zur Treppe in den ersten Stock. In seiner Hast zerriss Hernández dem Mädchen das Kleid. Dann kamen sie die Treppe hoch, und Sevilla ging plötzlich auf, dass sie ihn sehen würden, wenn sie auf diese Etage kamen. Er ging den Weg zurück, den er gekommen war, versteckte sich hinter einer Tür und hoffte, dass sie nicht bis zum Ende der Galerie gehen würden.
    Sie kamen nicht bis zu seiner Tür. Über die wummernde Musik hinweg hörte er klägliche Schreie. Sein Herz schlug rasend schnell. Dann wagte er sich aus seinem Versteck und ging langsam die Galerie entlang. An der ersten Tür blieb er stehen und drückte sich schwitzend mit dem Rücken an die Wand. Er riskierte einen Blick ins Innere.
    Hernández und der andere Mann drückten das Mädchen auf die Matratze und bissen und kratzten sie wie Wölfe. Hernández streckte seine entblößten Pobacken der Decke entgegen. Er machte stoßende Bewegungen; keine noch so laute Musik hätte die Schreie übertönen können. Sevilla verspürte Übelkeit.
    Unten in der Halle war der Kampf zu Ende. Der eine Mann lag reglos im Sägemehl, der andere torkelte. Madrigal grüßte den Sieger von seinem Thron aus, doch der Mann brach vor Erschöpfung und Blutverlust zusammen.
    Die junge Frau schrie immer noch. Nach ihrer Mutter, nach Gott. Sevillas Augen brannten, und da wusste er, dass er weinte. Er zitterte am ganzen Körper.
    Sevilla zog die Pistole. So hatte er es sich nicht vorgestellt. Er wollte nicht so ängstlich sein. Doch er konnte die Schreie des vergewaltigten Mädchens nicht ausblenden, so wenig wie die Bacchanalien unten in der Fabrikhalle, wo die Männer sich mit leichten Mädchen, Wein und Drogen vergnügten.
    Er holte tief Luft, dann handelte er.
    Als er das Zimmer betrat, sahen ihn die Männer zuerst nicht. Sevilla stellte fest, dass Hernández das Mädchen verdeckte. Sein Begleiter masturbierte wie von Sinnen. Nicht einmal, als er Sevilla entdeckte, ließ er seinen Schwanz los.
    Sevillas Mund war trocken, dennoch zwang er sich, zu sprechen. »Stopp«, sagte er zu leise. »Aufhören.«
    Hernández achtete nicht darauf, rollte sich aber halb von dem Mädchen herunter. Jetzt sah Sevilla ihr Gesicht, die Tränen, die verheulten, hohlen Augen, in denen die nackte Verzweiflung stand. »Was zum Teufel soll das? Wer sind Sie?«
    »Ich bin Polizist«, sagte Sevilla und hob die Waffe. Jetzt klang seine Stimme fester. »Weg von ihr.«
    »Leck mich, Sie sind doch kein Polizist«, sagte Hernández. »Soll das ein Witz sein?«
    Sevilla richtete die Waffe auf Hernández’ Gesicht. »Ich sagte weg von ihr. Sofort.«
    »Und ich sagte leck mich,
pinche cabrón

    Sevilla warf noch einen Blick auf das Mädchen. Hinterher konnte er sich nicht mehr erinnern, wie er sich selbst befohlen hatte, zu schießen. Die Kugel traf Hernández mitten ins Gesicht und zertrümmerte beim Austritt den Schädel. Der Mann wurde von der Matratze geschleudert. Blut spritzte auf das Mädchen.
    Der andere Mann wollte aus dem Zimmer fliehen. Sevilla erschoss auch ihn. Hinterher war er selbst blutbesudelt.
    Die Musik pulsierte immer noch, aber Sevilla glaubte, Rufe zu hören. Das Mädchen lag mit schmutzigem und zerrissenem Kleid wie gelähmt auf der Matratze. Sevilla musste sie zurücklassen. Er lief aus dem Raum.
    Alle blickten vom Boden
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