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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus
Autoren: Sujata Massey
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da. Ich mußte mir die Videoaufzeichnung der Nachrichten ansehen, in denen du beim Verlassen meines Hauses zu sehen warst. Piers hat pausenlos gequasselt, welche Nachteile mir aus unserer Beziehung entstehen, während ich nur dalag und den wunderbaren Anblick von dir in meinem Hemd genossen habe. Dann kam ein unangenehmer Schock.«
    »Weil ich dem alten Mann das Taxi weggenommen habe?« Ich beugte mich vor und genoß seine Finger auf meinem Rücken.
    »Nein, Kleines. Im Hintergrund sah ich eine große, ausländische Gestalt. Ich habe das Band zurückgespult und unsere gute, alte Freundin erkannt. Ich habe mich gefragt, weshalb Mrs. Chapman, die dich doch so gerne mag, dich nur beobachtete, ohne sich bemerkbar zu machen.« Er klang entschuldigend. »Dann bin ich wieder eingeschlafen. Ich habe Demerol genommen, wegen meines Knöchels, der jetzt dank deiner vier Treppen noch schlimmer geworden ist.«
    »Armer Hugh«, sagte ich und streichelte seinen linken Schenkel. Vom Knie bis zum Fuß steckte er in einem Fiberglasverband, der jetzt über den Wannenrand ragte und abgestützt wurde. Hugh heil in die Wanne zu bekommen, war eine komplizierte Angelegenheit gewesen, die ich nur ungern wiederholen wollte; wir würden erst das Wasser ablaufen lassen müssen, bevor er aufstehen konnte.
    »Es muß Stunden später gewesen sein, als mich das Telefon geweckt hat und ich mich mit Mr. Naruse unterhalten habe.«
    »Mit wem?« Ich hielt meinen schmerzenden Kopf. Hugh hatte mich bei seinem verzweifelten Versuch, Mrs. Chapman am Boden zu halten, mit der Krücke getroffen. Ich hatte zwar keine Gehirnerschütterung, aber eine riesige Beule.
    »Mr. Naruse ist der Privatdetektiv, den ich in deiner Straße postiert hatte. Richard und Mariko haben mir von dem Zwischenfall am Bahnhof erzählt, und deshalb habe ich Mr. Naruse mit deiner Überwachung beauftragt.«
    »Gestern abend hat mich ein Mann verfolgt. Soll das etwa heißen, daß er das war …«
    »Er hat mir berichtet, daß du die Polizei gerufen hast. Ich dachte, du bist darauf gekommen, daß ich ihn beauftragt habe, und bist wütend. Deswegen habe ich Winnie gebeten, mir zu helfen.«
    »Weißt du, daß sie deinen Anrufbeantworter neu besprochen hat? Sie ist eingezogen und hat sich in deinem Leben breitgemacht!«
    »Lenke nicht ab.« Er küßte meine herumwandernde Hand und schloß sie in seine. »Mr. Naruse hat angerufen, um zu berichten, was heute morgen los war. Mehrere Leute kamen und gingen, und um ein Uhr hat eine ältere gaijin- Fraudas Gebäude betreten. Durch sein Fernglas hat er gesehen, daß sie in deine Wohnung ist. Aus diversen rechtlichen Gründen hat er sich geweigert, hinaufzugehen, deshalb bin ich selbst hingefahren.«
    »Mrs. Chapman, ich meine Smith, muß erst geklingelt haben, als sie sicher war, daß Richard und ich gegangen waren«, sagte ich. »Mariko hat wahrscheinlich gedacht, sie kann die ältere Dame bedenkenlos hereinlassen.«
    Hugh seufzte. »Schade, daß ich nicht dabei war, als Marcia Chapman-Smith alles gestanden hat. Du hättest wieder für uns übersetzen können.«
    »Nichts da. Wir sind hier in Tokio, und hier arbeitet die Polizei professionell.« Ich lehnte mich an ihn und dachte daran, wie gut es gewesen war, zusammen im Warteraum der Polizei zu sitzen und die Aussagen zu machen. Captain Okuhara war auch gekommen. Er hatte sich tief vor Hugh und mir verbeugt und gefragt, womit er seinen Fehler wiedergutmachen könne.
    »Mit einer Pressekonferenz«, hatte Hugh grinsend erwidert.
    Mariko war nicht so glücklich über den Ausgang der Dinge. Sobald man das Klebeband von ihrem Mund entfernt hatte, bedachte sie uns, die Polizei und die anwesenden Presseleute mit unflätigen Ausdrücken.
    »Diese Frau hat meine Mutter umgebracht, und sie hat versucht, mich umzubringen. Ich will nichts mit ihr zu tun haben, und es ist mir schnurzpiepegal, was im Testament ihres Mannes steht. Ich würde keinen Dollar annehmen, und wenn sie ihn mir auf dem Silbertablett servieren würden«, rief sie und schwang ihre Dreadlocks für die Kamera.
    Doch da war noch Setsukos geheimes Sparkonto bei der Post – Geld, das sie sicher ihrer Tochter vererbt hätte. Ich wollte dafür sorgen, daß Mariko es bekam, und wenn Mr. Nakamura Schwierigkeiten machte, würde Hugh eingreifen, der wieder seinen alten Posten bei Sendai hatte.
    Mr. Nakamura hatte beschlossen, wegen der Erpressung gegen Keiko auszusagen. Damit würde Sendai die halbe Million Yen zurückbekommen, die Nakamura
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