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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
Autoren: Rebecca Michéle
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bei Looe.“
    „Ach so, ja.“ Warden seufzte und sah erneut verstohlen zur Uhr. Wenn er sich beeilte, konnte er noch pünktlich sein, seine Frau wäre zu Recht verärgert, wenn er sie versetzte, was aufgrund seines Berufes leider häufig vorkam. Trotzdem nahm er die Akte zur Hand und schlug die erste Seite auf. Rasch überflogen seine Augen den Bericht. „Scheiße“, entfuhr es ihm, worauf der Sergeant verstohlen grinste, denn sein Vorgesetzterneigte sonst nicht zu Kraftausdrücken. „Die Bremsleitung wurde angeschnitten, das war kein Unfall.“
    „Zwei Fälle von manipulierten Unfällen binnen weniger Tage?“ Bourke runzelte die Stirn. „Erst der Motorradfahrer, dann diese ältere Dame. Glauben Sie, es gibt einen Zusammenhang?“
    Warden erhob sich seufzend.
    „Das herauszufinden, mein lieber Bourke, ist unsere Aufgabe, aber nicht mehr heute.“ Er griff nach seiner Jacke. „Rufen Sie Miss Clarence an und bestellen Sie sie für morgen früh ins Präsidium.“
    Der Sergeant lächelte. „Bereits erledigt, Chef, die Dame meinte allerdings, sie würde sich morgen ohnehin mit uns in Verbindung setzen.“
    Warden, eine Hand auf der Türklinke, wandte sich um.
    „Was soll das heißen?“
    Bourke zuckte mit den Schultern. „Miss Clarence war nicht bereit mehr zu sagen, sie meinte nur, dass sie morgen früh wahrscheinlich etwas für uns hätte, das uns sehr interessieren würde.“
    „Dieses Weib macht mich krank“, murmelte Warden. „Ich werde morgen nach Higher Barton rausfahren, und Sie begleiten mich, Bourke. Ich habe da so ein Gefühl. Wir treffen uns hier um acht Uhr.“
    Sergeant Bourke nickte und tippte an seine Mütze, dann verließ Warden sein Büro. Vorbei war die Vorfreude auf das Essen mit seiner Frau. Er wusste, seine Gedanken würden den ganzen Abend um Mabel Clarence und darum, was die Frau jetzt wieder ausheckte, kreisen.

23
    Über dem Land hing dichter, feuchter Nebel und für Ende Mai war es empfindlich kalt, als Mabel kurz vor fünf in der Früh aus dem Haus schlich. Sie benutzte die Hintertür, deren Schlüssel in einer Küchenschublade aufbewahrt wurde – die Schlüssel für das in der Nacht verschlossene Hauptportal besaßen nur Abigail und die Penroses. Victor erwartete sie schon, als sie die untere Gartenpforte erreichte – denselben Eingang, den sie benutzt hatte, als sie an dem verhängnisvollen Sonntagmorgen nach Higher Barton gekommen war. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie den Tierarzt sah, denn er trug bereits den Taucheranzug.
    „Steht Ihnen gut, wäre vielleicht eine Alternative zu Ihrer alten Cordjacke“, sagte sie.
    „Was haben Sie gegen meine Jacke?“, brummte Victor. „Sie ist warm und praktisch.“ Er deutete auf den Kofferraum. „Würden Sie mir mit den Flaschen bitte behilflich sein?“
    Gemeinsam hievten sie zwei Sauerstoffflaschen und ein Paar Schwimmflossen aus dem Wagen, dann gingen sie durch den verwilderten Garten zum See. Victor, der nie zuvor in diesem Teil des Parks gewesen war, stieß einen leisen Pfiff aus, als sie den See erreichten. Auch zwischen den Bäumen war der Nebel so dicht, dass das andere Ufer nur vage zu erkennen war, obwohl der See keine fünfzig Meter breit war.
    „Ein idealer Platz, um jemanden verschwinden zu lassen, und nicht weit vom Herrenhaus entfernt“, bemerkte Victor.
    Mabel nickte. „Hoffen wir, dass es nicht nur eine fixe Idee von mir ist. Victor …“ Sie trat neben ihn. „Wollen Sie wirklich da runter? Ich meine, es ist doch nicht gefährlich, oder?“
    Er zuckte mit den Schultern.
    „Jeder Tauchgang birgt eine gewisse Gefahr. Wenn wir herausfinden wollen, ob die sterblichen Überreste der armen Sarah tatsächlich in dem See liegen, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben.“
    Er zog sich die Schuhe aus, schlüpfte in die Flossen, zog dann die Haube über den Kopf, setzte die Taucherbrille auf und überprüfte das Mundstück. Mit Daumen und Zeigefinger bildete er einen Kreis, das Zeichen unter Tauchern, dass alles okay war, dann stapfte er ins Wasser. Fröstelnd zog Mabel den Mantel um sich. Die Kälte, die sie frieren ließ, kam nicht allein vom Nebel. Sie war derart nervös, ob und was Victor in dem See finden würde, dass sie vor gespannter Erwartung am ganzen Körper zitterte. Nach wenigen Sekunden war Victor verschwunden, lediglich ein paar zur Wasseroberfläche steigende Luftblasen wiesen noch auf ihn hin, die gleich darauf verschwanden. Ruhelos ging Mabel auf und ab. Sie hatte keine
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