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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)
Autoren: Stella Conrad
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selbstgefälliger Miene auf einer Liege, sein rechtes Handgelenk war verbunden. Am Fußende standen zwei Mädchen, die sich wütend anschrien. Eins der Mädchen trug einen frischen Kopfverband. Beide waren filigrane, hübsche Geschöpfe mit langen, glatten Haaren, eine blond, die andere rothaarig.
    Zuerst verstand ich nicht, was hier ablief. Leon hatte mich noch nicht bemerkt. Was wollten diese Mädchen hier? Und worüber stritten sie sich? Ich drehte mich zu Marcel um, der mir gefolgt und in der offenen Tür stehen geblieben war. Meinen fragenden Blick beantwortete er mit einem Achselzucken.
    Ich wandte mich wieder den streitenden Mädchen zu, die mittlerweile Handgreiflichkeiten austauschten – und da fiel mir plötzlich ein Detail auf: Beide trugen den gleichen, auffälligen Ring mit einem großen, pinkfarbenen Kristall in Herzform. Diesen Ring kannte ich nur zu gut. Leon hatte ihn mir zur Verlobung geschenkt.
    »Leon!«,schrie ich, um das Gekreische der Damen zu übertönen, die daraufhin abrupt verstummten und mich anglotzten.
    Leon zuckte erschrocken zusammen, sah in meine Richtung und wurde kreidebleich. »Helene …«, keuchte er, und das blanke Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Was ist hier los?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort längst kannte.
    Seine Augen irrten hektisch durch den Raum.
    »Was … was machst du denn hier?«, stammelte er. »Ich … ich hatte dir doch gesagt, du sollst zu Hause auf mich warten.«
    Die beiden Mädchen waren aus ihrer Starre erwacht und redeten auf Leon ein, während sie immer wieder auf mich zeigten. Er sagte fassungslos: »Warum bist du nicht zu Hause geblieben, Helene?«
    »Weil ich das hier sonst verpasst hätte«, gab ich schnippisch zurück. »Und jetzt schick die Damen weg, ich will mit dir reden.«
    Ich wunderte mich, wie cool ich blieb, obwohl sich gerade meine Zukunft in Luft auflöste.
    Marcel kam in den Raum und sagte ein paar Worte zu den Mädchen, die bei ihnen wütenden Protest auslösten, aber er ließ sich nicht beirren und drängte sie unerbittlich in Richtung Tür. Die mit dem Kopfverband sträubte sich mehr als die andere, aber Marcel ergriff ihr Handgelenk und zerrte sie hinter sich her aus dem Raum.
    Die Tür wurde mit einem lauten Knall geschlossen.
    Ich ging auf Leon zu, der noch immer um Fassung rang. Vor der Liege blieb ich stehen.
    »Und?«, herrschte ich ihn an.
    »Helene«, sagte er beschwörend, »ich liebe dich, das glaubst du mir doch?«
    Beinahe hätte ich gelacht.
    »Ich glaube dir überhaupt nichts mehr«, antwortete ich. »Wer sind diese Mädchen?«
    »Gute Bekannte«, beeilte er sich, zu versichern. »Nicht mehr, ehrlich. Du bist die einzige Frau, die ich liebe.«
    Ich hielt ihm meine Hand mit dem Verlobungsring unter die Nase. Er zuckte erschrocken zurück.
    »Ach, und deshalb hast uns allen den gleichen Ring geschenkt? Gab es die im Sonderangebot? Nimm drei, zahl zwei? Ein bisschen mehr Fantasie hätte ich dir eigentlich zugetraut.«
    Sein Mund, den ich so gern geküsst hatte, ging auf und zu, ohne dass er ein Wort hervorbrachte. Was hätte er auch sagen sollen?
    Ich zog mir den Ring vom Finger und warf ihn Leon an den Kopf. Der Kristall riss die Haut an seiner Stirn auf, und ein dünnes Rinnsal Blut lief an seinem Gesicht herunter. Ich hoffte inständig, dass eine Narbe zurückbleiben würde, die ihn immer an mich erinnern sollte.
    »Ich will dich nicht mehr sehen, hörst du?«, schrie ich ihn an.
    Er rang nach Luft. »Ja aber, Helene … unsere Wohnung … wo soll ich denn …«
    »Mir doch scheißegal«, fauchte ich, »ich gebe dir Bescheid, wenn ich ausgezogen bin. Und bis dahin wird dir sicherlich eine der Damen ein Bettchen anbieten. Mit Freuden, möchte ich wetten.«
    Damit drehte ich mich um und stürmte aus dem Zimmer.
    Ich stieß die Mädchen zur Seite, die direkt vor der Tür standen.
    Nur schnell raus hier, dachte ich, denn ich spürte, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Diese Blöße wollte ich mir vor versammelter Mannschaft nun wirklich nicht geben.
    Halb blind vor Tränen prallte ich in Marcel, der mich festhielt und sagte: »Ich fahre dich nach Hause, Helene.«
    Das war der Moment, als alle Dämme bei mir brachen.
    Nach Hause?
    Ich hatte kein Zuhause mehr.

KAPITEL 4
     
    Ich schluchzte hemmungslos, als Marcel mich in sein Auto verfrachtete und mir den Sicherheitsgurt anlegte.
    Er schwieg, während er mich – deutlich zivilisierter und vorsichtiger, als ich es von ihm gewöhnt war – nach Hause
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